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Potsdam-Mittelmark: Essen mit Ausblick

Die Werderaner Bismarckhöhe hat einen neuen Betreiber. Der will den Ballsaal künftig öfter nutzen und ab Ostern den Biergarten der Höhengaststätte wieder eröffnen

Werder (Havel) - Eine illustre Gesellschaft, die sich im großen Ballsaal im Walzer wiegt. 500 Menschen, die auf dem Galgenberg in Werder hoch über der Havel ausgelassen feiern. Und wer aus dem prunkvollen Saal nach draußen ans Geländer tritt, kann seinen Blick bis hinüber zum Neuen Palais in Potsdam schweifen lassen. Der Werderaner Obstzüchter Gustav Altenkirch hat einen guten Geschäftssinn gehabt, als er 1905 mit der Bismarckhöhe einen der schönsten Veranstaltungsorte Brandenburgs errichten ließ. Nun soll der Ballsaal das ganze Jahr hindurch genutzt werden.

„Wir haben für dieses Jahr bereits 17 Veranstaltungen für die Bismarckhöhe fest“, sagt Rainer Wohlthat, Geschäftsführer der Berliner Wohlthat Entertainment GmbH, den PNN. Seit Jahresbeginn ist seine Firma neuer Betreiber der Bismarckhöhe. Den Anfang macht am 29. Januar das Deutsche Filmorchester Babelsberg mit einem Konzert zum 700. Stadtjubiläum, danach folgt die Prunksitzung des Werderaner Karnevals. „20 bis 25 Veranstaltungen sollen es dann künftig jährlich werden“, so Wohlthat. Dazu würden noch Vermietungen wie Abibälle oder Firmenfeiern kommen.

Schon lange hat seine Firma mit der Bismarckhöhe zu tun: Seit mehr als zehn Jahren organisiert sie gemeinsam mit einem weiteren Veranstaltungsservice das Baumblütenfest. „Dabei waren wir inhaltlich auch immer für den Blütenball auf der Bismarckhöhe verantwortlich“, so der Geschäftsführer. Das diesjährige Baumblütenfest soll genutzt werden, um den Werderanern zu zeigen, dass nun wieder dauerhafter Betrieb auf der Höhe ist.

Bis April 2016 hatte der Stahnsdorfer Starkoch Ronny Pietzner einen Biergarten auf der Bismarckhöhe betrieben. Die Stadt, der das Gebäude gehört, hatte dann ein Interessenbekundungsverfahren für den Betrieb ausgerufen, laut 1. Beigeordneten Christian Große (CDU) gab es keine weiteren Bewerber. Laut Ronny Pietzner sei der Aufruf für das Verfahren aber auch nur wenige Tage im Internet zu lesen gewesen. Zudem wundert er sich über die nun mögliche Zahl der Feste. „Als ich Betreiber war, waren laut Genehmigung nur neun Veranstaltungen pro Jahr erlaubt“, so Pietzner auf Anfrage der PNN.

Gut ein halbes Jahr hatten Stadt und Veranstalter schließlich verhandelt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit Wohlthat für den Betrieb der Bismarckhöhe einen starken Partner gewonnen haben“, so Große. So soll der Veranstaltungsbetrieb gerade mit Blick auf das Jubiläumsjahr weitergeführt werden. Zudem habe man mit Wohlthat Entertainment einen Partner, der auch im Gastronomiebereich Erfahrung hat. Die Stadt vermietet das Ensemble an Wohlthat und wird eigenen Angaben zufolge auch am Umsatz beteiligt.

In der Region betreibt das Unternehmen das Café und Restaurant Fredersdorf am Neuen Palais in Potsdam, bis zum vergangenen Jahr organisierte die Firma auch die dortige Schlössernacht. Für den Baumblütenball sei stets ein Großteil des Essens in Potsdam vorbereitet worden, da es auf der Bismarckhöhe bisher nur eine kleine Küche gibt. „Wir werden jetzt im sechsstelligen Bereich investieren, um unter anderem eine große Küche einzurichten“, so Wohlthat. Auch der Pavillon, den Ronny Pitzner 2011 im Biergarten errichten ließ, müsse neu bestückt werden. Die Stadt hat ihn Pietzner abgekauft und vermietet ihn nun an Wohlthat. Wohlthat zufolge müsse auch die Stadt noch investieren und etwa die Treppe vom Hohen Weg hinauf zur Bismarckhöhe ausbessern.

Ab Ostern soll der Biergarten mit 200 Plätzen dann Freitag bis Sonntag und an Feiertagen geöffnet haben, zuerst mit einem Imbiss-Angebot. Wenn dann die Küche fertig ist, solle auch eine längere Speisekarte möglich sein. In Richtung Gourmet-Restaurant soll es aber nur bei Festen im Ballsaal gehen, nicht bei der täglichen Bewirtung: „Bei den Touristen, die zu uns ins Fredersdorf kommen, sind Bratwurst und Suppe die mit Abstand beliebtesten Speisen“, so Rainer Wohlthat.

Beim Freundeskreis Bismarckhöhe, der im Turm des Gebäudes ein Museum für den Dichter Christian Morgenstern und eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen betreibt, ist man froh über die Wiederbelebung des Biergartens. „Wir sind guter Hoffnung, dass wir nun bessere Verabredungen treffen können und unser Museum immer dann geöffnet ist, wenn Herr Wohlthat Veranstaltungen macht“, sagt Wolfgang Kagel, stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreises. Umgekehrt sei es hoffentlich künftig auch möglich, Museumsbesuchern unter Absprache den großen Ballsaal zu zeigen.

Der Vertrag zwischen Wohlthat Entertainment und Stadt ist über fünf Jahre abgeschlossen. In denen soll die Bismarckhöhe auch besser mit der Innenstadt verbunden und so zu einem neuen Anziehungspunkt werden: Wie berichtet will die Stadt das Lindowsche Haus, eines der letzten erhaltenen Obstbauerngehöfte in der Innenstadt, zu einem Besucherzentrum mit Tourist-Info, Radverleih und einem Regio-Laden umbauen. An den hinter dem Haus gelegenen Schuffelgärten sollen Besucher vorbei an den Weinreben des Wachtelberges bis hinauf zum Biergarten laufen können. Damit soll sich der Besucherstrom am Wochenende nicht mehr nur auf die Insel konzentrieren.

nbsp;Enrico Bellin

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