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Der Hafen von oben, aufgenommen im September.

© Lutz Hannemann

Erneute Kostenexplosion: Teltows Hafen könnte noch teurer werden

Die geplante Brücke über der Hafeneinfahrt treibt die Kosten in die Höhe. Die Stadt rechnet mit Mehrkosten im siebenstelligen Bereich.

Von Eva Schmid

Teltow - So wird Teltows Hafen auf der Webseite der Stadt beworben: „Radfahrer und Spaziergänger gönnen sich eine Pause am Wasser. Freizeitkapitäne legen mit ihren Schiffen an. Wasserwanderer ziehen ihre Kanus an Land. Von steinernen Sitzterrassen und einem Biergarten aus genießen Besucher das maritime Flair Teltows. So soll es bald sein!“ 

Die Realität sieht anders aus: Nur vereinzelt schauen Freizeitkapitäne vorbei, die Sitzterrassen sind gestrichen, der Biergarten lässt auf sich warten. Und jetzt könnte der Hafen, dessen Kosten bereits von fünf auf 15 Millionen Euro gestiegen sind, um mindestens eine weitere Million Euro teurer werden.

Am 2. Oktober sollen Stadtverordnete entscheiden, wie es weitergeht

Der Grund: Die Stadt hat die Ausschreibung für den Bau der Hafenbrücke aufgehoben, da die eingegangenen drei Angebote die ursprünglich kalkulierten Kosten von rund 1,2 Millionen Euro bei Weitem überschreiten. Dem Vernehmen nach soll das günstigste Angebot fast doppelt so teuer sein, die teuerste Variante knapp fünf Millionen Euro kosten.

Die Stadtverwaltung denkt deshalb darüber nach, das Projekt womöglich ganz abzublasen und keine Brücke zu bauen. Bereits am 2. Oktober sollen die Stadtverordneten in ihrer Sitzung entscheiden, wie es mit dem einst als Aushängeschild für den Hafen konzipierten Projekt weitergehen soll. Entweder schreibt die Stadt den Brückenbau erneut aus und stellt dafür die Mittel im Haushalt 2020 ein oder aber die Ausschreibung wird nicht erneut durchgeführt, wie es im Antrag der Verwaltung heißt.

Die für Fußgänger und Radfahrer konzipierte Brücke über der Hafeneinfahrt ist auch deshalb so wichtig, weil damit die Lücke des geplanten Radwegs zwischen Berlin und Potsdam entlang des Teltowkanals geschlossen wird.

Muss die Stadt in den sauren Apfel beißen?

Auf die erneute Kostensteigerung reagieren die Stadtverordneten unterschiedlich: „Viele von uns haben damals für das Projekt gestimmt unter der Maßgabe, dass die Brücke kommt“, betont Eberhard Adenstedt (GUT für Teltow). Ohne das Bauwerk hätte der Hafen wenig Mehrwert für Teltower Bürger. Das sieht auch Iris Bonowsky (Linke) ähnlich. Sie glaubt, dass die Stadt in den sauren Apfel beißen und die Mehrkosten tragen muss. „Ich bin für die Hafenbrücke, weil sonst das Projekt überhaupt nichts für die Bürger ist.“ Sie hofft jedoch, dass es noch günstigere Lösungen geben könnte. 

Adenstedt hat dafür bereits eine außergewöhnliche Idee: Holland, ein Land mit viel Wasser, hätte Brücken, die man abkaufen könne. Realistischer scheint dagegen der Vorschlag von Ulrich Witzig (CDU): Er sagte den PNN, dass man die Kosten womöglich drücken könne, indem man die Brücke anders baue. Wie, das blieb offen. Witzig zeigte sich skeptisch: „Wir müssen uns generell überlegen, ob die Brücke uns das Geld wert ist.“ Er könne sich auch vorstellen den Radweg „geschmeidig“ um den Hafen herumzuführen. 

Hafenkritiker Andreas Wolf (Freie Wähler-BIT-BFB ) überrascht die Kostensteigerung nicht. Schon damals sei er skeptisch gewesen, als eines der damals zuständigen Planungsbüros, die PST GmbH, die Kosten vorlegte. Wolf spricht von einer Fehlkalkulation. „Es hat meines Wissens nie eine Baugrunduntersuchung stattgefunden, man weiß also gar nicht, ob der Grund das Bauwerk trägt.“

Die Stadt hingegen erklärt die Abweichung zwischen der Kostenschätzung und den Angeboten mit enormen Kostensteigerungen im Baugewerbe.

Wolf betont, dass die Stadt als Bauherr immer das Risiko trage – auch wenn es beim Brückenbau zu weiteren Kostensteigerungen kommen würde. „Deshalb bin ich dafür, den Hafen für einen Euro an einen privaten Investor zu verkaufen.“ Dann jedoch müsste Teltow die Fördermittel von einer Million Euro zurückzahlen.

Teltow sucht das Gespräch mit Investoren

Anders sieht das Christine Hochmuth (SPD). Sie positioniert sich nicht deutlich für oder gegen eine Brücke, sondern will unter anderem das Gespräch mit dem neuen Hafenbetreiber Thomas Klemm suchen. Der jedoch reagiert überrascht auf eine mögliche Absage an einen Brückenbau: „Ich kenne das Projekt nur mit Brücke.“ Jedoch mache sie für ihn als Hafenbetreiber keinen Unterschied. Für ihn sei wichtig, dass das Gastronomiegebäude mitsamt Hafenmeisterbüro komme. Dazu hat die Stadt vor wenigen Wochen mit Interessenten gesprochen: „Die Markterkundungsgespräche sind abgeschlossen, das offizielle Verfahren wird im September eröffnet“, so Stadtsprecher Jürgen Stich. 

Die Interessenten würden jetzt ihre Vorschläge bearbeiten, die dann bewertet werden würden, so Stich. Noch in diesem Jahr soll es einen Vorschlag geben, über den in der Stadtverordnetenversammlung beraten wird. Demnächst, so Stich, würden am Hafen Bänke am Fuße der Böschung und im Bereich der Aussichtsplattform aufgestellt. Ab Oktober könne das Areal auch bepflanzt werden – sofern die Stadtverordneten dafür grünes Licht geben. Das muss für den maritimen Flair vorerst ausreichen.

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