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Erntezeit: Spargel satt

Die Zeit der großen Gewinne ist vorbei - zumindest was den Spargel betrifft. Das wird Konsequenzen haben.

Von Eva Schmid

Beelitz - Zum Ende der diesjährigen Spargelsaison ziehen die Spargelbauern eine gemischte Bilanz. Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde wieder eine Rekordernte eingefahren, doch das hilft wenig. Die Preise für Spargel sind zuletzt immer weiter gesunken, während die Produktionskosten den Bauern zufolge durch den Mindestlohn weiter steigen.

In Beelitz und in weiteren großen Spargelbetrieben im Land wird nun die Reißleine gezogen: Ernst August Winkelmann vom Spargelhof in Klaistow, der mit seinen Flächen in Beelitz und Kremmen sowie weiteren Flächen in Nordrhein-Westfalen zu den größten Spargelproduzenten in Deutschland gehört, will zehn Prozent seiner Spargelflächen aufgeben. Ähnliches sollen auch andere Großbetriebe derzeit überlegen, sagte Spargelvereinschef Jürgen Jakobs gegenüber den PNN.

1,5 Kilo Spargel essen die Deutschen pro Jahr

„Der Sättigungsgrad ist erreicht“, so Jakobs. In Deutschland werden insgesamt 120 Millionen Kilogramm Spargel pro Jahr geerntet, der Pro-Kopf-Verbrauch liege damit rein rechnerisch bei 1,5 Kilo. Der durchschnittliche Deutsche würde demnach drei Mal pro Saison Spargel essen. Und wenn der deutsche Spargel erst spät geernetet werden kann, geht der Griff im Supermarktregal zu den Stangen aus dem europäischen Ausland. Für die deutschen Spargelbauern bleibt dann rein statistisch gesehen noch weniger übrig, der Verbraucher sei zum Start der deutschen Saison weniger spargelhungrig. „Der Trend geht in die Richtung, dass auf weniger Hektar Spargel angebaut werden wird“, kündigte Jakobs an.

Nur so lasse sich der Markt wieder etwas regulieren. Und nur so würden den Spargelbauern die Produktions- und Arbeitskosten gesichert eingespielt, „die bei dem Arbeitsintensiven Gemüse rund 50 Prozent ausmachen“, wie Jakobs meint. Zuletzt konnte man im Discounter ein Kilo für zwei bis drei Euro bekommen. Derartige Tiefstpreise schmerzen die Produzenten. Beelitzer Spargelbauern, die ihr Gemüse an Verkaufsständen oder per Hofverkauf direkt vermarkten, haben immerhin weniger Probleme mit stark purzelnden Preisen. Ihnen wird der Kilopreis nicht durch den Handel diktiert.

Region Beelitz ist eins der größten Spargelanbaugebiete

Rund 12.000 Tonnen Spargel sind laut Spargelvereinschef in dieser Saison in Beelitz gestochen worden, 5000 Tonnen allein auf den Feldern von Buschmann & Winkelmann. Beelitz gehört mit seinen 1700 Hektar Spargelfläche zu einem der größten Gebiete in Ostdeutschland, auf knapp 5000 Hektar wird im gesamten Land Spargel angebaut.

Dass der Spargelmarkt in den vergangenen Jahren immer stärker ausgebaut wurde, bestätigt Spargelbauer Ernst August Winkelmann. Auch er glaubt, dass nun eine Gegenbewegung einsetzen wird und sich der Spargelanbau reduzieren werde. „Die Wachtsumsgedanken sind vorerst beendet“, so Winkelmann gegenüber den PNN. Die diesjährige Saison, die traditionell an Johanni, dem 24. Juni, endet, sei ganz ok gewesen, bilanziert der Spargelbauer. Nach einer langen und kalten Witterung sei das Gemüse auf einmal geschossen. Winkelmann wie auch alle anderen Betriebe hätten zum Teil Probleme gehabt, den Spargel rechtzeitig zu ernten. Das Personal sei an manchen Tagen für die Erntemenge zu wenig gewesen.

Spargelhof Klaistow erwartet im nächsten Jahr Probleme

Zwar habe der Klaistower Spargelhof mit Erntehelfern in diesem Jahr noch keine Probleme gehabt, „das wird aber in den nächsten Jahren kommen“. Die polnischen und rumänischen Kräfte würden in ihren Heimatländern zum Teil bessere Arbeitssituationen haben, so Winkelmann. Auf den Feldern der Spargelbauernfamilie Jakobs wurden die Helfer schon in diesem Jahr knapp: „Wir hatten 350 Zusagen, aber nur 265 sind gekommen“, so Jürgen Jakobs. Gut 30 Erntehelfer hätten sie im Nachhinein noch anwerben können. Jedoch konnte Jakobs auf 20 Prozent seiner 250 Hektar Spargelanbaufläche in diesem Jahr den Spargel nicht ernten.

Ist die Heidelbeere die Rettung?

Die neue Losung für so manchen großen Beelitzer Betrieb heißt nun Heidelbeere. Darauf setzt zumindest der Großbetrieb von Buschmann & Winkelmann, der seine Flächen in den vergangenen Jahren von 50 auf 167 Hektar ausgeweitet hat. Kommende Woche startet die Heidelbeersaison (siehe Kasten). Doch auch dabei muss der Markt genau beobachtet werden. Zwar ist der Hunger auf die gesunden Früchte in Deutschland bisher groß, doch setzen immer mehr Landwirte auf den Anbau der Heidelbeersträucher. Buschmann & Winkelmann hat nicht nur Kulturen im Wald, sondern auch auf stillgelegten Feldern angelegt. Wichtig sei dafür nur, dass die Heidelbeeren feuchten Waldboden bekommen. Ob die Strategie von Buschmann & Winkelmann aufgehen wird, zeigt sich erst in einigen Jahren, denn Heidelbeerpflanzen bringen ihren vollen Ertrag erst nach vier bis fünf Jahren.

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Start der Heidelbeersaison

Ab in die Beeren: Der Start in die diesjährige Heidelbeersaison wird am Donnerstag, dem 28.Juni, auf dem Klaistower Spargelhof um 11.30 Uhr gefeiert. Dann wird ein Großteil der Sträucher in Beelitz bereits reife Beeren tragen. Ausgestattet mit Eimern und Körben können Selbstpflücker durch die Anlage streifen. Naschen ist erlaubt. Das Kilo selbstgepflückter Heidelbeeren kostet zwischen fünf und sechs Euro. Auch auf dem Jakobshof in Beelitz, auf dem Spargelhof Syring in Zauchwitz und dem Hof der Familie Simianer in Busendorf können Heidelbeeren selbst geerntet werden. Die gesunden Früchte haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Sie stecken voller Antioxidantien, weshalb Blaubeeren auch als Anti-Aging-Mittel und vermeintliche Krebszellen-Vernichter gelobt werden. Sie enthalten zudem reichlich Vitamin C und B-Vitamine. Schon im Mittelalter wurden die Beeren in getrockneter Form als Hausmittel gegen Durchfall eingesetzt. Frische Heidelbeeren wirken bei übermäßigem Verzehr hingegen leicht abführend. Mittlerweile stehen die gesunden Beeren in Deutschland auf Platz 1 der Anbaufläche: Sie werden im ganzen Land auf knapp einem Drittel der rund 8000 Hektar Fläche für Strauchbeeren angebaut.

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