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Update

"Deutsche Fleischzerleger": Edeka-Mitarbeiter trugen Shirt mit Hitler-Zitat

"Hart wie Stahl, zäh wie Leder" prangte auf der Brust von Edeka-Angestellten in Kleinmachnow. Das Management reagierte nach einem Kundenhinweis sofort. 

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - In T-Shirts mit der Aufschrift „Hart wie Stahl, zäh wie Leder – das sind die deutschen Fleischzerleger“ bedienten Angestellte des Edeka-Marktes am  Kleinmachnower Rathausmarkt vor wenigen Tagen ihre Kunden. Zuerst hatte der Tagesspiegel Checkpoint darüber berichtet. Es sind Worte mit dunkler Vorgeschichte: Denn für Adolf Hitler sollte die Jugend „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ sein. Sein Ideal der Jugend propagierte er vor 50 000 Mitgliedern der Hitlerjugend während des Reichsparteitages in Nürnberg am 14. September 1935. 

Fülliger Metzger schwingt das Hackebeil 

Die T-Shirts mit dem leicht veränderten Hitler-Zitat und dem Abbild eines fülligen Metzgers, der ein Hackebeil in der Hand hält, gibt es seit einiger Zeit in Online-Shops zu bestellen. Den Spruch kann man sich dort sogar auf ein Babylätzchen drucken lassen. Die Kleinmachnower Metzger stießen auch im Internet auf die T-Shirts und bestellten nach Aussagen eines Mitarbeiters fünf Exemplare. Es sollte ein Spaß sein, wie einer der Metzger sagt. Doch der vermeintliche Spaß kam nicht gut an. Anderthalb Tage trugen sie die T-Shirts beim Bedienen, dann war Schluss.  Denn ein Kunde schaute den Metzgern genauer auf die Brust und informierte den Edeka-Kundenservice per E-Mail. Prompt kam – noch am 31. Dezember – eine Antwort. „Wir haben Ihren Hinweis sehr ernst genommen und die besagten T-Shirts wurden umgehend ausgetauscht“, heißt es. Seither tragen die Metzger wieder ihre normale Arbeitskleidung, eine weiße Jacke mit Edeka-Aufschrift und dem Namen des Metzgers darunter. 

Den Mitarbeitern sei der Hintergrund des Slogans nicht bewusst gewesen, sagte das Edeka-Management. Und weiter: „Wir setzen auf freundliche und engagierte Beschäftigte und schätzen gerade auch die Vielfalt dieser Menschen.“ Als Arbeitgeber halte sich Edeka an das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, dessen erster Paragraph besagt: „Ziel des Gesetzes ist es, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.“ Dieser gesetzlichen Vorgabe komme Edeka nicht nur nach, „diesen Grundsatz leben wir“, heißt es in der E-Mail. Auf Nachfrage an der Fleischtheke am Donnerstag bestätigten die Metzger, dass ihnen das Tragen der T-Shirts verboten wurde. Warum um das Zitat so viel Wirbel gemacht wurde, verstünden sie aber nicht. 

Auch der Obermeister der Potsdamer Fleischer-Innung Mathias Bothe findet den Ärger um die T-Shirts "an den Haaren herbeigezogen". Dass jemand mit einem witzigen Spruch zeige, dass er stolz auf sich und sein Handwerk sei, findet Bothe gut. "Wir sind in aller Welt für das Handwerk bekannt, nur im eigenen Land dürfen wir es nicht sagen", sagte Fleischereimeister Bothe den PNN. Und weiter: "Nur weil wir dazu stehen, Deutsche zu sein, sind wir doch noch keine Nazis." 

Auch Heino nutzte das Zitat einst

Die Edeka-Mitarbeiter sind indes nicht die Einzigen, die den historischen Zusammenhang nicht gekannt haben wollen. Der Volksmusiker Heino erklärte zum Beispiel 2013 in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, dass er „hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie ein Windhund“ ist. Damit wollte er verdeutlichen, dass er trotz hohem Alter in der Musikbranche mithalten könne. Nachdem das Interview erschien, erklärte Heinos Manager gegenüber „Spiegel Online“: „Dieser historische Zusammenhang ist uns nicht bewusst, und Heino hat es auch nicht in diesem Zusammenhang gesagt.“ 
Auf dem Reichsparteitag von 1935 wurden die „Nürnberger Rassegesetze“ verkündet, die juristische Grundlage für die Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung Deutschlands. 

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