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Verstorben. Sander 2013.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Ein stiller Held

Der Künstler Herbert Sander ist tot.

Kleinmachnow/Stahnsdorf - Der bildende und angewandte Künstler Herbert Sander ist tot. Viele der jüngeren Malergenerationen kennen ihn nicht, geht doch jede Generation ihre eigenen Wege, jede hat ihre eigenen Helden. Wenn Herbert Sander so einer war, dann eher ein stiller, introvertierter. Er wurde 1938 in Nordhausen geboren, kam nach seinen Lehr- und Studienjahren in Sachen bildende und angewandte Kunst nach Potsdam, wo er bis 1965 für das DEFA-Studio für Spielfilme arbeitete. Anschließend war er freischaffend. Er war Buchautor, Plakatkünstler, zudem eine echte Maler-Seele, die viele seiner Zeitgenossen sehr zu schätzen wussten.

Manche kennen ihn als engagierten und auch mutigen Pazifisten, der in der DDR-Endzeit die berühmte und von vielen DDR-Leuten auch angewandte Grafik „Schwerter zu Pflugscharen“ schuf und gleich nach 1989 gegen den ersten Irak-Krieg protestierte. Er war Mitbegründer des Neuen Forum in Kleinmachnow, einem Versuch, sich direkt politisch zu engagieren. Das ging rasch vorbei. Was er hingegen als Glasfenster im Kirchsaal der evangelischen Auferstehungsgemeinde schuf, das bleibt. Möge es seinem Oeuvre – Ölbilder, sehr schöne Zeichnungen, Grafik – auf Dauer genauso ergehen, denn nach dem Tod lebt der Mensch mehr denn je durch sein Werk.

Aber noch gibt es frische Erinnerungen seiner Freunde und Zeitgenossen, er starb ja erst vor wenigen Tagen im achtzigsten Lebensjahr. Sie sind allesamt respektvoll, ehrlich und voller Zuneigung. So erinnert sich der Stahnsdorfer Künstler Egon Wrobel gerne und mit ausdrücklichem Gruß an ihn. Sander sei „sehr selbstbewusst, still und eigen“ gewesen, „viel mit sich beschäftigt“. Der Potsdamer Maler Christian Heize erinnert sich seiner als „stillen, aber großartigen Kollegen, der viel und hart für die Stiftung Schlösser und Gärten gearbeitet hat“. In Ostzeiten sei er praktisch „in allen Bezirksausstellungen vertreten“ gewesen, was damals einiges zu bedeuten hatte. „Viele im Bezirksverband schätzten ihn sehr“. Auch Alfred Schmidt liebt Sanders „manchmal etwas naive Arbeiten“ noch heute, und erinnert an sein Engagement für den Kulturbund, für den Sander in Potsdam regelmäßig ausstellte. Erinnerungen voller Respekt, und das nicht nur, weil da jemand gestorben ist. Was man hier zu hören bekam, kam spürbar ganz von innen.

Doch sah man den Künstler, inzwischen von Kleinmachnow nach Stahnsdorf gezogen, zuletzt eher leidend, gebrechlich. Er zog sich von der Kunst zurück, nahm etwa die Stahnsdorfer Kunstmeile nur noch als Gast und Betrachter wahr. Das Gehen ging schwer, die Gesundheit nahm sichtbar und rapide ab. Und er machte sich im Gespräch mit dem Autor schon mal Gedanken, was mit seinem Oeuvre einmal werden solle. Das müssen nun andere tun und entscheiden, seine Frau Karin, der Kleinmachnower Heimatverein, wo er auch engagiert war, die Kunstwelt natürlich. Es wird sich fügen: Geht die jüngere Generation auch ihrer eigenen Wege, so nimmt sie doch viele „von damals“ gern ein Stück mit. Gerold Paul

Gerold Paul

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