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Potsdam-Mittelmark: Der Blick in Michendorfs Zukunft Die Gemeinde will das seit Langem geforderte Leitbild für die kommenden Jahrzehnte entwickeln

Michendorf - Michendorf steht ganz gut da: Es gibt einen regen Zuzug junger Familien. Mit 41 Quadratmetern Wohnfläche pro Nase steht ihnen viel Platz zur Verfügung.

Von Eva Schmid

Michendorf - Michendorf steht ganz gut da: Es gibt einen regen Zuzug junger Familien. Mit 41 Quadratmetern Wohnfläche pro Nase steht ihnen viel Platz zur Verfügung. Viele Einwohner sind hochqualifiziert und haben eine gute Kaufkraft. Die Verschuldung der Gemeinde liegt im grünen Bereich, unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Doch wie sieht es in 30 Jahren aus?

Einen Blick in die Zukunft hat am Montagabend Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) gewagt, der zusammen mit dem Berliner „Institut für Public Management“ die aktuelle Situation der Gemeinde analysierte, um daraus Schlussfolgerungen für die nächsten Jahre zu ziehen. Das in der Gemeinde seit Langem geforderte Leitbild nimmt damit erste Formen an. Das „Institut für Public Management“ sei in dem Bereich spezialisiert und habe bereits die Zukunft von Treuenbrietzen, Cottbus und Teltow-Fläming mitgestaltet, sagte Mirbach. Für die erste Analyse präsentierte der geschäftsführende Gesellschafter des Instituts, Oliver Massalski, Zahlen, die für den Zeitraum 2007 bis 2011 vorliegen.

„Michendorf wird als prosperierende Kommune im Umfeld dynamischer Zentren eingestuft“, erklärte Massalski. Trotz der insgesamt positiven Lage gebe es Schwachstellen: So sind in der Gemeinde Jugendliche besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Quote liegt bei 9,7 Prozent. Mit dieser Zahl hänge möglicherweise der starke Wegzug von jungen Menschen zusammen, den der Institutsgesellschafter als schwierig ansieht: „Jeder Weggang ist naturbedingt ein Risiko, denn die Gemeinde muss es schaffen, die jungen Einwohner wieder zurückzuholen.“

Zwar würden bisher noch genügend junge Familien nach Michendorf kommen. „Laut Prognose wird sich aber der Zuzug in den nächsten Jahren stark abschwächen.“ Im Leitbild könnte daher stehen, dass man besonders für Familien attraktiv sein möchte. Laut Massalski könnte Michendorf auch für Familien mit Migrationshintergrund interessant sein, die „nicht mehr in Berlin-Neukölln, wo sie aufgewachsen sind, wohnen möchten.“ Beachten sollte man in Michendorf, dass die Gemeinde mehr Steuern einnehmen könnte. Im Vergleich zu ähnlichen Kommunen, wie Ahrensfelde (Barnim), werde wenig Gewerbesteuer erhoben. „Wenn die Gesellschaft älter wird, dann sinken auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer, die bisher solide sind.“

Weiteres Problem: viele EinpersonenHaushalte durch die alternde Gesellschaft. Der Trend sei schon spürbar. „Das wird zur infrastrukturellen Herausforderung“, prognostiziert der Analyst. Er sprach von „Kohortenalterung in gleichzeitig erschlossenen Wohnsiedlungen“. Wenn die Nachbarn dann alle zugleich älter werden und es wenig junge Menschen im Umfeld gebe, könne auf das Haus oder die Wohnung nicht mehr ausreichend geachtet werden. Der Zuzug von Unternehmen, die Dienstleistungen für ältere Menschen anbieten, könnte somit auch in einem Michendorfer Leitbild festgelegt werden.

Als sogenannte Wohn- und Schlafstadt sei es für die Gemeinde von Vorteil, so Massalski, mit prosperierenden Zentren wie Potsdam, Teltow oder Berlin zu kooperieren. Es gehe darum, den Bewohnern etwas zu bieten, das die Zentren nicht haben oder nicht leisten könnten.

Für Linksfraktionschef Peter Pilling ist so eine Kooperation unausweichlich, auch mit Blick auf eine kommende, kommunale Gebietsreform. „Wir müssen jetzt nach einem Partner für die nächsten Jahre suchen, das könnte zum Beispiel die Gemeinde Seddiner See sein“, so Pilling. Auch Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP) hofft auf die Effekte eines Leitbilds: „Als Gemeinde haben wir immer weniger Geld. Also müssen wir wissen, wo wir es anlegen und was die Bürger wollen.“

Innerhalb eines Jahres könnten die Vorstellungen der Verwaltung und Bevölkerung zu einem Leitbild zusammengefasst werden. So sieht es jedenfalls die Planung des Instituts vor, das bisher von der Gemeinde aber noch keinen Auftrag erhalten hat. Bürgermeister Mirbach kündigte an, in den Gemeindegremien zu diskutieren, wie das Leitbild entwickelt werden soll und ob das Institut an Bord ist.

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