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Potsdam-Mittelmark: Ein Stück Geschichte freigelegt

Mit viel Liebe bringen die Philippsthaler ihre Kirche in den ursprünglichen Zustand zurück

Nuthetal - Dieser Tage übergaben Restauratorin Elka Beutel aus Potsdam und ihr Team einen weiteren restaurierten Abschnitt der 1904 eingeweihten Philippsthaler Kirche an die Gemeinde des Ortes. Bisher konnten zwei Quadratmeter Wandfläche fein gereinigt und retuschiert werden. Nachdem bereits Säulen und Chor farblich wieder hergestellt worden waren, erhielten nun die linken Bankreihen auf Wunsch der Philippsthaler ihre alte Form und die handgemalte Farbgestaltung. Grundlage stellte das einzige erhaltene Foto des inneren Kirchenschiffes dar. „Wir hatten dabei entdeckt, dass für die Montage der alten Wandheizungen damals störende Holzteile von den Bänken abgesägt worden waren. Die haben wir nun ersetzt“, berichtet die Saarmunder Architektin Sonja Lieberwirth, die sich aus Liebe zu diesem Bau um das Fortkommen kümmert.

Schon seit 1999 ist man bestrebt, die Dorfkirche wiederherzustellen. 2004 waren vor der Innensanierung unter fest sitzender Dispersionsfarbe plötzlich bildhafte Motive gefunden worden. Nun wurde festgestellt, dass in der rechten Deckenwölbung von ehemals fünf Engelsköpfen, die mit Margeriten und Gänseblümchen umkränzt waren, zwei Motive durch starke Bauarbeiten unwiederbringlich verloren sind. Das Motivband an der linken Seite ist bisher nur schwach zu sehen. Was hier verblieben ist, wird sich später zeigen. Über den beidseitigen Motivbändern lag früher ein Wolkenkranz. An der Decke sind vier blasse Motivbögen quer zum Kirchenschiff sichtbar geworden, die den Eindruck von Stuckornamenten hervorrufen sollten. „Der Leuchter hing ursprünglich mittig. Drumherum war ein Sternenhimmel, der auch wieder rekonstruiert werden soll“, erläutert Restauratorin Elka Beutel das zukünftige Vorgehen. Manche Feinheit konnte eben diesem einzigen vorhandenen Bild entnommen werden, das vom Inneren der Kirche aus früheren Zeiten auffindbar war. Es soll vom Tag der Einweihung des Gotteshauses stammen und auf einem Philippsthaler Dachboden gefunden worden sein.

Restauratorische Arbeiten sind mühselig. Mit dem Skalpell wurde die alte Farbschicht freigelegt, die Restfarbe gesichert. Mit einzelnen Farbtupfen wird versucht, die ursprüngliche Farbgebung in der original verwendeten Temperafarbe zu treffen und das Motiv wieder zu kräftigen. „Die Punktretusche dient dem Schließen von Fehlstellen“, keinesfalls werde flächig gestrichen, so die Mitstreiterin vor Ort Maria Knackmuß.

Zimmermeister Wilhelm Kuhlmey aus Gütergotz war zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Kirche beauftragt worden. Die Entwürfe für den Innenausbau stammen der Kirchenchronik nach vom Potsdamer Professor Laske. Ein Kruzifix, eine persönlich signierte Bibel und zwei Leuchter sind Spende der Kaiserin Augusta-Victoria. Wegen eines 150 Jahre alten Versprechens von Friedrich II., dem Spinnerdorf Philippsthal eine eigene Kirche zu geben, beteiligte sich das kaiserliche Haus mit etwa 4000 Reichsmark an den Gesamtkosten von rund 8600 Reichsmark. Krieg und Witterung setzten dem Bau später kräftig zu. 1960/61 erfolgte eine erste Sanierung unter Leitung des Potsdamer Kirchenbaurates Wendland.

Nachdem 1999 das Dach erneuert worden war, erfolgte in Vorbereitung des 250. Jubiläums von Philippsthal 2004 und dem einhundertjährigen Bestehen der Kirche die Grundsanierung des Gotteshauses, wobei die ursprüngliche Raumgestaltung zutage trat. Fassade und Turm wurden aus Spenden der Philippsthaler mit Kofinanzierung der Denkmalschutzbehörde und der Gemeinde Nuthetal gesichert. Die 20 000 Euro aus dem Gemeindesäckel waren Inhalt des Vertages zur Gemeindegebietsreform, mit der Philippsthal sich der Gemeinde Nuthetal anschloss. Je nach Finanzlage konnte nach den Festlichkeiten wieder immer ein weiteres Stück Geschichte freigelegt werden.

Die Philippsthaler sind ihrer kleinen Kirche gegenüber großzügig, aber eine Kofinanzierung ist unerlässlich. Man kooperiere nach einem gemeinsamen Konzept mit dem Landesamt für Denkmalpflege. „Wir hoffen, dass der erreichte Zustand neugierig und spendenfreudig macht. Aber wir wissen, die Gemeinde identifiziert sich mit ihrem kleinen Haus“ ,so Elka Beutel optimistisch. Denn die Arbeit an diesem Bau macht den Restauratoren Freude. Mehrfach seien Passanten neugierig hinein gekommen, wenn Licht zu sehen war und haben über die Fortschritte gestaunt. Wann die nächsten Schritte getan werden können, bleibt offen. Man wolle indes nicht einfach nur die Kirche restaurieren. Schon jetzt finden hier Bilderausstellungen und kleine Konzerte statt, sie soll der kulturell-gesellschaftliche Mittelpunkt des 185-Seelen-Gemeinde werden. Es treibt niemand zur Eile.

Ute Kaupke

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