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Stadtzentrum in Teltow.

© J. Bergmann

Deutschlands attraktivste Kommunen: Beste Lage in Stahnsdorf und Teltow

Wirtschaftsmagazin Capital veröffentlicht Liste der 100 attraktivsten Kommunen abseits der Metropolen. Stahnsdorf und Teltow sind darin vertreten.

Von Eva Schmid

Teltow/Stahnsdorf – Das Wachstum von Stahnsdorf und Teltow macht nun auch bundesweit Schlagzeilen: Die beiden Kommunen haben es unter die 100 attraktivsten Kommunen in Deutschland abseits der Großstädte geschafft. Erstellt hat das Ranking das Wirtschaftsmagazin Capital. Während die Liste mit den so genannten besten Lagen rund um München, Stuttgart und die Mainmetropole Frankfurt lang ist, machen für Brandenburg nur drei Orte das Rennen. Neben Stahnsdorf und Teltow zählt lediglich Glienicke/Nordbahn (Oberhavel) zu den Top-Orten.

Was attraktiv im Falle der Capital-Studie bedeutet, wird klar, wenn man auf die Auswertungskriterien achtet. Neben Daten zur Demografie, zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie zum Arbeitsmarkt und zur Sozialstruktur einer Gemeinde sind in der Studie auch die Preisentwicklungen der letzten fünf Jahre für Häuser und Wohnungen, die Mietsteigerungen sowie die Mietrenditen berücksichtigt worden.

Es sind damit beste Lagen für Investoren oder Häuslebauer: Ausgesucht wurden 100 Städte und Gemeinden, die demografisch und wirtschaftlich attraktiv seien und in denen sich der Kauf eines Hauses oder einer Wohnung oft noch lohnen würde, heißt es in der jüngsten Ausgabe des Magazins. Capital sei dem derzeitigen Trend, dem Wegzug aus den Metropolen gefolgt, und hätte daher erstmalig den traditionellen Immobilienkompass einmal anders aufgezogen. „Statt der Metropolen haben wir die Speckgürtel und die Provinz erkundet.“,

Ungebrochener Bauboom und Zuzug

Tatsächlich ist der Bauboom und Zuzug in Teltow und mittlerweile Stahnsdorf ungebrochen. Vor allem Teltow sticht bundesweit als „Boomkommune der Hauptstadtregion“ hervor. Laut Capital soll bis 2030 die Einwohnerzahl um 25 Prozent steigen, so stark wie in keiner anderen Gemeinde unter den 100 besten Lagen. Bereits in den vergangenen Jahren habe es ein Bevölkerungswachstum von zwölf Prozent gegeben, die Bauverwaltung kommt oft schon nicht mehr hinterher, all die vielen Bauanträge zu bearbeiten. Zum Teil sitzt die Verwaltung parallel an der Planung für über ein Dutzend große Wohnungsbauprojekte. Andere Orte rund um Berlin würden sich freuen, auch nur ein Viertel solcher Baugebiete ausweisen zu können. Für die Autoren der Studie ist klar, was den Reiz an Teltow ausmacht: Es sei die Nähe zu Berlin und Potsdam, die gute Anbindung, die denkmalgeschützte Altstadt und nicht zuletzt die Nähe zum Teltowkanal, einem beliebten Wassersportrevier.

Ähnlich sieht es auch in Stahnsdorf aus, hier haben junge Familien, die in Großstädten keinen Wohnraum mehr finden, noch Möglichkeiten, sich ihr Zuhause leisten und nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Obwohl laut der aktuellen Bodenrichtwerte auch Stahnsdorf nicht mehr zu den günstigeren Orten gehört. Denn mittlerweile hat Stahnsdorf sogar der Nachbarstadt Teltow den Rang abgelaufen und landete in diesem Jahr erstmals auf Platz zwei der mittelmärkischen Kommunen, hinter dem seit Jahren teuren Kleinmachnow.

Vor allem das Stahnsdorfer Gebiet nördlich der Potsdamer Allee ist zum teuren Pflaster geworden. Dort werden wie berichtet seit einigen Jahren ehemalige Truppenübungsplätze in Baugrundstücke umgewandelt. Besitzer der Grundstücke ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Durchschnittlich erzielte sie pro Verkauf im vergangenen Jahr Quadratmeterpreise von 380 Euro. Im Vorjahr war der Preis pro Quadratmeter noch rund ein Drittel günstiger.

„Wenn Berlin einen Schnupfen hat, bekommt Beelitz eine Lungenentzündung“

Wenn man die Preise indes mit Berlin vergleicht, dann ist es in Stahnsdorf immer noch günstig und die Preissteigerungen sind moderat. So komme Berlin laut den Daten der Wohnungsmarkforscher Empirica bei den Preisen für Eigentumswohnungen auf eine Steigerung von 68 Prozent in den vergangenen Jahren, die Bundeshauptstadt überholt damit sogar München (65 Prozent). Vergleicht man aber die Quadratmeterpreise in beiden Städten, so zeigt sich die Kluft zwischen dem Norden und dem Süden. Mit rund 6800 Euro Quadratmeterpreis für Wohneigentum ist München doppelt so teuer wie Berlin.

Dass die Metropolen weiterhin wachsen, liegt laut Wohnungsmarktforscher Harald Simons, Vorstandsmitglied von Empirica, am Zuzug aus dem Ausland. „Großstädte sind mittlerweile Wanderungsverlierer in der Binnenmigration“, so Simons. Junge Menschen aus Deutschland würde es heute eher nach Leipzig oder Rostock ziehen, statt nach Berlin. Auch die Macher der Capital-Studie stellen fest, dass in Deutschland in allen Altersgruppen mehr Menschen aus Großstädten heraus als umgekehrt in die Metropolen ziehen. Doch der derzeitige Trend, der ins Umland der Metropolen führt, sei laut Experte Simons nicht ungebrochen.

Das müssten all diejenigen im Auge behalten, die dort investieren wollen. „Wenn Berlin einen Schnupfen hat, bekommt Beelitz eine Lungenentzündung“, beschreibt Simons den Zustand, der eintritt, wenn sich der derzeit angespannte Markt wieder entspannen sollte. „Je weiter man rausgeht, umso mehr rutscht man das Bodenpreisgebirge herunter.“ Das sei derzeit zwar für viele lukrativ, könne und werde aber sicher kein Dauerzustand bleiben.

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