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Bis zu neun Stunden täglich ist hier die Schranken.

© Andreas Klaer/PNN

Einigung mit dem Land: Werder bekommt endlich einen Bahntunnel

Seit Jahren kämpft die Stadt Werder um einen Fußgängertunnel am stark frequentierten Bahnübergang an der L90. Nun gibt es eine Lösung.

Von Sarah Stoffers

Werder (Havel) - Einigung beim Streit um den Bahntunnel für Fußgänger und Radfahrer in Werder (Havel): Statt der Deutschen Bahn AG wird nun die Stadt Werder selbst Eigentümer des neuen barrierefreien Tunnels am Bahnhof werden. Das vereinbarten Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) und Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) am Montag bei einem Gespräch, wie die Stadt Werder mitteilte. Durch die Lösung könne nun bald zügig mit dem Planfeststellungsverfahren begonnen werden.

Wie berichtet kämpft die Stadt seit Langem dafür, den Bahnübergang an der L90 durch einen Tunnel zu ersetzen. Die Pläne verzögerten sich jedoch seit den 90er-Jahren immer wieder. Die Bahngleise trennt das Wohngebiet Havelauen sowie die Autobahnauffahrt von der Innenstadt. Nach Berechnungen von 2017 querten täglich rund 7000 Autos den Bahnübergang. Die Schranken waren jedoch wegen der zahlreichen Züge, die durch Werder fahren, bis zu neun Stunden am Tag gesenkt. Wegen des Zuzuges nach Werder und der Pläne ab 2022 drei statt zwei Regionalexpresszüge stündlich pro Richtung durch die Stadt fahren zu lassen, befürchtete die Stadtverwaltung einen Verkehrskollaps.

Sie favorisierte eine Zwei-Tunnel-Lösung, da eine Überprüfung ergab, dass die Stelle am Bahnübergang zu eng für einen Tunnel mit Fuß- und Radwegen ist. Nach den Plänen, die 2017 vorgestellt wurden, soll der Tunnel für den Pkw- und Lkw-Verkehr direkt am Bahnübergang entstehen und am Bahnhof, rund elf Meter entfernt zur jetzigen Bahnhofsunterführung, ein neuer Tunnel mit Rampen und Zugang zu den Bahnsteigen für die Fußgänger und Radfahrer. Die Stadt erhofft sich dadurch, in der Zukunft auch Besucherandränge wie etwa beim alljährlichen Baumblütenfest besser und sicherer leiten zu können. Die alte Unterführung soll nach der Fertigstellung verschlossen werden. 

Die Deutsche Bahn wollte sich nicht beteiligen

Die Planungen verzögerten sich jedoch erneut, weil sich die Bahn nicht an der Finanzierung des Fußgängertunnels beteiligen wollte. Das Unternehmen befürchtete, dass sich die Situation für die Fahrgäste durch die längeren Fußwege verschlechtern würde (PNN berichteten) und wollte, dass die alte Unterführung auch nach Fertigstellung der beiden neuen Tunnel geöffnet bleibt. Die Verhandlungen stockten zuletzt.

Bürgermeisterin Saß zeigte sich angesichts der neuen Einigung erleichtert: „Stadt und Land haben die Hürden, die von der DB Station & Service AG zuletzt gesehen wurden, beseitigt, damit endlich mit dem Planfeststellungsverfahren begonnen werden kann. Das Mobilitätskonzept der Stadt kann nun weiter entwickelt werden“, teilte sie mit. Und auch Verkehrsministerin Schneider zeigte sich von dem Kompromiss überzeugt. Für die Verkehrsteilnehmenden in Werder sei es eine gute Lösung, sagte Schneider. Jetzt käme es darauf an, die Planungen zügig zu Ende zu bringen, damit die Umsetzung Anfang der 2020er Jahre starten könne.

Mit der Übernahme der Bauträgerlast durch die Stadt könne das Land Brandenburg den Bau nun mit Fördermitteln unterstützen, wie das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung mitteilte. Die Bahn werde dadurch finanziell entlastet. 

Der städtische Anteil an den Baukosten des Fußgängertunnels werde voraussichtlich rund zehn Prozent betragen, teilte die Stadt Werder mit. Bei dem geplanten Kraftfahrzeugtunnel als Ersatz für den Bahnübergang werden sich Land, Bund und Bahn jeweils zu einem Drittel an der Finanzierung beteiligen. Wie hoch die Gesamtkosten sein werden, könne erst nach Ende des Planfeststellungsverfahrens ermittelt werden, so die Stadt Werder. Das Verfahren solle möglichst noch im kommenden Jahr beginnen. Ob das Bauprojekt bis 2025 fertiggestellt sein wird, sei unklar.

Auch bei den Planungen für die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes und beim Bau eines dringend benötigten zweiten Parkhauses will sich das Land beteiligen. Auf dem Bahnhofsvorplatz, wo sich aktuell eine Verkehrsinsel und der Bushalteplatz befindet, wird zukünftig eine Rampe zum Fußgängertunnel führen. Es müsse geprüft werden, wie der Vorplatz städtebaulich neu geordnet werden kann, so die Stadt Werder. 

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