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Die letzte Ausstellung: Schlussakt in der Galerie Töplitz

Seit mehr als 20 Jahren holen Marianne Kreutzberger und ihr Mann Hans-Joachim Walter junge Nachwuchskünstler an die Havel. Am Samstag eröffnet die letzte Ausstellung.

Von Sarah Stoffers

Töplitz - Marianne Kreutzberger kann sich noch gut an die erste Ausstellung erinnern, die sie mit ihrem Mann Hans-Joachim Walter vor 25 Jahren in Töplitz besuchte. „Die Ausstellung hieß ,Jenseits und Diesseits der Oder’ mit Werken von polnischen und deutschen Künstlern.“ An gespannten Wäscheleinen hängend, wurden die Bilder im Garten am Kirchturm präsentiert. „Ich war so begeistert. Mein Herz ist aufgegangen“, sagt Kreutzberger. Danach wollten die beiden sich in Töplitz, wo sie seit 1992 eine Datsche hatten, einbringen.

Seit mehr als 20 Jahren ist Marianne Kreutzberger die Kuratorin der Ausstellungen in der Galerie Töplitz. Am Sonntag in einer Woche wird ihr letzter Arbeitstag sein. Am Samstag eröffnet die letzte Ausstellung in der Galerie. Wie berichtet wollen Kreutzberger und Walter, die stets mit einem besonderen Blick für junge Talente und mit viel persönlichem Einsatz die Ausstellungen organisierten, aufhören. Sie hatten noch versucht, einen Nachfolger zu finden, doch keiner wollte ihre Arbeit übernehmen. Mit der Galerie Töplitz geht der Kulturszene der Region nun eine wahre Perle verloren, die eine lange und ereignisreiche Geschichte vorzuweisen hat.

Kreutzberger und Walter gründeten vor 25 Jahren mit dem ehemaligen Ortsbürgermeister Wolfgang Ziemer und anderen Kunstbegeisterten aus Töplitz und Berlin den Verein Havel-Land-Art. Sie wollten zeitgenössische Kunst und Kultur im Havelland und moderne Nachwuchskünstler fördern. Kreutzberger holte in den vergangenen Jahren mit Hilfe ihres Mannes Nachwuchstalente vor allem von der Burg Giebichenstein in Halle, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Hochschule für Bildende Künste Dresden in die Galerie. Das Ehepaar, aber auch die 2. Vereinsvorsitzende Heike Schöneburg, ließen die jungen Kreativen stets bei sich zu Hause schlafen und verpflegten sie während der Ausstellungszeit. „Viele haben gesagt, sie seien noch nie so verwöhnt worden“, erzählt Kreutzberger.

"Macht was ihr wollt"

In den jährlich maximal vier Ausstellungen von Frühjahr bis Herbst zeigte der Verein Malereien, Grafiken Skulpturen, Objektkunst oder Zeichnungen von hohem Niveau, so dass auch international bekannte Künstler wie Johannes Grützke im kleinen Töplitz ausstellten. Eine der schönsten Erinnerungen von Kreutzberger. „Johannes Grützke hat mich wirklich auf Herz und Nieren geprüft“, so die 69-Jährige. Zweimal sei sie in seinem Atelier gewesen, dann habe er „einen Spion“ geschickt, der die Galerie in Augenschein nehmen sollte. „Am Ende hatte er dann so ein Vertrauen in uns gehabt, dass er sagte: Macht was ihr wollt“. Auch die eindrucksvolle Ausstellung von Ohannes Tapyuli „Kunst gegen vergessen“ von 2007, in der er ermordeten Sinti und Roma ein Gesicht gab, ist für Kreutzberger unvergesslich.

Mit dem Ende der Galerie wird auch der Verein seine Arbeit niederlegen, wie Kreutzberger am Donnerstag beim Pressetermin zur neuen Ausstellung bekannt gab. Denn auch im Vorstand habe einer nach dem anderen aufgehört. Und es gebe kaum neue Leute, die sich in Kunstvereinen engagieren wollen.

Die letzte Ausstellung wird traditionell um 16 Uhr mit einem Konzert in der Dorfkirche eröffnet. Es spielt das Trio ARP mit dem Flötisten Rudolf Döbler, Alejandro Regueira Caumel an der Viola und Maud Edenwald an der Harfe. Die Schau zeigt noch einmal die Bandbreite, der sich die Galerie stets widmete. Präsentiert werden Malereien, Keramiken und Lamella-Arbeiten von Kunststudentinnen. Die an der Berliner Universität der Künste studierende Katrin Otto arbeitet für ihre Lamella-Arbeiten mit Holz. 56 Lamellen sind auf einem ihrer Werke angebracht worden. Je nach Standpunkt, von dem aus der Betrachter auf das Bild blickt, ergibt sich ein komplett anderes Muster. Von links ist ein liegende Kirchturmspitze zu sehen, von rechts ein Wellenmuster.

Sehr private alltägliche Augenblicke hält hingegen Farina Blankmeister auf ihren Acrylbildern sehr detailliert fest. Die Momente hat sie vorher teils heimlich fotografiert. Die Mitbewohnerin beim Zähneputzen, der Freund beim Kuscheln mit dem Hund im Bett oder beim Schlafen.

Maya Fenderl hingegen arbeitet vor allem mit Keramik. In der Ausstellung sind ihre Keramikdosen zu sehen, die sie mit verschiedenen Glasuren und Farben, Verzierungen aus Metall, Goldbordüren oder Steinen zu Unikaten macht. Und Josephine Menzel, die wie Fenderl und Blankmeister an der Burg Giebichenstein studiert, zeigt großformatige Porträts, die sie mit einem groben Pinsel in ocker, rot, blau und weiß auf die Leinwand bringt.

Galerie Töplitz, An der Havel 68, geöffnet samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr, Montag bis Freitag von 16 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

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