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Potsdam-Mittelmark: Ein Schuss aus nächster Nähe Rätsel um Mord an Glindower Brunnenbauer

Werder (Havel)/ Potsdam – Der Schuss fiel aus nächster Nähe. Joachim L.

Werder (Havel)/ Potsdam – Der Schuss fiel aus nächster Nähe. Joachim L. muss gekniet oder gelegen haben, als ihn die Kugel im Hinterkopf traf. Doch wer ihn im Sommer 2009 getötet hat und warum, ist noch immer ungeklärt. Im Prozess um den Mord an dem Brunnenbauer aus Glindow gab am gestrigen Dienstag ein tschechischer Polizeibeamter vor dem Potsdamer Landgericht Einblick in seine Ermittlungsakte. Demnach war die Leiche des damals 55-Jährigen am 2. Juli 2009 von einem Pilzsammler gefunden worden. Nach Angaben des Hauptkommissars, der noch am selben Tag den Fundort inspiziert hatte, soll der Tote auf einem bewaldeten Grundstück in einer Kuhle gelegen haben und mit Zweigen bedeckt gewesen sein, nur etwa zehn Meter von einem kleinen Waldweg entfernt und etwa 100 Meter von der Landstraße, die die Orte Suchá Rudná und Ostrava verbindet. Eine nicht sehr befahrene Straße. „Der ideale Platz, unbeobachtet mit dem Auto vorzufahren“, so der damalige Ermittlungsleiter. Auch ein Schuss wäre nicht unbedingt zu hören gewesen. Erst in einigen Kilometern Entfernung befände sich eine Datschen- und Wochenendhaus-Siedlung, im Weiteren auch ein Kur- und Erholungsort.

Doch jegliche Ermittlungen verliefen zunächst ergebnislos. Die Hitze hatte dem leblosen Körper zugesetzt, der am Fundtag bereits stark verwest war. Der Tote hatte keine Dokumente bei sich, in seiner Hemdtasche sollen 5000 Kronen in Scheinen gesteckt haben, rund 200 Euro. Die Kleidungsstücke, die der Glindower am Leib getragen habe, waren stark verunreinigt, Spuren nicht mehr verwertbar.

Ob die Leiche zum Fundort transportiert worden ist, konnte daher nicht zweifelsfrei geklärt werden. Jedoch habe es vor Ort weder Spuren eines Kampfes gegeben, noch sei die Patrone gefunden worden, die von hinten in den Kopf geschossen und vorn über dem linken Auge wieder ausgetreten war. Nach einem halben Jahr legten die tschechischen Beamten den Fall zunächst zu den Akten.

Zur gleichen Zeit war in Deutschland die Suche nach dem mittlerweile vermissten Glindower in Gang gekommen. Wie berichtet war er mit dem Angeklagten Hans-Dieter V. am 9. Juni 2009 zu einem Geschäftstermin nach Ostrava gefahren, aber von der Reise nicht zurückgekehrt. Ein enger Freund des Verstorbenen erzählte gestern, dass er mehrfach versucht habe, ihn telefonisch zu erreichen. Doch weder an seinem Geburtstag wenige Tage nach dem Termin in Tschechien noch an den Folgetagen sei ihm dies gelungen. Am 19. Juli 2009 habe seine Frau schließlich die Polizei informiert, erzählte er.

Aufgrund des noch relativ gut erhaltenen Gebisses des Toten gelang es schließlich, den Glindower zu identifizieren, fast zwei Jahre nach dem Fund. Im Frühjahr 2011 hatten deutsche Ermittler Kontakt zu den Nachbarn aufgenommen. Die Kollegen baten die Beamten in Tschechien, zu prüfen, ob der Angeklagte und das Opfer in der Nacht zum 10. Juni 2009 in Ostrava genächtigt haben, erinnerte sich der Hauptkommissar. Dies bestätigte sich ebenso wie der Geschäftstermin am nächsten Tag. Beide hatten sich an der Eingangspforte des Unternehmens registrieren müssen, für beide war jedoch nur eine Ausweisnummer notiert worden – die des Angeklagten. Dieser hatte wie berichtet angegeben, im Weiteren gegen 12 Uhr mit dem Verstorbenen im Hotel ausgecheckt und den Freund danach am Busbahnhof abgesetzt zu haben. Von dort sei er allein weitergereist. Solveig Schuster

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