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Potsdam-Mittelmark: Erstaunliche Details zur Ortsgeschichte

Nach intensiver Forschungsarbeit präsentiert Frank-Jürgen Seider das „Häuserbuch der Stadt Teltow“

Teltow – Nach drei Jahren intensiver Forschungsarbeit hat der Autor Frank-Jürgen Seider vom Teltower Heimatverein jetzt das „Häuserbuch der Stadt Teltow“ vorgestellt. Es ist eine Fundgrube für Familienforscher, Historiker, Sozialwissenschaftler und auch für viele Teltower, die sich für die Geschichte ihrer Stadt interessieren. Denn der Autor belässt es nicht einfach bei einer bloßen Aufzählung der einstigen Hausbesitzer, sondern recherchierte auch in unterschiedlichen Quellen die Baugeschichte der Häuser.

So erfährt der Leser beispielsweise etwas über das Hirtenhaus in der Alten Potsdamer Straße unweit des einstigen Machnower Tores, hinter dem der Seewall verlief. Aus den Bauakten von 1854 geht hervor, dass sich im Hirtenhaus nicht nur eine Wohnung befand, sondern auch ein Schafstall. Unweit davon stand das Torschreiberhaus mit einem Gartenfleck.

Die Stadtgrundstücke sind straßenweise aufgelistet und die heutigen Straßennamen und Hausnummern werden ergänzt durch ihre einstigen Namen. Noch im 18.Jahrhundert wurden alle Stadthäuser durchnummeriert und zwar von der Berliner Vorstadt (heute Areal um den Ruhlsdorfer Platz) über die Ritterstraße, den Hohen Steinweg, Alte Potsdamer Straße bis zur Bäckerstraße. Beim Blick auf die im Anhang beigelegten Stadtkarten glich dieses Nummernsystem einer Spirale, die sich von außen nach innen dreht. Erst im Jahr 1900 erfolgte eine straßenweise Nummerierung.

Seider stieß bei seinen Recherchen auch auf den Briefwechsel von Ämtern, aus denen hervorgeht, dass die preußischen „Vorschriften für die Buchung von Grundstücksverkäufen und Pfändung“ (1722) nur schleppend umgesetzt wurden. So forderte der Potsdamer Steuerrat im Dezember 1749 den Teltower Magistrat auf, einen Bericht über die Teltower Hypotheken abzugeben. Drei Wochen später kam die Antwort: „Das Stadt- Grund- und Hypothekenbuch in Teltow, in Repertorio Lit H (Red.: Register unter Buchstabe) ist seit zwei Jahren nach den Kaufbrieffen, Erbrecessen und Schuldverschreibungen der Eigentümer in gute Richtigkeit gebracht und wir haltens auch für richtig". Vier Jahre später inspizierte eine Gruppe Beamter die Akten der Teltower und konstatierte, dass Hypothekenbuch und Grundakten „äußerst mangelhaft“ geführt worden seien.

Das „Häuserbuch der Stadt Teltow“ vermittelt aber auch Einblicke in das wirtschaftliche und soziale Leben der Stadt, das überwiegend von Landwirtschaft geprägt war. Die Ackerbürger nahmen eine Vorrangstellung vor Handwerksmeistern und Gärtnern ein, was sich vor allem auf ihren Besitz an Äckern und Wiesen gründete. Zudem existierte bereits im 16.Jahrhundert ein Krugverlag, wie das Braugewerbe bezeichnet wurde. Rund 25 Braustellen hatte die Stadt noch vor dem Brand 1711, danach nahmen nur noch 13 Braueigner dieses Gewerbe auf, das eine zusätzliche Einnahmequelle war. Doch 1810 wurde dieses Privileg abgeschafft.

Einen Aufschwung im Handel erfuhr die Stadt um 1840, als sich die Zahl der Kaufleute erhöhte. Als sich begüterte Berliner Bürger nach 1870 am Teltower See ansiedelten und große Villen bauten, nahm allmählich auch die Bedeutung der Landwirtschaft ab. Mit dem Bau des Teltowkanals kam die Industrie in die Stadt, und die Bevölkerung wuchs auf 3000 Einwohner an.

Frank-Jürgen Seiders Buch enthält auch historische Fotos. Es öffnet allen Interessierten die Tür zu erstaunlichen Details der Ortsgeschichte und bietet mitsamt den Quellenangaben eine gewaltige Materialfülle für weitere Forschungen. Herausgegeben wurde das 196-seitige Buch in der Schriftenreihe der Stiftung Stoye als 49.Band.Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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