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Entspannung: Die schwimmende Schwitz-Hütte

Marian Sievert vermietet in Geltow Brandenburgs erstes Saunafloß. Die Idee stammt aus Schweden. Das Vergnügen ist umweltverträglich, aber nicht ganz billig.

Geltow - Ein Saunagang bedeutet nicht nur für Skandinavier ein Stück Lebensqualität: Schwitzen, entspannen, runterkommen und nebenbei etwas für die Gesundheit tun. Wie wäre es, wenn man nach dem Saunagang auch noch ins kühle Nass eines Sees springen könnte? Saunaflöße machen es möglich: „In Schweden tuckern die überall herum“, sagt Marian Sievert. Und nun tuckert auch eines am Caputher Gemünde, denn der Potsdamer ist Brandenburgs erster Anbieter eines Saunafloßes.

An einem Steg des Campingplatzes Himmelreich auf der Geltower Wentorf-Insel liegt es vor Anker: Ein kleines Ponton-Boot aus schwedischem Fichtenholz mit glänzendem Metallschornstein, das zum Ausflug einlädt. Ein kleines Stück Skandinavien mitten auf der Havel. „Wenn man damit rausfährt, ist man ganz alleine auf dem Wasser, man hört nur die Natur“, sagt Sievert. „Und wenn man nach der Sauna ins kalte Wasser springt, löst das einfach Glücksgefühle aus.“

Ein Erlebnis für deutsche Saunafans

Eigentlich ist Sievert Webdesigner und Programmierer, aber Sauna-Fan sei er schon immer gewesen. „Das fing schon als Kind im Familienurlaub an“, erzählt er. Später reiste er immer wieder nach Schweden und war von der dortigen Saunakultur begeistert. Als er im vergangenen Sommer in der Nähe von Stockholm einen Hersteller für Saunaflöße kennenlernte, schlug er zu: Auch deutsche Saunafans sollten dieses besondere Erlebnis erfahren – natürlich mit kleinen Anpassungen. „Sauna und Vorraum sind zusammen etwa acht Quadratmeter groß, laut Hersteller können maximal acht Personen mitfahren“, sagt Sievert. „Bei mir werden es aber maximal sechs sein.“

Tatsächlich sind schwedische Saunaflöße oft noch kleiner und haben nicht mal einen Vorraum. „Die Schweden mögen es kuschelig, das ist so ein skandinavisches Lebensgefühl“, sagt Sievert. „In Skandinavien ist es ja oft kalt und dunkel, die Menschen dort brauchen diese sozialen Erlebnisse irgendwie. In der Sauna trifft man sich, man tauscht sich aus, man bespricht wichtige Dinge.“

Ohne Führerschein

Im Dezember war das Saunafloß direkt aus Schweden nach Brandenburg geliefert worden, in einem Stück. Den ganzen Winter hindurch hatte Sievert den letzten Feinschliff besorgt - im wahrsten Sinne des Wortes: „Allein das Abschleifen und Wachsen des Holzes hat zwei Wochen gedauert.“ Seit ein paar Tagen hat er nun die Zulassung, es gibt schon erste Reservierungen.

Das Floß kann ohne Führerschein gesteuert werden, unter dem Steuerrad befindet sich ein 15 PS starker Außenbordmotor, ein rotes Signalhorn zum Pusten dient als Hupe. Da man beim Sitzen nicht nach vorne schauen kann, ist eine kleine Kamera an der Front des Floßes installiert, damit man über einen kleinen Monitor sehen kann, in welche Richtung man manövriert. Auf Wunsch parkt Sievert das Floß aber auch ein und wieder aus.

Der Innenraum der Havelsauna ist überaus einladend: Die Holzbänke sind hell, der Boden dunkel, große Panorama-Fenster gestatten einen weiten Blick über den Templiner See bis Potsdam. In der Sauna stehen ein kleiner Ofen und zwei Holzeimer, Lüftungsschlitze sorgen für Luftzirkulation. „Der Raum ist so klein, dass man sofort in einer Wolke ist, wenn man reinkommt“, sagt Sievert.

Nicht ganz billig

220 Euro kostet das Vergnügen ab zwei Personen für drei Stunden inklusive Benzin und vorgeheiztem Ofen, für jeden weiteren Erwachsenen an Bord kommen 45 Euro hinzu – stattliche Preise, allerdings hat Sievert auch eine fünfstellige Summe in das Saunafloß investiert. „Hier wurde nur Qualität verbaut“, sagt er stolz. Tatsächlich sieht das Saunafloß nicht nur sehr hochwertig aus, es ist auch überaus robust: Bis zu minus 50 Grad hält das Gefährt aus. „Ja, es kann einfrieren“, bestätigt Sievert. In Schweden passiert dies tatsächlich: Die Flöße frieren auf dem See ein und die Saunagänger hauen sich einfach ein Loch ins Eis, um darin zu baden. „Da kennen die Schweden nix - das ist einfach eine ganz andere Saunakultur als hier“, sagt Sievert.

Nebenbei ist das Floß auch umweltverträglich: Sauna-Aufgüsse, in denen ätherische Öle enthalten sind, sind oft tödlich für Fische und andere Wasserlebewesen. Deswegen wird das Wasser, das innerhalb der Sauna verdampft und abfließt, nicht nach außen geleitet, sondern landet durch die Holzdielen am Boden in einem Kanister. „Es gelangt nichts davon in die Havel“, so Sievert.

Blumenkästen kommen noch

In den nächsten Wochen und Monaten will er das Saunafloß noch weiter verbessern: Unter anderem sollen am Deck noch ein Getränkehalter und Blumenkästen aufgebaut werden. Auch spezielle Angebote für Paare oder bestimmte Anlässe wie Junggesellenabschiede möchte er in Zukunft entwickeln. „Aber jetzt soll das Ganze erst mal Anlaufen“, sagt Sievert. Anders als in Skandinavien sind Saunaflöße in Deutschland noch eine Seltenheit: In Berlin gibt es seit kurzem zwei Anbieter, einer im Grunewald, ein anderer am Müggelsee; mit letzterem war Sievert schon im Kontakt, um Erfahrungen auszutauschen. In Brandenburg ist Sievert bislang konkurrenzlos, er hofft, dass sein Angebot angenommen wird. „Und wenn nicht, habe ich halt ein Saunafloß. Andere kaufen sich ein teures Auto“, sagt Sievert.

Mehr Informationen unter: www.havelsauna.de.

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