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Coronakrise in Mittelmark: Busse fahren, Wertstoffhöfe schließen

In der Mittelmark gibt es 25 neue Verdachstfälle des Coronavirus. 80 Menschen sind in Isolation.

Von Enrico Bellin

Potsdam-Mittelmark - In der Mittelmark ist am Montag die Zahl der Corona-Verdachtsfälle gestiegen. Weitere bestätigte Erkrankungen gab es jedoch nicht. Die PNN geben einen Überblick:

Die Zahl der Betroffenen

Weiterhin bleibt es bei sieben bestätigten Infizierungen in der Mittelmark. Bei den am Sonntag gemeldeten Fällen aus Stahnsdorf und Teltow handelt es sich laut Kreisverwaltung um Männer um die 50 Jahre, die von einem Urlaub im Alpenraum zurückgekommen seien. Sie seien derzeit zuhause, Komplikationen gibt es Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert zufolge nicht. Die Zahl der Corona-Verdachtsfälle stieg am Montag aber um 25 an. Insgesamt leben 80 Menschen in häuslicher Isolation.

Treffen sollen eingeschränkt werden

Am Dienstag treffen sich im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Beelitz zunächst der stellvertretende Landrat Christian Stein (CDU) und die Fachbereichsleiter, um weitere Maßnahmen gegen das Coronavirus zu beschließen. Unklar blieb am Montag, ob Versammlungen künftig ab einer Zahl von 30 oder 50 Personen genehmigungspflichtig werden sollen. Bisher lag die Grenze bei hundert Menschen. Ab 13 Uhr ist dann ein Treffen von Kreis und Bürgermeistern geplant. Absprachen wie in Potsdam und Berlin, wo auch Bars und andere öffentliche Einrichtungen geschlossen werden sollen, gab es im Kreis am Montag noch nicht. Kai-Uwe Schwinzert zufolge liegt das auch daran, dass die Abstimmung in kreisfreien Städten einfacher sei, während sich die Kreisverwaltung stets mit den Kommunen abstimmen muss. 

Der Nahverkehr in Mittelmark soll zunächst wie gewohnt fahren.
Der Nahverkehr in Mittelmark soll zunächst wie gewohnt fahren.

© Andreas Klaer

Bereits am Freitag wurde beschlossen, dass ab Dienstag alle Rathäuser im Landkreis geschlossen bleiben. Bei wichtigen Anliegen sind die Rathäuser telefonisch erreichbar. Auch kommunale Einrichtungen wie Bibliotheken werden mindestens bis Ostern nicht öffnen. Die Nutzung der Sporthallen ist in den meisten Kommunen ebenfalls untersagt.

Nahverkehr bleibt bestehen

Entgegen erster Überlegungen und anderer Entscheidungen in Potsdam und Berlin bleibt Regiobus beim normalen Fahrplan. Das wurde am Montag vom Katastrophenschutzstab des Landkreises festgelegt. „Diese Maßnahme soll vor allem dazu dienen, dass alle relevanten Ziele, insbesondere die Schulen und Kitas, aber auch Arbeitsstätten vorerst vollumfänglich erreichbar bleiben“, so Regiobus-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig. Auch wenn die Zahl der Pendler laut Hennig bereits gesunken ist und in den nächsten Tagen wohl noch weiter abnimmt, soll das Angebot bestehen bleiben. Schließlich müssen die Kitas für die Notbetreuung erreichbar bleiben, Pendler müssen weiterhin zur Arbeit. Da die Busse leerer sein werden, sinke auch die Ansteckungsgefahr. Die Umstellung auf den Ferienfahrplan hätte vor allem auf weniger frequentierten Buslinien zu Ausfällen geführt. Die Busfahrer bekommen wie berichtet Handschuhe, da sie weiterhin Geld beim Fahrscheinverkauf annehmen sollen. Zudem habe das Unternehmen noch einmal größere Mengen Desinfektionsmittel kaufen können, so Hennig gegenüber den PNN. Weiterhin werden die Fahrerbereiche nicht abgesperrt, dafür werden an allen Haltestellen alle Türen geöffnet. So soll die Durchlüftung verbessert werden, kein Fahrgast muss einen Knopf drücken.

Das alte Rathaus Werder.
Das alte Rathaus Werder.

© Varvara Smirnova

Einschränkungen bei der Müllentsorgung

Die Wertstoffhöfe der Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark (APM) bleiben ab Mittwoch geschlossen. Höfe gibt es in Teltow, Werder (Havel) und Niemegk. Kundenkontakt ist nur noch schriftlich oder per Telefon möglich. Die Terminvergabe etwa für die Sperrmüllabholung wird ausgesetzt. Wie Mona Belz, APM-Marketingleiterin, den PNN sagte, will man so das Personal auf die nötigen Aufgaben konzentrieren. So soll die Müllabholung vorerst weiter stattfinden. „Wir sind personell so ausgestattet, dass das erst einmal leistbar ist“, so Belz. Man könne aber natürlich nicht sagen, wie sich die Lage entwickelt, wenn mehr Fahrer erkranken oder in Quarantäne stehen. Auch sei perspektivisch denkbar, dass der Müllverwerter den Betrieb einstellt und die APM die Restabfälle dann nicht mehr loswird.

Auswirkungen auf die Lokalpolitik

In fast allen Rathäusern sind die Ausschusssitzungen der Gemeindevertreter und Stadtverordneten sowie der Ortsbeiräte abgesagt. Bis auf weiteres wurden am Dienstag auch die Sitzungen aller Kreistagsgremien abgesagt. Auf ein einheitliches Vorgehen haben sich die Bürgermeister bisher allerdings nicht verständigen können: So soll es etwa in Werder am Donnerstag eine Sitzung der Stadtverordnetenversammlung geben. Die Stadtverwaltung wird dort nur den Haushalt 2020/21 zur Abstimmung stellen und alle anderen Anträge zurücknehmen, wie sie am Montag mitteilte. Sie bittet alle Fraktionen, ihre Anträge ebenfalls zurückzuziehen. Stadtverordnete mit Erkältungssymptomen sollen der Sitzung fernbleiben. Die Sitzung ist öffentlich. Die Stadt bittet jedoch die Bürger, einen Besuch gründlich zu überdenken.

Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) selbst soll noch bis Freitag im Homeoffice arbeiten. Sie ist am 7. März von einer Österreichreise zurückgekehrt, befand sich laut Mitteilung aber nicht in einem Risikogebiet und ist auch kein Verdachtsfall. Dem Richtfest der Haveltherme am vergangenen Dienstag, dem 11. März, hat sie deshalb auch beigewohnt. Die Aufforderung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wonach alle Rückkehrer aus Italien, der Schweiz und Österreich zwei Wochen in häuslicher Isolation bleiben sollen, sei erst am 13. März ergangen und somit nach dem Richtfest. Seit dem 13. März ist die Bürgermeisterin nach Angaben der Stadt im Homeoffice und habe seitdem auch keine familiären Kontakte gehabt. 

Hinweis: In einer ersten Fassung des Textes fehlte die zeitliche Einordnung in Bezug auf die häusliche Isolation von Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). Dies haben wir ergänzt (Stand 17.3., 11.55 Uhr)

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