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Potsdam-Mittelmark: Erlesene Fotos, gelesene Bilder In Teltow: Siegmar Jonas und Matthias Hollefreund

Teltow - Wissensdurstigen Wochenendlern sind zwei aktuelle Ausstellungen in Teltow anzuempfehlen, jede so wichtig wie gut. Im Bürgerhaus zeigt der Kleinmachnower Fotograf Siegmar Jonas eine „Foto-Melange“ der besonders feinen Art.

Teltow - Wissensdurstigen Wochenendlern sind zwei aktuelle Ausstellungen in Teltow anzuempfehlen, jede so wichtig wie gut. Im Bürgerhaus zeigt der Kleinmachnower Fotograf Siegmar Jonas eine „Foto-Melange“ der besonders feinen Art. „Melange“ will er sowohl im ästhetischen wie auch im stilistischen Sinn verstanden wissen. Neben seiner wunderbaren „Ader“ für Lyrik, er hat mehrere Gedichtbände veröffentlicht, war er immer schon mit seiner Kamera unterwegs, und dies überall in der Welt. Damals noch eisern analog, inzwischen eher digital, man wird ja nicht jünger.

Siegmar Jonas hat ein unglaublich sicheres Gespür für Details in der Schönheit, für die Schönheit eines Details. Wenn „den Leuten“ meist eher harmonisierende Motive zuzusagen scheinen, ein lichtschöner Wald, ein Sonnenblumenfeld, eine Straße im Süden, so spart der Fotograf doch auch „Abstraktes“ nicht aus. Schönheit, und darum geht es auch dieses Mal, ist eben überall, sogar in einer Plastiktüte am Meeresufer. Jonas hat nämlich diese „Überall-Augen“, er sieht Farbnuancen wie ein guter Maler, Strukturen, an denen man sonst vorbeigeht. Insofern ist diese Ausstellung gerade hier, wo man Teltows Senioren zum Mittagessen bittet, genau richtig. Werke „wie“ die Natur und doch mehr als Natur, Abbild und Kunststück zugleich, und dies alles mit einem tieferen Geist als vielleicht noch zuvor. Schön, manchmal bis zur Schmerzgrenze, sind diese seine „Sehweisen“. Ist denn diese Welt wirklich so, wie die surreale Bauminsel mitten im Fluss? Oder „der letzte Weg“, den alle gehen müssen? Sehr anspruchsvolle Bilder, Fotografie vom Erlesensten, Kunst und Kultur in einem. Der Schauspieler Christoph Quest wird am Samstag laudieren.

Nicht weit davon entfernt, in der Potsdamer Straße 87, fand der Maler Matthias Hollefreund sein Atelier, nachdem er Berlin 2010 den Rücken kehrte. Während intensiver Vorbereitungen auf eine Aktausstellung vor Ort verstarb er 2015. Am kommenden Montag hätte er das 70. Lebensjahr erreicht. Grund genug für seine Witwe Sabine, gerade hier, und honoris causa, eine Gedenkausstellung mit dem Titel „Räumlichkeit – Stofflichkeit – Abbild“ einzurichten, welche allerdings nur an diesem Wochenende zu sehen sein wird. Damit fasst sie noch einmal die künstlerischen Koordinaten ihres Mannes zusammen, wie er sie in seinem „Manifest“ an die Malgemeinde veröffentlicht hatte. Hauptgedanke war „Zurück zur Figur“, die Abkehr vom sinnentleerten Abstrahieren. Und machte es, ein Meister der Weißhöhungen, mit einer hochentwickelten Porträtkunst vor, mit gut arrangierten Genre-Arbeiten, mit einer Serie von „Silberbildern“, unter anderem „den Pennern“ von Berlin gewidmet. Stofflichkeit im genauen Faltenwurf, Räumlichkeit in gut ausgeloteten Orten, Abbild – das Porträt eben. Bilder, darin man endlos lesen kann. Kurz, Sabine Hollefreund will das Andenken an ihren Mann und seine Kunst wachhalten, mithin auch „sein“ Haus. Das soll vorerst so bleiben, wie er es verlassen musste, mit all den Bildern, dem Fundus, den Büchern, dem Archiv. Was Matthias Hollefreund in seinem Leben wollte? Schwere Frage, sagt sie, und fügt zögerlich hinzu: „Eigentlich nur malen, und dass es den Menschen gefällt.“ Gerold Paul

Siegmar Jonas im Bürgerhaus Teltow, Ritterstraße 10, bis zum 25. Januar. Montag, Mittwoch und Donnerstag 9 bis 17 Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr, Dienstag 8 bis 18 Uhr;

Atelierhaus Matthias Hollefreund Teltow, Potsdamer Straße 87. Samstag von 15 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr

Gerold Paul

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