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Potsdam-Mittelmark: Ein Hafen ohne Boote

Wassersportler bezweifeln den Nutzen der geplanten Teltower Marina. Ein neuer Ausschuss soll die Verantwortung für die Kostenexplosion klären

Teltow - Im Streit um die explodierenden Kosten beim Bau der Teltower Marina mobilisieren die Hafen-Kritiker alle Kräfte. Nach den Grünen, die einen vorübergehenden Baustopp in die Diskussion brachten, fordert nun die Fraktion Bürger-Initiative Teltow (B.I.T.) eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge und die Einrichtung eines zeitweiligen Ausschusses. Grund ist unter anderem die Kostenverdoppelung des Projektes auf zehn Millionen Euro (PNN berichteten).

Derzeit wirbt die B.I.T. bei anderen Fraktionen um Mitunterzeichner für einen Antrag zur Aufklärung an die Stadtverordnetenversammlung. „Wir tragen den Bürgern gegenüber die Verantwortung, das Geld der Stadt effizient und verantwortungsvoll einzusetzen“, sagte Fraktionschef Rolf Kasdorf den PNN. Nach ersten Gesprächen deute sich bereits eine Mehrheit für den Antrag an.

Im zu bildenden Ausschuss, dem Mitglieder aller Fraktionen angehören sollen, soll geklärt werden, wer Verantwortung für die exorbitante Kostenerhöhung trägt, ob die Stadtverordneten aktuell und ausreichend über Kostenentwicklungen und deren Risiken informiert wurden und inwieweit die rechtlichen und finanziellen Grundprinzipien der Haushaltsführung durch die Verantwortlichen erfüllt worden sind, heißt es in dem Antrag. Seinen Bericht solle der Ausschuss den Stadtverordneten spätestens zur Versammlung am 20. Mai vorlegen.

Wie berichtet soll die Marina die Stadt zum Wasser hin öffnen und so die Altstadt beleben. Doch dass er dies tatsächlich erreichen kann, wird immer mehr bezweifelt, auch von Wassersportlern. Kritisch äußerte sich unter anderem der Vorsitzende des Ruderclubs Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow, Stefan Biastock, gegenüber den PNN. Der Hafen nutze nur wenigen privilegierten Leuten, die sich ein Boot vor die Tür legen wollen. Dass er wie gewünscht Wassersportler und Touristen in die Stadt holen könnte, sieht Biastock nicht. Zumindest bei Ruderern sei der Teltowkanal nicht sehr beliebt. „Schön wird es dahinter am Griebnitz- oder Wannsee“, so Biastock. Doch der Weg dorthin führt durch die Kleinmachnower Schleuse, das koste Zeit.

Nach einer Statistik der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wird die Strecke im Jahr von etwa 7000 Sportbooten befahren. „Selbst wenn zehn Prozent davon in Teltow halten, und das ist schon hoch angesetzt, sind das zwei Boote am Tag“, rechnet Biastock vor. Der Hafen ist für 20 Gastliegeplätze konzipiert. Über Kostenpflicht und Höhe der Gebühren entscheidet der künftige Betreiber. Ist das Geschäft jedoch nicht rentabel, zahlt die Stadt. Um die Fördermittel zu bekommen, musste sie sich verpflichten, mögliche Defizite aus dem Betrieb auszugleichen.

Teltows Verwaltung erwartet, dass durch den Betrieb der gastronomischen Einrichtung und des maritimen Gewerbes, das sich neben dem Hafenbecken ansiedeln soll, Geld in die Kasse zurückfließt. Zur Suche nach einem Betreiber will sich Stadtsprecherin Andrea Neumann gegenwärtig nicht äußern. Um die Attraktivität des Gastrobereiches zu erhöhen, bekommt das Gebäude entgegen der ursprünglichen Planung einen Tagungsraum und einen Veranstaltungssaal.

Für das neue Konzept und den teurer werdenden Bau muss die Stadt zusätzlich 300 000 Euro in die Hand nehmen. Nur werden die Gäste kaum vom Wasser her kommen, glaubt Biastock. Viele Motorboote hätten eine eigene Küche an Bord. Zudem gebe es mit dem Tempelhofer Hafen mit seiner weit besseren Infrastruktur mit Shoppingcenter und Restaurant-Schiff harte Konkurrenz.

Einmal in der Woche legt von Mai bis September ein Fahrgastschiff der Stern- und Kreisschifffahrt in der Region an, gegenwärtig aber auf Zehlendorfer Seite, Höhe Knesebeckbrücke und Penta-Hotel. Laut dem Prokuristen des Unternehmens, Bernd Grondke, befährt die Linie vom Treptower Hafen zum Wannsee jeden Mittwoch den Teltowkanal. Um den geplanten Anleger am Teltower Hafen nutzen zu können, müsste die Linie geändert oder eine neue eingeführt werden. Ob sich das rechne, sei noch unklar.

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