zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Das Geheimnis der Glindower Wassermühle

Im Keller wurden Spuren freigelegt, an denen sich erstmals die Funktion des uralten Hauses erkennen lässt

Werder (Havel) - Feldsteine, Bruchsteine und verwitternde Tonziegel, Tonnen- und Kappengewölbe, Kammern und Schächte – der Keller der alten Wassermühle in Glindow ist voller Geheimnisse. Manche der feuchtkalten Räume kann man nur in der Hocke begehen. Vor einem Jahr haben fünf Keramikkünstlerinnen und -künstler damit begonnen, den Mühlenhof mit seinen Nebengebäuden zum „Keramik & Kulturgut“ auszubauen. Ein altes Wohnhaus wurde bereits fachmännisch saniert, Grundstück und Remisen von Schutt und Abfällen beräumt. Unlängst machten sich die Künstler dann an das denkmalgeschützte Mühlengebäude selbst und legten den Keller frei. In Glindows Ortsgeschichte muss damit wohl ein neues Kapitel geschrieben werden.

Der Keller war vor Schutt und Gerümpel von Jahrzehnten kaum noch begehbar, erzählt Martin Grade. Es hat gedauert, ihn freizulegen, die Arbeit hat sich gelohnt: Gerade im Untergrund sind noch viele der Veränderungen nachvollziehbar, die über die Jahrhunderte an dem Gebäude stattgefunden haben, das als Mühle nicht mehr erkennbar ist. Bislang war über dessen Geschichte wenig bekannt, jetzt kann erstmals wieder die Mühlenfunktion nachvollzogen werden. Spuren an einer geneigten Wand deuten auf die Stelle, in der im 17. Jahrhundert die Achse des Mühlrades gelegen hat. Noch unter dem Keller konnten die Künstler einen übermauerten, rund 1,30 Meter hohen und bestens erhaltenen Wassergraben freilegen, in dem glasklares Grundwasser steht. Martin Grade ist sich mit seinem Künstlerkollegen Mike Wagner einig, dass es sich dabei um einen Teil des Grabens handelt, aus dem einmal das Mühlrad angetrieben wurde.

Nicht nur für die Denkmalpflege dürfte das interessant sein, meint Harald Dieckmann, Inhaber der Glindower Ziegelmanufaktur, der an dem Kulturgut-Projekt beteiligt ist. Aus der alten Wassermühle soll mit seiner Unterstütztung einmal eine Kulturherberge werden. Durch die Funde im Keller könne begonnen werden, die Geschichte des Hauses neu zu erzählen, meint Diekmann. Nächster Schritt: Für das komplette Gebäude, an dessen Fassade noch Fachwerkreste sichtbar sind, soll eine denkmalpflegerische Expertise in Auftrag gegeben werden. Konservatoren können wahrscheinlich am besten beurteilen, wie die alten Kellerräume einst genutzt wurden, was die Spuren von Back- und Räucheröfen, von verliesartigen Kammern und ummauerten Rundbögen zu bedeuten haben – und womöglich sogar, wie die alte Wassermühle am Eingang der Alpenstraße mal ausgesehen hat.

Ihre Errichtung ist aus dem Jahr 1676 überliefert, ein möglicher Vorgängerbau wird schon im Jahr 1375 erwähnt, wie es aus dem Landesamt für Denkmalpflege heißt. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts war die Mühle einziger Siedlungsplatz zwischen Dorf und Ziegeleien am Glindowsee. Die Denkmalpfleger schätzen, dass es sich zu den ältesten Beispielen der Baugattung in der Region handelt. Wegen des schwachen Bodenreliefs und der langsamen Fließgeschwindigkeit waren Wassermühlen in der nördlichen Zauche – anders als im Hohen Fläming – eher selten.

Die Rätsel der Glindower Wassermühle sollen auch Thema des Sommerfestes sein, zu dem am 12. August ab 11 Uhr ins Keramik & Kulturgut eingeladen wird. Die Künstler werden den Sanierungsstand und ihre Visionen vorstellen, ihre Kunstwerke auf dem Hof in Szene setzen – und durch den geheimnisvollen Keller der alten Wassermühle führen. Henry Klix

Dr.-Külz-Straße 69, im Internet unter www.keramikundkulturgut.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false