zum Hauptinhalt
Ganz in weiß. Auch zum Baumblütenfest sollen noch Kirschen auf der Derwitzer Plantage blühen, sagt Stephan Hübner.

© S. Gabsch

Potsdam-Mittelmark: Der Außenposten des Blütenfestes

Am Derwitzer Hofladen laufen die letzten Vorbereitungen für die Feier. Bis zu 400 Gäste kommen täglich

Von Enrico Bellin

Derwitz - Obstbauer Stephan Hübner schaut zufrieden auf die Wetter-App: „18 Grad und Sonnenschein am 1. Mai, perfektes Baumblütenwetter“, sagt Hübner am gestrigen Freitagvormittag vor seinem Derwitzer Hofladen. Er ist der Außenposten des am 28. April beginnenden Werderaner Baumblütenfestes, genau zehn Kilometer von der Insel entfernt.

Die Kulisse ist schon fast perfekt: Strahlend weiß blüht es auf der drei Hektar großen Süßkirschenplantage neben dem Hofladen, in der die Gäste auf Bierzeltbänken und in Pavillons sitzen und den von Sohn Marius aus Früchten des Hofes hergestellten Obstwein trinken können. „Auch in zwei Wochen wird es hier noch Blüten geben, da drei verschiedene Kirschsorten auf der Plantage sind“, erzählt der Obstbauer. Gemeinsam mit Bruder Thomas Hübner, der im Ort nur „Toffi“ genannt wird und neben dem Hofladen „Toffis Imbiss“ betreibt, hat er einen Bühnen-Pavillon aufgestellt, in dem an Wochenenden sowie dem Feier- und Brückentag lokale Gruppen wie die Werderaner Rockband Village 19, die Lehniner Klosterjäger oder der Werderaner Barde Karsten Perenz auftreten. Das Publikum kann sich bei schlechtem Wetter unter das Imbiss-Vordach flüchten, das gerade fertiggestellt wird.

Vom Inselgetümmel ist der Hofladen an der B1 zwar am weitesten von allen Werderaner Obstbauern entfernt. „Für Leute, die aus Richtung Brandenburg/Havel nach Werder kommen, sind wir aber der erste Anlaufpunkt“, sagt Stephan Hübner. Auch die mindestens stündlichen Rundfahrten der Blütenbusse halten an seinem am Obstpanoramaweg gelegenen Hof. An guten Tagen habe er inzwischen etwa 400 Gäste. Zum Vergleich: Ganz Derwitz hat 430 Einwohner.

Seit sieben Jahren organisieren die Hübner-Brüder inzwischen ein Programm zum größten Volksfest der Region. Die Idee der Stadt und des Obstbauvereins, in dem auch Hübner Mitglied ist, das Fest wieder mehr von der Innenstadt weg auf die Plantagen zu verlagern, sei gut angekommen. „Viele unserer Gäste merken so erstmals, dass es hier noch mehr gibt, für das sich ein Wiederkommen lohnt“, sagt Stephan Hübner, der auch Ortsvorsteher ist und Mitglied der CDU-Stadtverordnetenfraktion von Werder. So ist Derwitz bekannt für den Flugpionier Otto Lilienthal, der dort 1891 den ersten dokumentierten Gleitflug der Menschheit absolvierte.

Wer sich nach dem Besuch des Lilienthal-Museums, dass etwa einen Kilometer von Hofladen und Imbiss entfernt liegt, stärken will, bekommt regionale Spezialitäten geboten, etwa das klassiche Schnitzel mit Spargel für 12,90 Euro. Der Spargel komme von einem Familienbetrieb in Siethen bei Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). „Im Gegenzug bekommt der Spargelhof dann im Sommer Erdbeeren und Kirschen von uns“, so Hübner. So helfen sich die Höfe aus, um ein breiteres Angebot in ihren Läden zu haben.

Den Derwitzer Hofladen, den der 49-Jährige zusammen mit seiner Frau Ina betreibt, gibt es inzwischen seit fünf Jahren. Neben dem eigenen Obst gibt es dort täglich Brot und Brötchen von einer Bäckerei aus Götz, Käse aus Töplitz oder selbst verarbeitete Produkte. „Heute Morgen haben wir etwa frisches Brombeergelee gekocht“, so der Obstbauer. Die Früchte aus eigener Ernte würden tiefgefroren und je nach Bedarf verarbeitet. Mit seinen fünf festen Mitarbeitern, die neben dem Hofladen auch an einem Marktstand in Berlin-Wannsee arbeiten, würde er die Verarbeitung allein in der Erntesaison nicht schaffen. „Außerdem würde das Gelee an Aromen verlieren, wenn es zu lange stehen würde.“ Der Laden habe sich inzwischen etabliert, es gebe Stammkunden aus dem Ort sowie Pendler, die auf dem Heimweg von der Arbeit anhalten. „Etwa 80 Prozent unserer Kunden haben ein PM-Kennzeichen“, so Hübner. Den Rest machen etwa Touristen aus, die auf dem Obstpanoramaweg radeln, oder Berliner – der Laden ist nur einen Kilometer von der A10-Abfahrt Groß Kreutz entfernt.

Auf zehn Hektar Fläche baut Hübners Betrieb Obst an. Insgesamt werden aber 230 Hektar bewirtschaftet, auf einem Großteil wachsen Raps, Weizen, Roggen oder Gerste. Auch Tiere hält Hübner: Zum Baumblütenfest wird ein kleiner Streichelzoo mit Schafen sowie einigen Enten- und Gänseküken eingerichtet. Die Masse an Tieren wird aber direkt nach dem Baumblütenfest gekauft: „Dann holen wir die Küken, die wir zur Weihnachtsgans heranzüchten“, so Hübner. Ein Bauer müsse schließlich auch im Frühjahr an den Winter denken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false