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Diese Demonstranten sind gegen den Ausbau der Ruhlsdorfer Straße und das Fällen der Bäume auf dem Marktplatz in Teltow. 

© Ottmar Winter

Doppel-Demo in Teltow: Gegner und Befürworter des Straßenausbaus gingen auf die Straße

In Teltow demonstrierten am Dienstagabend Befürworter und Gegner des Ausbaus der Ruhlsdorfer Straße.

Ruhlsdorf/Teltow - Für Jürgen Duchrow ist die Lage klar. „Sicherheit geht vor.“ Wenn sein Enkel in einigen Jahren mit dem Rad von Ruhlsdorf nach Teltow radelt, soll er das auf einem vernünftigen Radweg tun können. „Ich glaube, die Leute, die gegen den Ausbau sind, nutzen die Straße gar nicht“, sagt Duchrow. „Wir Ruhlsdorfer sind hier und dafür.“

So sehen es viele der Demonstranten – 150 sind nach Polizeischätzungen gekommen – die am Dienstagabend für die Fortsetzung der Bauarbeiten an der Ruhlsdorfer Straße demonstrierten. Viele waren mit den Kindern da, einige mit dem Rad, für die Ältesten stand ein Traktor mit Anhänger bereit. Zeitgleich hatten sich auf dem Teltower Marktplatz rund dreieinhalb Kilometer weiter etwa 40 Gegner des Straßenbauprojekts versammelt, Kerzen entzündet und eine Alternative gefordert.

„Es muss zuallererst um die Menschen gehen“

Wie berichtet hat der Landesstraßenbetrieb nach dem Ausbau des nördlichen Teils der Ruhlsdorfer Straße vor drei Jahren am vergangenen Donnerstag mit den Arbeiten am südlichen Teil der Straße begonnen. Um diese von 6,50 Metern auf 10,50 Meter zu verbreitern, müssen etwa 50 Alleebäume gefällt werden. Darunter sind – und daran entzündete sich der Streit – auch mehr als 100 Jahre alte Eichen. Ziel der Bauarbeiten ist die Verbesserung der Sicherheit durch die Befestigung des Gehwegs, den viele Schulkinder nutzen. 

Aufgerufen zu dem Protestzug für den Straßenbau hatten Sören Kosanke, Vorsitzender der SPD in Teltow, Ruhlsdorfs Ortsvorsteher Michael Schmelz (SPD) sowie der Heimatverein Ruhlsdorf. „Wir sind nicht gegen Umwelt- und Naturschutz, aber es muss zuallererst um die Menschen gehen“, betont Kosanke. Und die sehen vor allem den Zustand des Weges. 

Auf dem Teltower Marktplatz sieht man das anders. „Jeder Baum, der gefällt wird, muss im Herzen wehtun“, sagt Alexandra Pichl, Landesvorsitzende der Grünen und Kleinmachnowerin. „Für meine Kinder sind keine Straßen wichtig, für sie sind Bäume wichtig.“ Eine Frau trägt ein Schild mit der Inschrift „Teltow = Beton + Blech“. Auch hier sind viele Radfahrer, aber sie glauben nicht an mehr Sicherheit durch den Neubau – sondern fürchten mehr Verkehr und mehr Lastwagen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat gegen die Fällungen Widerspruch eingelegt und vor dem Verwaltungsgericht per Eilantrag deren Stopp beantragt. Seit Freitag ruhen die Arbeiten. Noch ist unklar, wie es in den nächsten Tagen weitergeht. Bislang hat das Verwaltungsgericht in Potsdam keine Entscheidung gefällt. „Das Eilverfahren ist anhängig und die Kollegen arbeiten daran“, so Gerichtssprecher Ruben Langer auf Anfrage. Am heutigen Mittwoch, so Langer, werde sich das Gericht über das weitere Vorgehen äußern. 

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„Es gibt immer weniger Bäume in Teltow“

„Es gibt immer weniger Bäume in Teltow“, so Christoph Radinger, Vorsitzender von GUT für Teltow auf der Demo. Statt der Fällungen hätte er Tempo 30 auf der Strecke sinnvoller gefunden. Anna Emmendörffer von den Teltower Grünen kritisiert nicht nur, dass „eine der letzten Alleen der Stadt verschwinden soll“, sondern auch, dass Alternativen nicht ausreichend geprüft worden seien. Durch die Kundgebung in Teltows Zentrum habe man ein Zeichen Richtung Stadtpolitik senden wollen. Sie vergleicht den Straßenbau mit dem Hambacher Forst. „Es ist nicht aussichtslos, dass die Pläne noch geändert werden“, so Emmendörffer. 

Auch Bernd Metzner schreckt nicht vor großen Vergleichen. „Genauso wie der brasilianische Regenwald nicht Bolsonaro gehört, gehören die Ruhlsdorfer Eichen nicht den Ruhlsdorfern.“ Vor drei Jahren sei beim ersten Bauabschnitt ein Kahlschlag durchgeführt worden. „Das Ergebnis ist trostlos und erschütternd.“ Roland Schmid, der mit seinem Rad in Ruhlsdorf bei der Demo mitgeht, sieht das anders. „Die Grundsatzentscheidung wurde gefällt, nun müssen die Bäume und ihre Wurzeln weg. Anders geht es nicht.“

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