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Die Neubauten nehmen mit ihren Klinkersockeln Bezug auf die historische Bausubstanz der Beelitzer Heilstätten.

© A. Klaer

Ein Vorgeschmack aufs Heilstädtchen: In Beelitzer Heilstätten sind erste Häuser fertig

Die ersten neuen Häuser auf dem Gelände der früheren Beelitzer Lungenheilanstalt stehen, auch die ersten Altbauten des Denkmals sind saniert. Auf die Kita müssen die Bewohner aber noch warten.

Von Enrico Bellin

Beelitz-Heilstätten - Der Blick aus dem riesigen Rundfenster im Flur des Obergeschosses fällt auf alte, hohe Kiefern. Unter ihnen sprießt auch Mitte Januar grüner Rasen, der rund um das neue Doppelhaus direkt an der Landstraße durch die Beelitzer Heilstätten wächst. In einigen Metern Entfernung sieht man durch die gut 1,5 Meter breite Glasscheibe die neuen Reihenhäuser, zwei Häuser mit je drei Wohnungen sind durch Torbögen verbunden. „Hier konnten sich die Architekten noch austoben“, sagt Bauleiter Sebastian Gleue von der Firma KW Development (KWD).

Baustart verzögert sich noch

Das Doppelhaus, die beiden Reihenhäuser und ein Einfamilienhaus werden ab sofort vermietet und sind architektonische Vorboten des neuen Städtchens, das wie berichtet auf der gegenüberliegenden Straßenseite entstehen soll. Dessen Baustart verzögert sich jedoch wegen fehlender Genehmigungen. Auch die jetzt zu vermietenden Häuser, von denen zwei als Musterhäuser dienen, sind leicht verspätet fertig geworden. Ursprünglich sollten sie ab Oktober 2018 bezogen werden.

Eigentlich hatte Firmenchef Jan Kretzschmar damit gerechnet, Anfang des Jahres mit dem Bau der Kita für 100 Kinder beginnen zu können, doch noch fehlt die Baugenehmigung. Die Kita sollte als erstes Gebäude auf dem Areal errichtet werden, auf dem einmal 3500 Menschen in Neubauten und sanierten historischen Heilstätten-Häusern wohnen sollen. Auch eine Grundschule, betreutes Wohnen sowie ein Supermarkt und ein neuer Marktplatz sind geplant. Ursprünglich war vorgesehen, das neue Stadtviertel bis zum Jahr 2026 zu vollenden.

Zwei Hektar großer Badesee soll entstehen

Ob dieser Zeitplan zu halten ist, konnte Bauleiter Gleue jedoch noch nicht sagen. Auch auf einen neuen Termin für den Baustart für die Kita wollte er sich nicht festlegen. Noch laufe das Verfahren zur Erstellung eines Bebauungsplanes für das Areal, die Zusammenarbeit mit der Stadt sei sehr gut. „Bürgermeister Knuth zieht mit uns an einem Strang“, so Gleue. Abstriche an den Plänen habe die KWD noch nicht machen müssen. So sei weiterhin geplant, östlich der Häuser einen etwa zwei Hektar großen Badesee anzulegen, dessen Erdaushub gleichzeitig als Lärmschutzwall zu den Gleisen hin dienen soll.

Einfamilienhaus kostet im Monat 1550 Euro kalt

Die künftigen Mieter der fertigen Häuser an der Landstraße müssen sich aber erst einmal mit Dusche und Wanne in den geräumigen Badezimmern begnügen. Die Miete für die Häuser mit gehobener Ausstattung inklusive Eichenparkett und Einbauküche sind im durchschnittlichen Bereich für die Gemeinden nahe der A10. Das Einfamilienhaus mit knapp 142 Quadratmetern Wohnfläche kostet kostet 1550 Euro kalt im Monat, die knapp 110 Quadratmeter große mittlere Wohnung der Reihenhäuser kostet 1200 Euro. 

Verantwortlich für das Projekt ist Bauleiter Sebastian Gleue (l.), daneben David Eckel, Sprecher der KW Development.
Verantwortlich für das Projekt ist Bauleiter Sebastian Gleue (l.), daneben David Eckel, Sprecher der KW Development.

