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Nachfahren des Künstlers:Wolfgang Keller und Manja Zecha.

© Ariane Lemme

Potsdam-Mittelmark: Ein Stück Teltower Identität

Das Grab des Künstlers August Mattausch wurde zu einer Erinnerungsstätte umgestaltet

Teltow - Der Grafiker und Bildhauer Mattausch hat in Teltow Spuren hinterlassen: Nach ihm ist nicht nur der Bürgerpark benannt, seit gestern verweist auch eine Erinnerungsstätte auf dem Friedhof auf die Hinterlassenschaften des Künstlers.

„Ein schöner Anlass, wieder einmal öfter nach Teltow zu kommen“, findet Manja Zecha. Die Urenkelin Mattauschs ist nur wenige Straßen entfernt vom Friedhof im Weinbergweg zur Schule gegangen, heute lebt die Betriebswirtin in Berlin. Ihren Urgroßvater August Mattausch hat sie nicht mehr kennengelernt, anwesend war er trotzdem: In der Wohnung ihrer Mutter standen zwei von August Mattausch geschnitzte Schränke, Zecha erinnert sich noch gut an die vielen Besucher, die sich die Erbstücke ansehen wollten. Die Umgestaltung von Mattauschs Grab wurde jedoch von einem anderen Teltower Bürger angeregt: Hermann Lamprecht, Mitglied des Teltower Heimatvereins. Weil für die Teilnahme am „Entente Florale“-Wettbewerb auch die Friedhofsgestaltung eine Rolle spielte, konnte Lamprecht zahlreiche Sponsoren für sein Projekt gewinnen. So wurde Mattauschs Grab in den vergangenen Wochen neu bepflanzt und eine schmiedeeiserne Umfriedung geschaffen. Am gestrigen Dienstag übergab Lamprecht die Erinnerungsstätte den Teltower Bürgern.

Über drei Steinplatten in der Mitte der Grabstätte gelangt der Besucher nun zu einer Tafel mit den biografischen Daten des Teltower Künstlers. Für alle, die mehr erfahren möchten steht darunter der Verweis auf die übrigen Orte, an denen August Mattausch in Teltow bis heute präsent ist: Einige seiner Holzschnitzarbeiten finden sich auf  Empore, Gestühl, Säulen und Kanzel der Andreaskirche. Skulpturen, Werkzeuge und von ihm gestaltete Parfumflakons und Cremedöschen lagern im Magazin des Heimatmuseums, während das Kriegerdenkmal auf dem Zickenplatz für alle weithin sichtbar ist.

„Um unser historisches Erbe verwalten zu können, müssen die historischen Fakten nachvollziehbar und belegt sein“, ließ Bürgermeister Thomas Schmidt, der selbst nicht bei der Übergabe anwesend war, in einem Grußwort ausrichten. Erst durch den Blick zurück ließe sich auch die städtische Identität von heute verstehen. In Teltow sei dies vor allem durch die Arbeit des Heimatvereins möglich. Das Leben August Mattauschs ist gut dokumentiert: Geboren wurde er am 24. März 1877 am Bodensee, von 1906 bis zu seinem Tod 1945 lebte er in Teltow. Dort arbeitete er zunächst in der Porzellanfabrik, später bei der Firma Lohse. Nach seiner Heirat mit Helene Christiane Mahling fing er an, als freischaffender Künstler zu arbeiten.

„Sein Talent hat mein Großvater auch an seine Nachfahren weitergegeben“, ist Wolfgang Keller überzeugt. Der Enkel Mattauschs etwa hat selbst jahrelang Musik gemacht, in Country- und Rock’n’Roll-Bands gespielt. Das Zeichnen habe er sogar zu seinem Beruf gemacht, wenn auch eher in technischer als in künstlerischer Hinsicht. Keller arbeitete als Konstrukteur in der Schienenfahrzeugindustrie. Anders als seine Großcousine Manja Zecha ist Keller in Berlin aufgewachsen, bis heute sind ihm die langen Radtouren in Erinnerung, die er als Kind von Reinickendorf aus zu den Verwandten in Teltow unternahm. Seit einigen Jahren kümmert er sich um Mattauschs Nachlass; er war es auch, der dem Heimatmuseum viele Exponate aus der Werkstatt seines Großvaters überließ. Ariane Lemme

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