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Probesitzen. Fürs Foto haben Stahnsdorfer Krippenkinder Probe gesessen in ihrer neuen Sauna. Sauniert wird wöchentlich für zweimal zehn Minuten bei 60 Grad.

© privat

Potsdam-Mittelmark: Dampf ablassen in der Krippe

Barfuß laufen, kalte Armbäder und saunieren – Stahnsdorfer Krippenkinder werden seltener krank

Von Eva Schmid

Stahnsdorf - In Finnland macht man es schon mit fünf Monaten, in Stahnsdorf mit zwölf. Schon die Kleinsten schwitzen für ihre Gesundheit. Zumindest in der einzigen Kneipp-Krippe der Region. Seit wenigen Wochen wird regelmäßig die neue Sauna im „Waldhäuschen“ angeschmissen. Sauniert wird bei 60 Grad einmal in der Woche. Und zum Abkühlen geht es nach einer kühlen Dusche raus in den Garten.

Abhärten im zarten Kindesalter – für die Krippenleiterin Cornelia Heck eine Selbstverständlichkeit: „Die Sauna gehört zum Kneipp-Konzept dazu.“ Seit vier Jahren werden in ihrer Krippe Behandlungsverfahren, die einst der Pfarrer Sebastian Kneipp erfunden hatte, angewendet. Das Resultat: Der Krankenstand in der Tagesstätte sei deutlich zurückgegangen. „Wir haben über 70 Prozent weniger Erkältungskrankheiten als früher“, so Heck. Zwar würden die Kleinen noch Infekte bekommen, die seien aber längst nicht mehr so heftig wie zuvor. Eine Krippe, deren Gruppen über Wochen ausgedünnt seien, weil Kinder und Erzieherinnen wegen Schnupfen, Heiserkeit und Halsschmerzen ausfallen würden, gebe es in Stahnsdorf nicht. „Im Winter haben wir fast 100 Prozent Auslastung.“

Das, was Senioren oder gesundheitsbewusste Patienten sich in einer vierwöchigen Kur gönnen, bekommen die Stahnsdorfer Krippenkinder täglich. „Indem die Kinder spielerisch mit den Grundlagen einer naturgemäßen Lebensweise vertraut gemacht werden, lernen sie gesundheitsbewusstes Verhalten“, so Heck.

Gespielt wird an der frischen Luft, nur bei Glatteis geht es in die warme Stube. Werden die Kinder morgens in die Krippe gebracht, ziehen sie ihre Schuhe aus und laufen über den Barfußpfad – bis weit in den Herbst hinein gehört das zum morgendlichen Ritual. Wer ganz mutig ist, kann im Frühling und Herbst auch Tautreten, also barfuß übers feuchte Gras laufen. „Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Kinder ausreichend warm sind.“ Wer nicht mitmachen will, der wird dazu auch nicht gezwungen.

Zum Kneipp-Konzept gehört auch eine gesunde Ernährung, vor allem Kräuter spielen eine große Rolle. In der Krippe werde täglich frisch gekocht, so die Leiterin der Einrichtung. Nach dem Essen geht es mit der kneippschen Kur weiter – dann folgt die Leibwaschung. Das, was altertümlich klingt, soll entspannen und die Verdauung fördern. „Mit einem Waschlappen mit warmen Wasser wird dabei um den Bauchnabel der Kinder herumgestrichen.“

Am Nachmittag folgt dann das kalte Armbad. Die Ungeübten tauchen ihre Unterarme für zehn Sekunden in 21 Grad warmes Wasser, die Hartgesottenen halten es in derselben Zeit bei 18 Grad aus. Das Wasser wird nicht von der Haut abgetrocknet. „Der Kreislauf kommt so nach dem Mittagsschlaf in Schwung.“ Kein Murren, kein Protest – die Kinder machen mit. Ab und an wird das Gesicht verzogen, wenn es ins kalte Wasser geht. Die Stahnsdorfer Kneipp-Kinder kennen die Prozedur und akzeptieren sie. Neu ist allerdings der große Holzkasten, der seit wenigen Wochen gegenüber den Duschen der kommunalen Kita steht. Gesponsert hat die rund 3000 Euro teure Sauna die Mittelbrandenburgische Sparkasse und der Energieversorger Eon Edis. Als klar war, dass die Kinder ab jetzt regelmäßig saunieren dürfen, wurden viele Eltern neidisch, so die Kitaleiterin Heck.

Zweimal zehn Minuten halten es die Kleinen in der Sauna aus, manche Kinder kennen den Schwitzkasten schon von zu Hause aus. Einziger Unterschied: Aufgüsse gibt es in der Stahnsdorfer Krippe nicht. „Das könnte Allergien auslösen“, so Heck. Zudem bräuchten die Kinder ein ärztliches Attest.

Um die kneippschen Behandlungsmethoden kindgerecht umzusetzen, hat sich das Krippenpersonal umfassend ausbilden lassen. Auch wie mit Kinder sauniert wird, wurde kürzlich geübt. Bereits vor zwei Jahren hat die Einrichtung das Zertifikat als „Kneipp-Kita“ bekommen, sie ist bisher im Landkreis Potsdam-Mittelmark die erste Tagesstätte, die so etwas anbietet. Die Krippe mit ihren 46 Plätze ist immer voll belegt. Laut der Krippenchefin würden viele Eltern aus Kleinmachnow und Teltow anfragen – doch die Plätze reichen nicht aus, die Stahnsdorfer Kinder im Alter von 8 Wochen bis zu 3 Jahren hätten Vorrang. Eva Schmid

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