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Potsdam-Mittelmark: Die Schule macht einen Bogen

Seitenflügel an Grundschule Wildenbruch eingeweiht / „Zweiter Schulanfang“

Michendorf - Sogar Pipi Langstrumpf war aufgeregt: „Ein neues Gebäude an Eurer Schule? Da will ich auch mal hin!“ Und so geriet selbst das stärkste Mädchen der Welt ins Staunen, als die Kinder zeigten, was sie in ihrer Grundschule Wildenbruch alles machen. Sie spielen Akkordeon, lernen Mathe und Englisch, tanzen und singen – und können Fontanes Ribbeck-Ballade in voller Länge rezitieren. All das zeigten sie mit einem Programm, das sie zur Eröffnung ihres neuen Schulgebäudes auf die Beine gestellt hatten. Nach über einjähriger Bauzeit ist der neue Flügel gestern an seine künftigen Nutzer übergeben worden.

Von einem zweiten Schulanfang in diesem Jahr sprach Schulleiterin Astrid Kühnel. Denn mit dem neuen Anbau könne das Ganztagsprogramm der Grundschule erst richtig entfaltet werden. Seit 2007 arbeitet die Wildenbrucher als Verlässliche Halbtagsgrundschule. Das heißt: Bis 14 Uhr sind die Kinder täglich hier, können darüber hinaus das Ganztagsangebot nutzen. 38 Arbeitsgemeinschaften gibt es, gestaltet von Erziehern, Eltern und Vereinen. Da stehen Sport-, Tanz- und Kunstkurse ebenso auf dem Programm wie Spanisch. Der Unterricht am Vormittag findet in drei Blöcken zu je 90 Minuten statt. Der Übergang zum Nachmittag ist fließend: Der dritte Block läuft unter dem Motto „individuelle Lernzeit“ und wird vom jeweiligen Klassenlehrer zusammen mit einem Erzieher gestaltet. Hier wird nicht nur der Lehrstoff vertieft, es bleibt auch Platz für Gespräche und sogar Yoga.

So einfallsreich wie das Ganztagskonzept ist auch der neue Seitenflügel, den Planerin Sonja Lieberwirth entworfen hat. Denn der Eingeschosser bildet einen Viertelkreis über den Pausenhof. Im Bogen gelangen die Kinder künftig vom Haupthaus über ein Foyer und einen langen Flur in die neuen drei Teamarbeitsräume und einen Kunstraum sowie eine Bibliothek und einen Raum für Naturwissenschaften. Die Fachräume sind zudem mit kleinen Nebenzimmern für die Unterrichtsvorbereitung ausgestattet.

273 Quadratmeter mehr haben die Kinder nun zur Verfügung. Gekostet hat der Anbau 665 000 Euro, gut die Hälfte davon kam aus dem Bundesprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“. Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) gab sich überzeugt, dass das Geld hier gut investiert ist – denn Kinder gebe es in der Gemeinde reichlich. Auch in diesem Jahr konnten in allen drei Grundschulen wieder je zwei neue Klassen eröffnet werden. „Wir haben das Haus errichtet, nun müssen die Lehrer weiterbauen und das Fundament für die Entwicklung unserer Kinder legen“, so Jung.

Insgesamt 230 Erst- bis Sechsklässler drücken in diesem Jahr hier die Schulbank, sagte Astrid Kühnel, die auch ein Streiflicht auf die Geschichte warf: 1820 gab es im Ort die erste Bildungsstätte – in einem Haus mit integriertem Kuhstall, einem Klassenzimmer und einer Wohnkammer für den Lehrer. Später entstand die Dorfschule im heutigen Bürgerzentrum. In der Potsdamer Straße wurde 1929 eine Schule eingeweiht, die aber zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Munitionslager genutzt und gesprengt wurde. Das jetzige Schulhaus entstand 1991 – und ist nun erst im wahrsten Sinne rund geworden. Thomas Lähns

Thomas LähnsD

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