© A. Klaer

Die von der KWD gebauten Häuser werden von der Firma Ziegert vermietet. Die Heizkosten sollen durch moderne Technik besonders günstig sein: Eine Luftwärmepumpe nutzt die von der Sonne erwärmte Außenluft, um Wasser für die Fußbodenheizung zu erhitzen. Brennstoffe wie Öl oder Gas sind nicht nötig. Das System scheint zu funktionieren: Beim Ortstermin ist es mollig warm in den Häusern. Nur der Blick aus dem großen Wintergarten, der in den Reihenhäusern zur Straße hin direkt neben der offenen Küche ist, verrät das Schmuddelwetter draußen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Zäune gibt es vor den Neubauten nicht, Hecken sollen die Grundstücke einmal zur Straße hin abgrenzen. Grundsätzlich soll die Architektur aber auch das Zusammenleben fördern: Zwischen den Reihenhäusern ist durch die Verbindung mit Torbögen ein Innenhof entstanden. „Hier sollen einmal die Kinder der Familien spielen und ein Austausch möglich sein“, erklärt Gleue. Dem Bauleiter zufolge hat das bei anderen Projekten funktioniert.

Die Häuser mit gehobener Ausstattung wie Eichenparkett und Einbauküche kosten bis zu 1550 Euro netto kalt pro Monat
Die Häuser mit gehobener Ausstattung wie Eichenparkett und Einbauküche kosten bis zu 1550 Euro netto kalt pro Monat

© A. Klaer

Auch im Wohnprojekt direkt neben den Neubauten soll Gemeinschaft gelebt werden: Seit dem Frühjahr 2016 sind dort unter dem Titel „Refugium Beelitz“ wie berichtet ein früheres Klinikgebäude der einstigen Lungenheilstätte, ein Küchengebäude und ein Wäschereihaus umgebaut worden. An Letzterem laufen noch bis etwa Ende März Innenarbeiten, die anderen Häuser sind bezogen. Es gibt große Gemeinschaftsräume, die von den Bewohnern mit Leben gefüllt werden sollen. „Der letzte Kauf soll am heutigen Montag beurkundet werden“, sagt Davin Eckel, Pressesprecher der KWD. An wen, könne er aus Datenschutzgründen nicht sagen.

Nicht alle Bewohner sind Künstler

Eigentlich war das Refugium als eine Art Künstlerkolonie geplant. So ist etwa der bildende Künstler Frederik Poppe dort eingezogen, dessen Bilder und Skulpturen vor allem in Berlin ausstellt sind. Doch bei weitem nicht alle Bewohner sind Eckel zufolge Künstler.

Insgesamt sind im „Refugium“ 62 Wohnungen entstanden. Die meisten sind Eigentumswohnungen, der Kaufpreis lag Eckel zufolge in etwa bei 3000 Euro pro Quadratmeter. Nur die 18 Wohnungen in der früheren Wäscherei werden ab März vermietet. Die Investitionen der KWD in das Projekt lagen im zweistelligen Millionenbereich. Hochwertig muten die denkmalgerecht sanierten Gebäude auch von außen an: So gibt es am Hauptgebäude von Jugendstilsäulen gestützte Balkone und breite Treppen mit schmiedeeisernen, geschwungenen Geländern. „Der Aufgang wirkt schon feudal“, sagt auch Bauleiter Gleue. Das Haus ist baugleich mit der bewaldeten Ruine im benachbarten Baumwipfelpfad auf der anderen Seite der Bahngleise, die bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg getroffen wurde und seither verfällt. In wenigen hundert Metern Abstand lässt sich so Geschichte nachempfinden.

Auch im Bahnhof soll wieder Leben einziehen

Genau zwischen beiden Bauten befindet sich am Bahnhof noch eine weitere, derzeit für alle Passanten sichtbare Baustelle: Nachdem bei einem früheren Wohnhaus das Dach teilweise eingestürzt war, laufen derzeit letzte Sicherungsarbeiten. Nach einer Sanierung sollen dort wieder Wohnungen entstehen. Auch im leer stehenden Bahnhof, der ebenfalls der KWD gehört, soll wieder Leben einziehen. Genaue Zeitpunkte dafür gibt es aber noch nicht.

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