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Gezielter Ausbau. In Stahnsdorf sollen bis zum kommenden Jahr etwa 80 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Teile der Produktion werden von Kassel hierher verlagert, ein weiteres Wachstum sei nicht ausgeschlossen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Eine Schippe voll Zuversicht

Spatenstich für Erweiterungsbau beim Sensorenhersteller Endress und Hauser in Stahnsdorf. Infrastruktur soll sich verbessern

Stahnsdorf - Beherzt packen Bauherren, Bürgermeister und Landrat die bereitgestellten Spaten und wuchten sie in den angehäuften Sandberg. Mit Schwung fliegen die Erdhäufchen in die Luft, um Sekunden später wieder auf dem Berg zu landen. Es war ein symbolischer Akt, zugleich aber auch ein Bekenntnis. Mit dem gestrigen Spatenstich im Gewerbegebiet Techno Park gab der Sensorenhersteller Endress und Hauser nicht nur den offiziellen Startschuss für den Erweiterungsbau auf dem vor acht Jahren bezogenen Areal, sondern bekräftigte zudem seinen Glauben an die Zukunft der Region. Auch andernorts wächst mit der steigenden Nachfrage nach den lange brachliegenden Gewerbeflächen die Zuversicht.

„Unsere Investitionen der letzten Jahrzehnte in den Standort haben sich bewährt, daher investieren wir neun Millionen Euro in den weiteren Ausbau und bündeln vor Ort unsere Kompetenz in der Silizium-Drucksensorik“, erklärte Jürgen Dillmann, Mitglied der Geschäftsführung und Produktionsleiter der Endress und Hauser GmbH & Co KG in Maulburg im Schwarzwald, wo die Unternehmensgruppe mit weltweit 13 000 Mitarbeitern derzeit ihren größten Standort unterhält.

Nun will der in der Schweiz beheimatete Familienbetrieb, der im Vorjahr über 2,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete, Teile der Produktion von Kassel in den Berliner Speckgürtel verlagern. In Stahnsdorf sollen bis zum kommenden Jahr etwa 80 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Damit werde sich die Zahl der Angestellten vor Ort nahezu verdoppeln. Ziel sei es, möglichst viele der Kasseler Kollegen mit an den neuen Standort zu holen, erklärte Dillmann. Aber auch neue Arbeitsplätze werden entstehen. Zudem sei ein weiteres Wachstum nicht ausgeschlossen, betonte er. Der Standort biete noch Potenzial für bis zu 250 Mitarbeiter.

Der Expansionskurs des auf regionalen Wurzeln fußenden Unternehmens erfülle ihn mit Stolz und Dankbarkeit, sagte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Gemeinsam mit dem Südwestkirchhof und der Bundesreiterstaffel, die kürzlich ihr neues Domizil im Ort bezogen hat, trage der international führende Anbieter auf dem Gebiet der Mess- und industriellen Verfahrenstechnik mit dazu bei, dass Stahnsdorf „hinaus in die Welt strahlt“.

33 000 Quadratmeter Fläche hatte das Unternehmen bereits vor zehn Jahren am Rande des Stahnsdorfer Techno Parks angekauft, nun werden Produktionsflächen und Büroräume um über 5400 Quadratmeter erweitert. Ab dem Sommer will Endress und Hauser damit beginnen, die neu hinzukommenden Stellen zu besetzen. Bisher sei es immer gelungen, qualifiziertes Personal zu finden, so der Stahnsdorfer Niederlassungsleiter Dieter Stolze. Jedoch hatte er schon vor einigen Monaten im Hinblick auf die Entwicklung des Unternehmens ein Bekenntnis zum Wachstum in der Region und eine bessere Anbindung der beiden an der Ruhlsdorfer Straße gelegenen Gewerbegebiete angemahnt, damit die gesuchten Fachkräfte auch in Zukunft den Weg nach Stahnsdorf auf sich nehmen. Dazu müsse sich etwa der Bustakt erhöhen.

„Einmal stündlich reicht nicht“, sagt auch Mirko Förster, Leiter Vertragsmanagement und Vermietung des benachbarten Greenparks. Auch er will sich für eine höhere Busfrequenz einsetzen, aber auch mehr Abwechslung in die Gastronomie und das Einkaufsangebot vor Ort bringen. Sein Vorgänger, Uwe Pieperjohanns, hatte noch vor einem Jahr über einen Leerstand von etwa 50 Prozent in dem 28 Hektar großen Park und fehlende Visionen geklagt (PNN berichteten). Mittlerweile erfreue sich der zur Streletzki-Gruppe gehörige Greenpark aber einer steigenden Nachfrage. „Allein im Jahr 2016 konnten wir die Leerstandsquote um über neun Prozent senken“, erklärte Förster. Das entspreche einer Neuvermietung von etwa 5100 Quadratmetern. Für Garagen und Lagerflächen gäbe es bereits Wartelisten.

Im 84 000 Quadratmeter großen gemeindeeigenen Techno Park seien inzwischen rund 75 Prozent der Flächen ausgelastet, auch hier gäbe es weitere Interessenten, erklärte Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Derzeit bespreche die Gemeindevertretung den Verkauf weiterer Flächen mit einem Volumen von fast vier Hektar, erläutert er.

Noch stehen viele Pendler zur „Rushhour“ im Stau, die Gemeinde rechne aber damit, dass sich die Verkehrssituation schon in den kommenden Jahren deutlich entspannen wird, wenn die neue Landesstraße 77, die von Teltow direkt in den Gewerbepark führen wird, gebaut ist. Und auch die S-Bahn bleibe erklärtes Ziel und ein „weiterer wichtiger Entwicklungsbaustein“, so Reitzig. Mit der jüngst vorgelegten Machbarkeitsstudie sei die Realisierbarkeit belegt. Die Region werde mit dieser Studie die Umsetzung konsequent einfordern.

Unterstützung bekommt Stahnsdorf dabei vom Landkreis. Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD) betonte: „Derzeit siedeln sich Unternehmen bevorzugt in mittelmärkischen Gewerbegebieten an, was auch an der exzellenten Verkehrsanbindung, etwa zur Autobahn, liegt.“ Nachholbedarf bestehe noch auf der Schiene. Diese würde „der Region einen deutlichen Schub verleihen“, sagte er.

Auf einen Durchbruch hoffen Blasig und Albers zudem auch beim Internetausbau. Von drei gemeindeweiten Ausbaugebieten besitze der Techno Park für die Gemeinde die höchste Priorität, erklärte Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Wie andere Kommunen auch hatte Stahnsdorf die Aufgabe des Breitbandausbaus zu Jahresbeginn an den Landkreis übertragen, der insgesamt 5,4 Millionen Euro in eine verbesserte Internetlandschaft investieren will und nun auf Bundesmittel hofft. Eine Entscheidung erwarte er zum Frühsommer, erklärte der Landrat.

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