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In den Schwielowsee verliebt. Schon als Studentin kam Kerstin Hoppe nach Ferch und Caputh, damals habe sie sich in die Region verliebt. Seit 1993 lebt sie in Caputh. Ihr Lieblingsort ist aber die Fercher Seewiese, von der aus man freien Blick aufs Wasser hat. Foto: Martin Müller

© Martin Müller

Potsdam-Mittelmark: Die Ausdauernde

Kerstin Hoppe (CDU) will in ihrer dritten Amtszeit die Dauerbaustellen von Schwielowsee vollenden.

Von Enrico Bellin

Am 30. September wählen die Bürger in Schwielowsee ihren neuen Bürgermeister. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl, die PNN stellen beide vor. Heute: Kerstin Hoppe (CDU).

Sie ist Bürgermeisterin von Schwielowsee, seit es die Gemeinde gibt: Seit 2003 hat Kerstin Hoppe ihr Büro im Fercher Rathaus. Die 53-Jährige, gelernte „Ausbaufacharbeiterin mit Spezialisierung Maler“ und studierte Bauingenieurin, hat in den vergangenen Jahren vor allem das Zusammenwachsen von Caputh, Ferch und Geltow zu einer Gemeinde befördern wollen. Feste wie der Fahrradsonntag oder das Fährfest sollen die Menschen über Ortsteilgrenzen hinweg verbinden. Unter Hoppes Regie wurden im Jahr 2010 zudem Caputh und Ferch staatlich anerkannte Erholungsorte, zwei Jahre später folgte Geltow. Heute ist es vor allem der Tourismus, der in der Gemeinde mit 10 800 Einwohnern für Einnahmen sorgt. Den Erholungsort-Titel will Hoppe in ihrer dritten Amtszeit verteidigen, 2020 steht die nächste Prüfung an.

Die gebürtige Luckenwalderin (Teltow-Fläming) lebt seit 25 Jahren in Caputh. Ausbildung und Studium hat sie in Potsdam absolviert. „Treffpunkte mit Freunden damals waren auch der Müllerhof in Caputh oder die Badestelle in Ferch, da hatte ich mich in den Schwielowsee verliebt.“ Bis auf zwei Jahre nach der Wiedervereinigung blieb sie in der Region. Ab 1990 hatte sie bei einem Koblenzer Ingenieurbüro gearbeitet, Baustellen überwacht und Pläne gezeichnet – etwa für einen der Tower am Frankfurter Flughafen. Doch die Distanz zum Mann, den sie 1988 geheiratet hatte und der in Potsdam geblieben war, sei zu groß gewesen. Hoppe kam zurück und leitete die Potsdamer Filiale eines Bauingenieurbüros, die 2002 geschlossen wurde. „Zeitlich hat alles gepasst, ich wurde sozusagen aus der Arbeitslosigkeit heraus Bürgermeisterin“, sagt Hoppe.

Die Wahl 2003 gewann sie im ersten Wahlgang. Drei Jahre zuvor wurde sie sachkundige Einwohnerin im Bauausschuss des damaligen Amtes Schwielowsee, in dem Caputh, Ferch und Geltow noch weitgehend selbstständig waren. Im Jahr 2001 trat sie in die CDU ein. Aus dem Ortsverband heraus sei ihr die Kandidatur angetragen worden.

Drei Jahre nach ihrer ersten Wahl folgte Hoppes erster schwere Schlag: Auf Anweisung des Bildungsministeriums wurde die Realschule in Caputh, die einzige weiterführende Schule der Gemeinde, geschlossen. Aller Protest der Gemeinde habe nichts genützt. Anschließend hat die Gemeinde aber die leerstehenden Räume genutzt, um die benachbarte Grundschule zu einer der ersten Ganztagsschulen Brandenburgs auszubauen.

Heftiger Bürgerprotest kam vor allem in Hoppes zweiter Amtszeit auf, zu der sie mit nur 82 Stimmen Vorsprung gewählt worden war: Der Landkreis wollte die Straße von Ferch nach Caputh ausbauen, ein Großteil der Bäume am Ufer des Schwielowsees sollten gefällt werden. Dagegen formierte sich eine Bürgerinitiative, die auch fehlendes Handeln der Gemeinde kritisierte. Auf Druck der Initiative wurden die Pläne vom Kreis überarbeitet, der Uferstreifen blieb beim Straßenausbau 2015 nahezu unangetastet.

Keinen Fortschritt gibt es dagegen bei einem anderen Großprojekt: Eigentlich sollte seit 2016 das Caputher Blütenviertel wachsen, ein Quartier in der Ortsmitte mit 100 Wohnungen. Doch mehrmals wurde umgeplant, hielt Investor Lothar Hardt angekündigte Baustarts nicht ein. Noch immer ist die Fläche neben dem Rewe-Markt eine Brache. „Es ist für uns eine bittere Erfahrung, wenn der Investor sich einfach nicht an seine Versprechen hält“, so Hoppe, die den Bau in den kommenden acht Jahren vollendet sehen will.

In den 16 Jahren Lokalpolitik habe sie aber gelernt, dass Projekte oft länger dauern. „Es gibt manchmal zwei Jahre, da hat man als Bürgermeisterin nichts zu präsentieren.“ Anfangs habe sie sich zu sehr aufgerieben, 80-Stunden-Wochen seien eher die Regel gewesen. Darunter habe das Privatleben gelitten, 2013 wurde Hoppes Ehe nach 25 Jahren geschieden. Jetzt wolle sie sich mehr Zeit fürs Privatleben nehmen, nicht mehr so viel Urlaub verfallen lassen. Für den Herbst hat ihr neuer Lebenspartner einen Urlaub organisiert. Wohin es geht, weiß Hoppe noch nicht.

Die Reise wird wohl auch nötig, um sich vom Wahlkampf und seinen Angriffen zu erholen: Wie berichtet wurde zunächst Hoppes Kopf aus Plakaten herausgeschnitten, die erneuerten Banner dann mit Senf beschmiert. Beide Male wurde Anzeige erstattet, die Täter sind bisher unbekannt. Hoppes Konkurrent bei der Wahl am 30. September, Michael Holstein (SPD), wirft der Bürgermeisterin fehlende Bürgernähe vor. Beim Treffen mit dem Journalisten an ihrem Lieblingsplatz, der Fercher Seewiese, wird Hoppe jedoch von einigen Ferchern angesprochen, teils im vertrauten „Du“.

Ihren Lieblingssee nutzt Hoppe noch immer für den Ausgleich zum Berufsstress: Jedes Wochenende läuf sie vorm Frühstück 16 Kilometer um den Schwielowsee, donnerstags werden sieben Kilometer gejoggt. Im Oktober will sie wieder bei der 24-Stunden-Wanderaktion mitlaufen und 50 Kilometer am Stück schaffen.

Dass Hoppe nicht nur sportlich Ausdauer hat, sollen die kommenden acht Jahre zeigen: So soll der in ihrer ersten Amtszeit gescheiterte Bau eines Pendlerparkplatzes an der Baumgartenbrücke abgeschlossen werden. Und der Caputher Schulcampus, der trotz fehlender Realschule inzwischen zu klein ist, soll wahrscheinlich einen Neubau erhalten. Das Konzept dazu wurde am Monatsanfang vorgestellt.

Am 25. September lesen Sie in den PNN die Analyse vor der Bürgermeisterwahl

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