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Ab jetzt dabei. Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD, l.) und Daniel Wetzel vom Verein Potsdamer Toleranzedikt haben am Freitag den Auftritt des Landkreises bei „HelpTo“ vorgestellt. Dort können Ehrenamtliche Angebote für Flüchtlinge einstellen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Eine Plattform für alle

Der Landkreis ist ab sofort bei „HelpTo“ vertreten. Die Internetseite verknüpft Angebote für Flüchtlinge

Von Enrico Bellin

Stahnsdorf - Mittelmärker, die sich für Flüchtlinge engagieren wollen, haben seit dem gestrigen Freitag eine zentrale Anlaufstelle im Internet. Der Landkreis ist jetzt Partner des Hilfsportals „HelpTo“, in dem Angebote von Sachspenden über Sprachkurse bis zu Wohnungen gemacht werden können.

„Wir wollten mit dem Portal etwas schaffen, das Hilfe direkt kommunizierbar macht und den konkreten Bedarf von Hilfsinitiativen aufzeigt“, erklärte Daniel Wetzel, Vorstandsmitglied des Vereins Neues Potsdamer Toleranzedikt, gestern im Stahnsdorfer Clab bei der Vorstellung des mittelmärkischen Auftritts im Portal. Der Verein mit 150 Mitgliedern hat das Portal entwickelt, das für Potsdam bereits seit etwa einem Monat geschaltet ist (PNN berichteten). Nach einmaliger Registrierung können Ehrenamtliche ihre Hilfe anbieten oder Spenden einstellen. Asylbewerber oder andere Hilfsorganisationen können dann schauen, was davon sie derzeit benötigen. 450 Angebote solcher Art habe es allein in Potsdam bisher gegeben.

„Das Portal ist besonders für die Flüchtlinge nützlich, die aus den Gruppenunterkünften in private Wohnungen ziehen“, beschreibt Steffi Wiesner, die in der Kreisverwaltung die ehrenamtliche Tätigkeit und Hilfsangebote koordiniert. Zehn bis zwölf Anfragen von Ehrenamtlichen hat sie bisher täglich koordiniert und hofft, dass die Hilfsbereiten nun das Portal nutzen. Nützlich sei „HelpTo“ besonders, um ein Überangebot aus hilfsbereiten Gegenden wie der Teltower Region auf den gesamten Landkreis zu verteilen. Allerdings laufe die Hilfe in den ländlichen Regionen sehr oft über persönliche Kontakte. „Es wird schwierig, auch dort die Leute dazu zu bringen, das neue Netzwerk zu nutzen“, so Wiesner. Aus dem kleinen Beelitzer Ortsteil Schäpe sucht die Initiative „Schäpe hilft“ auf dem Portal bereits nach Fahrradschläuchen und Reisekoffern.

Ab Dienstag soll es laut Daniel Wetzel zudem eine neue Funktion auf der Webseite geben: Die lokalen Netzwerke können sich dann auf einem eigenen Profil darstellen und auch eigene Internetseiten verlinken. Neben den Initiativen will auch der Landkreis das Netzwerk verstärkt nutzen. So bietet er Menschen, die Wohnungen oder Zimmer anbieten wollen, auf der Seite den direkten Kontakt zu den entsprechenden Mitarbeitern der Kreisverwaltung an. Auch Unternehmen, die Flüchtlingen beispielsweise einen Praktikumsplatz anbieten wollen, sollen ihre Angebote auf der Seite platzieren. „Nach einer Umfrage im Sommer sind immerhin zwölf unserer Unternehmen bereit, Flüchtlingen ein Praktikum zu ermöglichen“, so Steffen Heller, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin. Es gebe auch im Verband die Erkenntnis, dass das Portal bisher gut angenommen wird – auch wenn es noch offene Fragen zur Versicherung oder den Sprachkenntnissen der Asylbewerber gebe.

Einige Hilfsangebote sind jedoch fragwürdiger Natur. Das musste der Diakon Martin Bindemann, der die ehrenamtliche Hilfe der evangelischen Kirche in Kleinmachnow und Teltow koordiniert, inzwischen erfahren. So wollten Menschen eine Wohnung vermieten, jedoch explizit nur an Christen – was diskriminierend sei. „Ein 70-Jähriger hat sogar eine Patenschaft speziell für einen weiblichen Flüchtling um die 20 gesucht“, so Bindemann, der fragte, wie „HelpTo“ mit solchen moralisch fragwürdigen Angeboten umgehe. Laut Daniel Wetzel werden die Angebote auf der Seite regelmäßig geprüft. „Wir haben drei feste Mitarbeiter und zwei Ehrenamtliche, die sich auch um die Bewertung der Angebote kümmern“, so Wetzel. Auch nutzlose Angebote, die eher dazu dienen, den Keller zu entrümpeln, würden gelöscht. Für Angebote gibt es generell ein einstellbares Verfallsdatum, sodass nur auf der Seite stehen soll, was tatsächlich noch verfügbar ist. Es werde auch an einer Automatik gearbeitet, die Einträge löscht, wenn beispielsweise Sachspenden vermittelt wurden.

Sowohl die Anbieter als auch die Interessenten bleiben als Nutzer der Website anonym, ihre Mailadresse oder Ähnliches wird nirgends automatisch angezeigt. Die Kommunikation erfolgt über ein Programm innerhalb der Seite. „Damit wollten wir verhindern, dass sich beispielsweise Handwerker, die Flüchtlingen ein Praktikum anbieten wollen, vor eingeschlagenen Fensterscheiben fürchten müssen“, so Daniel Wetzel.

pm.helpto.de

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