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Potsdam-Mittelmark: Ein Wahrzeichen fällt

Neuseddiner Wasserturm wird abgetragen/Denkmalschutz hat keine Einwände

Neuseddiner Wasserturm wird abgetragen/Denkmalschutz hat keine Einwände Seddiner See·Neuseddin - Der Wasserturm am Neuseddiner Verschiebebahnhof wird abgerissen. Seit einigen Tagen ist er eingerüstet, ein Kran der über den 50 Meter hohen Turm hinaus ragt, steht daneben. Beide verkünden: Hier tut sich etwas in den nächsten Tagen. Mitarbeiter der Beelitzer Baufirma Schielicke bestätigten den Abriss des Neuseddiner Wahrzeichens. Seit 1993 steht das achteckige Bauwerk unter Denkmalschutz. „Da ist wohl nichts zu retten. Von oben bis unten ziehen sich Risse durchs Ziegelmauerwerk“, erläutern die Leute unter dem Schutzhelm. „Noch haben Sie Gelegenheit, die schöne Aussicht von dort oben zu genießen. In ein paar Tagen ist“s vorbei“, raten sie. Die zwei in der Spitze übereinander liegenden, jeweils 600 Kubikmeter fassenden Betonbehälter werden zuerst demontiert. Dann fressen sich die Abrissbohrer bis zur Sohle hinunter. „Es ist schade, dass ein Stück Neuseddin wieder verschwindet“, sagte Bürgermeister Axel Zinke gegenüber den PNN, „aber die Standsicherheit ist nach Gutachten wesentlich eingeschränkt und der Abriss nicht mehr aufzuhalten“. Für eine Sanierung habe es bereits gute Chancen auf Bundesfördermittel gegeben. „Aber wir kamen mit der Deutschen Bahn AG als Besitzer überein, den Turm abzureißen“, so Zinke. Auch der Denkmalschutz habe keine Einwände, weil der Typ dieses Wasserturms nicht selten ist. Zinke benennt ein weiteres Problem: „Wenn der Turm Vereinen oder für die Einrichtung eines Museums zur Verfügung gestellt wird, ist er für die Öffentlichkeit dennoch nicht ohne Schwierigkeiten zu erreichen. Er steht auf Bahn-Betriebsgelände und fürs Passieren der Gleise gibt es keine Genehmigung.“ So bleibt als Denkmal einstiger Fördertechnik auf dem Verschiebebahnhof nur noch die Kohlebrücke. Als der Verschiebebahnhof 1924 errichtet wurde, übernahm noch das 1913 neben dem Haltepunkt Seddin gebaute Wasserwerk die Versorgung der Dampflokomotiven. Die entstehende Eisenbahnersiedlung Neuseddin und vor allem der Zuwachs der mit Wasser zu versorgenden Dampfrösser machte ein neues Wasserversorgungssystem erforderlich, zu dem auch der Wasserturm gehören sollte. Im Laufe der Jahre entstanden sechs Brunnen in 80 bis 110 Meter Tiefe, die die Speicherbehälter im neuen 51 Meter hohen Turm speisten. Die Forstleute von Kunersdorf befürchteten damals noch ein rasches Absinken des Grundwasserspiegels, andere des Wasserspiegels der Seen. Richterliche Auflagen bestimmten die täglich zulässigen Fördermengen, die jedoch bald nicht mehr einzuhalten waren. Bis 1946 führten Eisenbahn und Forst täglich Wasserstandskontrollen durch. Das zuständige Amt in Potsdam stellte bis dahin keine Abweichungen fest. 1970 musterten die Seddiner die letzte Dampflok aus, und seit 1975 erfolgt die Wasserversorgung vom neuen Werk im Gewerbegebiet. Das Neuseddiner Wahrzeichen wurde aber erst 1992 ganz abgedreht, nachdem es 1975 saniert worden war. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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