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Immer in Bewegung. Der Ehrenamtler Manfred Beger (r.) hat den „Ersten Internationalen Lauftreff“ für Bewohner und Nachbarn des Flüchtlingsheims in Ferch organisiert. Zum Lauf kamen zwar nur wenige, dafür wurde im Anschluss Fußball gespielt.

© Manfred Thomas

Erstaufnahmelager in Ferch: Einmal bis zum Waldrand und zurück

In Ferch trafen sich Anwohner und Flüchtlinge zum Lauffest. Die dortige Erstaufnahmestelle soll länger betrieben werden als geplant.

Schwielowsee - Am Ende siegte König Fußball. Kinder und Erwachsene jagten gemeinsam dem runden Spielgerät hinterher. Die Zurufe der Kicker waren am Sonntag quer über das Gelände der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Ferch zu hören. Am Spielfeldrand sorgte Schiedsrichter Manfred Beger für Fair Play.

Jogging für jedermann

Doch eigentlich war das Fußballspiel nur als krönender Abschluss der sportlichen Aktivitäten an diesem Nachmittag gedacht. Beger, der im regionalen Flüchtlingsnetzwerk engagiert ist, hatte mit seiner Initiative „on the move“ (zu Deutsch: in Bewegung) zum ersten Mal in der Fercher Flüchtlingsunterkunft zu einem Lauftreff eingeladen. Die Idee: Bewohner des Heims und andere Interessierte sollten an diesem Adventsnachmittag etwas für ihre Fitness tun. Jogging für jedermann – so der Slogan der Initiatoren. Doch zum richtigen Joggen über ein paar Kilometer entschlossen sich letztlich nur zwei Erwachsene, erzählt Übungsleiter Jörg Schneider. „Ganz entspannt bis zum Waldrand und zurück“ seien sie gemeinsam gelaufen. Vielleicht vier Kilometer, schätzt Schneider, der dem Sport sowohl ehren- als auch hauptamtlich verbunden ist. Im Landessportbund betreut Schneider bei der Brandenburgischen Sportjugend das Programm „Integration durch Sport“. Mit dieser Arbeit soll es Ausländern erleichtert werden, einen Zugang zur deutschen Gesellschaft zu finden.

Eine schnelle Integration in Deutschland wünschen sich wohl auch alle Asylbewerber, die hier, in der Fercher Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge untergebracht sind. Die Asylunterkunft, die eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt ist, sollte ursprünglich nur bis Ende 2016 in Betrieb bleiben. Schon im Sommer deutete sich jedoch an, dass die in einem ehemaligen Bundeswehrwohnheim eingerichtete Unterkunft über diese Zeit hinaus gebraucht wird (PNN berichteten). Der Sprecher des Brandenburger Innenministeriums, Wolfgang Brandt, bestätigte am Sonntag auf PNN-Anfrage, dass es Pläne gebe, die Fercher Erstaufnahmeeinrichtung über das Jahr 2016 hinaus zu betreiben. Dem Vernehmen nach soll der Betrieb um zwei Jahre bis 2018 verlängert werden. Dabei wird sich voraussichtlich auch die Aufnahmekapazität erhöhen. Derzeit sei in der Einrichtung Platz für 280 Flüchtlinge. Es gibt auf dem Areal mehrere feste Häuser. „On the move“-Initiator Beger schätzt, dass dort derzeit rund 150 Asylbewerber wohnen. Auf dem großzügigen Freigelände des einstigen Bundeswehrstandorts könnten Brandt zufolge noch Leichtbauhallen aufgestellt werden, mit denen sich die Kapazität auf dann insgesamt etwa 400 Plätze erhöhen würde.

Sportliche Ziele

Um den Flüchtlingen, die hier in der Fercher Erstaufnahmeeinrichtung unterkommen, die Wartezeit ihres Asylverfahrens zu erleichtern, wollen der Ehrenamtler Beger und sein Team nun jeden Sonntag ein Lauftraining anbieten. Sportliches Ziel sei es, dass einige Laufwillige beim Caputher Seelauf am 10. Januar mitmachen. Und auch danach könnte es weitergehen: „Wenn’s gut angenommen wird, läuft’s auch im Winter weiter“, sagt Beger. Wenn sich auch am gestrigen Sonntag nur wenige Interessenten für einen Lauf über eine längere Distanz begeistern konnten, so machten doch immerhin viele mit bei allerlei sportlichen Aktivitäten auf dem Gelände der Asylbewerberunterkunft. Beger bot zum Beispiel einen 100-Meter-Lauf an. Mit dabei war der 29-jährige Syrer Ayham Jawish. Seit rund drei Wochen lebt er hier in der Abgeschiedenheit des Fercher Heims. Jawish, der in Syrien als Elektriker arbeitete, würde gern Basketball spielen. „Ich liebe Basketball, aber hier konnte ich noch nichts dafür finden“, berichtete der junge Mann. „In Syrien habe ich Basketball und Tennis gespielt.“ Ein 100-Meter-Sprint mag da kein vollwertiger Ersatz gewesen sein. Das anschließende Fußballspiel vielleicht schon eher.

Fußballtraining in Asylbewerberheimen in Berlin und Brandenburg

Ehrenamtler Beger, der selbst in Ferch wohnt und als Übungsleiter beim SV Ferch aktiv war, bietet seit Längerem für die Flüchtlingskinder in dem Asylbewerberheim ein wöchentliches Fußballtraining an. Am morgigen Dienstag will er die diesjährige Saison beenden. Doch was den Fußball anbelangt, hat Beger, von Beruf Drehbuchautor, schon weitere Pläne. Mit seinen mobilen Fußballtoren – „die lassen sich wie so ein Zeltgestänge zusammenlegen“ – möchte er im kommenden Jahr gern gemeinsam mit seinen Mitstreitern in Berliner und Brandenburger Asylbewerberheimen Fußballtraining anbieten. Ungefähr 15 Übungsleiter stünden dafür zur Verfügung, sagt Beger.

Dass sich am Sonntag nur wenige für’s Joggen interessierten, stört Beger indes nicht. Ihn freue es, dass Kinder und Erwachsene gemeinsam auf dem Fußballplatz gespielt haben. „Im Endeffekt geht’s ja darum, dass sie sich bewegen.“

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