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Neues und Altes. Neben den neuen Einfamilienhäusern steht die ehemalige HO-Baracke. Sie soll verschwinden. Doch was darf gebaut werden?

© S. Schuster

Potsdam-Mittelmark: Ein Café am Park

Für das Grundstück der alten HO-Baracke am Sabersky-Park gibt es wieder einmal neue Pläne. Ob sie genehmigt werden, ist offen

Teltow - DDR-Nostalgie empfindet Erhard Schiwek nicht. Nein, er ärgert er sich über die alte leer stehende HO-Baracke in seinem Wohngebiet in Teltow-Seehof. Und das schon länger. Während der angrenzende Sabersky-Park sauber gehalten und gepflegt werde, türme sich im früheren Laden der DDR-Handelsorganisation (HO), auch hinter und neben der Baracke der Sperrmüll. Eimer mit Leergut, alte Paletten, ein ausrangierter Fernseher – „jeder Besucher, der zu uns kommt, fragt, was das soll“, schimpft Schiwek. Er wünscht sich, dass die inzwischen bunt beklebte und besprühte Baracke schnell verschwindet.

Doch es gibt auch Bestrebungen, den alten Laden wieder aufzumotzen. Erste Pläne des Eigentümers zur Bebauung des Grundstücks mit einem Einfamilienhaus hatte die Stadt Teltow zunächst abgelehnt. Nun liegen neue Pläne vor. Eine schnelle  Lösung des Problems scheint dennoch nicht in Sicht.

Wie der Pressesprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Kai-Uwe Schwinzert, auf Nachfrage bestätigt, liegt der Bauaufsicht ein Antrag zur Umnutzung des Gebäudes vor. Der Investor plane ein Café. Entscheidungsreif sei die Sache nicht, so Schwinzert. Der Antrag sei zunächst unvollständig eingereicht worden, Ergänzungen waren nötig. Zu den konkreten Plänen wollte sich der Vertreter des Grundstückseigentümers, Rechtsanwalt Florian Lewens, zunächst nicht äußern. Doch wie die Vergangenheit zeigt, muss er wohl auch diesmal mit einem längeren Prozedere, wenn nicht mit Widerstand rechnen. Das Grundstück grenzt eng an Jacobsonsteig und Sabersky-Park, beide stehen seit 2011 unter Denkmalschutz.

Im Mai 1975 war die Baracke als Brot-, Backwarenverkaufs- und Poststelle eröffnet worden. Sie entstand im Rahmen des Wettbewerbs „Schöner unsere Städte und Gemeinden“ und sollte die Lebensbedingungen im Wohngebiet Teltow I in Seehof verbessern, weiß Stadtsprecherin Andrea Neumann. 1991 habe die Konsumgenossenschaft als Rechtsträger des Grundstücks das Haus an einen Getränkehandel vermietet. Auch Möbel und Gemüse wurden zwischenzeitlich dort verkauft.

Ursprünglich gehörte das Grundstück zum Gut Seehof und befand sich direkt am Gutshof. Der wiederum zählte zum mehr als 80 Hektar großen Grundbesitz, den die Brüder Max und Albert Sabersky im Jahr 1872 erworben hatten. Von 1933 bis 1939 waren die Ländereien mit Ausnahme des Gutshofs und einer Villa parzelliert und an Siedler verkauft worden. Nach der Wende entspann sich daraus einer der größten Rückübertragungs- und Entschädigungsprozesse in der Geschichte des Landes.

2001 wurde das Grundstück, auf dem die HO-Baracke gebaut worden war, an die Erbengemeinschaft der Brüder Sabersky rückübertragen. Seitdem steht sie leer. „Planungsrechtlich befindet sich die Fläche mit der Baracke im unbeplanten Innenbereich“, so Stadtsprecherin Neumann. Somit sei sie grundsätzlich bebaubar. Das sollte zunächst auch passieren. Die Wohnwert Kleinteltow GmbH, deren Geschäftsführer der Vertreter der Sabersky-Erben, Florian Lewens, ist, plante in der Fritz-Reuter-Straße 17 Einfamilienhäuser. Städtebauliches Einvernehmen ließ sich nur für 13 Bauten erzielen. Vier Grundstücke nördlich des Wegs zum Gutshaus, in dem heute ein Ärztehaus angesiedelt ist, konnte die Wohnwert Kleinteltow GmbH nicht bebauen. Dazu gehörte das Grundstück der HO-Baracke.

Das Bauvorhaben griff in Teilen in den Wald des Sabersky-Parks ein und hätte auch den Jacobsonsteig, der unmittelbar hinter der Baracke vorbeiführt, zerschnitten. Einst verband der Weg die Lichterfelder Allee mit der 1945 zerstörten Villa des Sabersky-Schwiegersohns, Paul Mammroth, und gilt daher als schützenswert. Neben dem Teltower Heimatverein wandte sich die Bürgerinitiative „Wir in Seehof“, kurz BiWiS, gegen die Baupläne. „Wir können hier keine Kompromisse zulassen“, sagt etwa Wolfgang Köhn von der Initiative, „der Park ist nur geschützt, wenn er als Ganzes erhalten bleibt.“

Die Stadt Teltow ist bemüht, den Garten, den der königliche Hofgärtner Theodor Carl Gustav Nietner 1870 im Auftrag Max Saberskys anlegte, vor jeglichen Eingriffen zu schützen. Zuletzt hatten Umwelt- und Hauptausschuss Pläne der Sabersky-Erben für zwei Einfamilienhäuser an anderer Stelle des Parks abgelehnt, da auch hier Teile der Grundstücke in das Gartendenkmal hineinragten. Die Stadt Teltow hat daher auch auf das Barackengrundstück weiterhin ein wachsames Auge.

Innerhalb der nächsten Wochen ist die Stadt gefordert, im Rahmen des Beteiligungsverfahrens das Vorhaben zu bewerten und der Baubehörde des Landkreises ihre Stellungnahme zu übergeben. Der Antrag der Bauaufsicht befinde sich in Bearbeitung, wie es aus dem Teltower Rathaus heißt. Entschieden ist in der Sache jedoch noch nicht. Dass der jetzige Zustand keine Dauerlösung ist, darüber sind sich indessen alle Beteiligten einig.

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