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Potsdam-Mittelmark: Der Mann im Hintergrund

Erich Vad war Gemeindevertreter von Schwielowsee – doch jetzt muss er Bundeskanzlerin Angela Merkel 100-prozentig zur Verfügung stehen

Von Henry Klix

Schwielowsee / Berlin - Frauen in der Politik – für Erich Vad ist es ein Alltagsthema. Der CDU-Vorsitzende von Schwielowsee war es, der Kerstin Hoppe vor viereinhalb Jahren das Bürgermeisteramt nahelegte. „Es gibt nur eine, die das Zeug hat“ – mit diesem Satz hatte er Skeptiker im Ortsverband von der jungen Kandidatin überzeugt – und Recht behalten. Erich Vad hielt Hoppe den Rücken frei, als es darum ging, einen politischen Richtungswechsel bis in die Verwaltung hinein durchzusetzen. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass Vad seiner Bürgermeisterin bei heißen Eisen im Hintergrund zur Seite stand.

Inzwischen ist es ruhiger geworden, die neue Frau an der Spitze hat sich eingespielt. UndVads rhetorischer Gegenspieler in der Gemeindevertretung, Ex-Landtagspräsident Herbert Knoblich (SPD), hat Caputh den Rücken gekehrt. Jetzt ist auch Vad als Gemeindevertreter zurückgetreten (PNN berichteten). Das hat mit einer zweiten wichtigen Frau zu tun.

Erich Vad, 50 Jahre alt, Oberst im Generalstab, tätig im Bundeskanzleramt: Wenn es um die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin in militärpolitischen Fragen geht, um Tornados in Afghanistan, um Wahlabsicherung im Kongo oder die politische Vorbereitung des Libanon-Einsatzes, ist Erich Vad einmal mehr der Mann im Hintergrund. Vom Referatsleiter ist Vad vor ein paar Wochen zum Unterabteilungsleiter im Bundeskanzleramt befördert worden. Ein Vertrauensbeweis Angela Merkels, wie er sagt.

In der Gemeindevertretung war er seit Merkels Wahl nur noch selten gesichtet worden. Von den Sitzungen des Sicherheitsausschusses, die er für die Kanzlerin vorbereitet, kann er sich nun nicht mehr ein Stündchen früher verabschieden, um beim Gewerbeausschuss dabei zu sein. Vad liefert Merkel ein Lagebild, um sich im Interessendschungel von Uno, EU und Nato, von sicherheitspolitischen Interessen der G 8 und den Lagern im politisch-parlamentarischen Raum in Berlin zurechtzufinden. Er liefert ihr Pro und Kontra für verschiedene Wege, gibt ihr Empfehlungen, „denen sie meistens folgt“, schreibt Argumente, Reden. „Da muss man 100-prozentig zur Verfügung stehen. Die Kanzlerin hat ein Anrecht darauf.“

Wie kommt man in eine solche Position? Menschenführung, Technik, Abenteuer – mit 18 schlägt Vad die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr ein. Drei Jahre Zugführer, sechs Jahre Kompaniechef, „nebenbei“ das Promotionsstudium in Münster. Frisch verheiratet geht er mit seiner Frau 1987/88 in die USA, arbeitet ein Jahr am US-Kampftruppenzentrum in Fort Knox. In die Wendezeit fällt die zweijährige Generalstabsausbildung in Hamburg. Danach Chef des Stabes der Panzerbrigade 21, Generalstabsoffizier bei der Nato in Brüssel, Referent im Verteidigungsministerium, im Auswärtigen Amt, bevor er 2001 als verteidigungspolitischer Berater der CDU/CSU-Bundestagsfraktion seine Chefin, Angela Merkel, kennenlernt. Sachlich, natürlich, verbindlich, integrativ – so lernt er sie kennen. Wenig Show, keine Basta-Masche – dafür schätze er sie auch heute.

Mit dem Regierungsumzug kam der gebürtige Westfale damals nach Caputh, wo er mit seiner Frau, Sohn und zwei Töchtern, die das Helmholtz-Gymnasium besuchen, lebt. „Den Osten“ kannte er schon aus den 60er Jahren, als er am Tag des Mauerbaus, fünfjährig, mit seinem Vater die Mutter in Ostberlin besuchte: Die Familie wurde vier Jahre lang nicht wieder rausgelassen, schlägt sich in Schmalkalden durch, bekommt wider Erwarten 1965 die Ausreise genehmigt. Die Wiedervereinigung bleibt ihm danach ein inneres Anliegen, er „heult wie ein Schlosshund“, als 1989 die Mauer fällt.

Die Fotos in seinem Büro im Bundeskanzleramt sind ein politischer Spiegel: Vad im Formationssprung mit drei Fallschirmjägern, der Abschied der Alliierten am Brandenburger Tor und nebenan der 17. Juni 1953 am selben Ort. Ein Porträt von Ernst Jünger mit persönlicher Widmung. Der umstrittene Staatsrechtler Carl Schmitt steht im Bücherregal und der preußische Militärtheoretiker Carl von Clausewitz, über dessen aktuelle Bedeutung Erich Vad 1984 promovierte. Sein Doktorvater ist Jehuda Wallach, damals Militärhistoriker an der Tel Aviv University. Das Primat der Politik; Kriege so führen, dass der Friede danach nicht unmöglich wird; den Friedensschluss im Krisenmanagement vorausdenken – es sind Stichworte, die Vads Tätigkeit auch heute begleiten. Und an die er sich manchmal ein bisschen erinnert fühlt, wenn er an die US-Militärstrategen denkt.

Und dann hängt da in seinem Büro noch der Heimatkalender von Schwielowsee. Weit weit weg von den täglichen Gefechten am Spreebogen, möchte man meinen. Vad weiß es besser: Als er vor gut zwei Jahren in der Bundestagsfraktion politische Gespräche in Washington vorbereitete, es unmittelbar danach bei einer Sitzung der Fraktionschefs der Gemeindevertretung Schwielowsee weiterging, sei es „derselbe kognitive Anspruch“ gewesen. Damals ging es um Eigentumsfragen des Strandbads Ferch und um dessen Ausschreibung. Rechtsanwälte gaben Expertisen ab, Verträge und Grundbuchauszüge wurden herumgereicht. „Ich weiß nicht, was komplizierter war.“

Kerstin Hoppe, Angela Merkel – für Vad sind Schwielowsee und Berlin nicht weit voneinander entfernt. Und wenn es wieder heiß werden sollte für die CDU an der Heimatfront, verspricht Erich Vad, dann ist er wieder vorne dabei.

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