zum Hauptinhalt
Singfreude und Geselligkeit. Die 62 Mitglieder des gemischten Chors Glindow proben jeden Montagabend in einem Klassenzimmer der Grundschule Glindow. Ein paar von ihnen sind schon seit über 40 Jahren dabei, andere haben sich der Truppe erst vor ein paar Monaten angeschlossen.

© Andreas Klaer

Chor in Glindow: Warmsingen im Klassenzimmer

Der gemischte Chor Glindow ist inzwischen einer der größten Chöre Brandenburgs. Doch allmählich wird der Platz knapp

Glindow - Recken, strecken, Arme klopfen – der gemischte Chor Glindow macht sich erst einmal locker. Jan Wysujack, der junge Chorleiter, steht vorne neben seinem Keyboard und leitet die 62 Hobbysänger an, die sich jeden Montag in einem Klassenzimmer der Grundschule Glindow treffen. Viel Platz hat der Chor, der in einigen Monaten 42 Jahre alt wird, in dem Raum nicht.

„Normalerweise sitzen hier höchstens 30 Schüler“, sagt Thessa Tzschoppe, die Chorvorsitzende. Mit 62 Sängern sei der gemischte Chor Glindow inzwischen aber einer der größten im Land Brandenburg. Schon seit einigen Jahren versucht Tzschoppe darum, einen geeigneteren Raum für die Chorproben zu organisieren. Perfekt wäre aus ihrer Sicht ein Saal im Glindower Kunsthof. Träger der dortigen Kita ist die Hoffbauer Stiftung. Einige Chormitglieder wollen sich nach Ostern mit Vertretern der Stiftung treffen, um über eine Nutzung des Saals zu reden, so Tzschoppe. „Ich habe Angst, dass wir sonst irgendwann niemanden mehr aufnehmen können.“

Mitglieder tragen zum Liederrepertoire bei

Denn Nachwuchssorgen habe der Chor derzeit zum Glück nicht. Allein im Jahr 2017 habe es fünf Neuzugänge gegeben, sagt Chorleiter Jan Wysujack. Die 62 Chormitglieder sind altersmäßig bunt gemischt, 17 Jahre ist die jüngste Sängerin, 87 Jahre der älteste Sänger. Wysujack selbst ist ebenfalls erst 28, nach seinem Lehramtsstudium in Musik absolviert er derzeit ein Referendariat in Oranienburg. Für die Chorprobe fährt er jeden Montag nach Glindow. „Es ist schon viel Aufwand, aber ich hoffe, dass ich es noch lange schaffe, weiterzumachen“, sagt Wysujack. Auf seinem Notenständer liegt zu Beginn der heutigen Probe der finnische Kanon „Ja dan duia“ bereit. „Ein schönes Stück, um sich warmzusingen“, sagt der Chorleiter. Die meisten Lieder, die ins Repertoire aufgenommen werden, sind Vorschläge von Chormitgliedern. Hin und wieder bringt Wysujack aber auch etwas mit, zum Beispiel aus seinem Musikstudium. „Wichtig ist immer, dass es nicht zu schwierig ist, damit es auch Neulinge schnell lernen können.“

Neben den Neulingen gibt es im Chor auch noch Mitglieder, die seit dem ersten Tag dabei sind. Die 73-jährige Rosemarie Walter erinnert sich noch, wie sie vor 41 Jahren zu ihrer ersten Probe ging. Der Gründer des Chors war Wilhelm Gottschalk, ein damaliger Musiklehrer der Glindower Oberschule. Mit seinem Schulchor trat er bereits erfolgreich auf Jugendweihen und Dorffesten auf, als in ihm die Idee heranreifte, einen Erwachsenenchor zu gründen. „Er hat damals Flugblätter in den Briefkästen verteilt“, erzählt Rosemarie Walter. „Und dann haben sich einige Frauen aus dem Ort zusammengefunden und sind gemeinsam hingegangen.“

Höhepunkt zu Weihnachten

Vor rund zehn Jahren zog sich Gottschalk aus Altersgründen aus der künstlerischen Leitung zurück. Auf ihn folgte für drei Jahre die Musikstudentin Anne Mitzscherling und anschließend für vier Jahre die Musikstudentin Kathleen Valeske. Im Jahr 2015 übernahm Jan Wysujack die Chorleitung.

Höhepunkt des Chorjahres sei seit jeher das Weihnachtskonzert in der Glindower Kirche, sagt Rosemarie Walter. Über die Jahre allerdings kamen viele weitere Auftritte dazu, auch Radio- und Fernsehsendungen luden den Glindower Chor ein. So gestalteten die Hobbysänger 1980 die Fernsehsendung „Auf Schusters Rappen“ und 1982 die Radiosendung „Hell klingt unser Lied“ mit. Weitere große Auftritte hatte der Chor im KaDeWe und im Klinikum „Benjamin Franklin“ in Berlin. Und auch auf der Buga in Potsdam und dem Weihnachtsmarkt im Krongut Bornstedt traten die Glindower schon auf.

Zu wenig Platz

Nicht nur die Freude am Singen verbinde die Truppe, sagt Rosemarie Walter, sondern mittlerweile auch viele Freundschaften. „Wir sind ein fröhlicher Chor, der auch außerhalb der Proben gern zusammensitzt.“ Eine gute Gelegenheit dazu bietet auch die alljährliche von der Stadt Werder geförderte Chorwerkstatt – ein Probe-Wochenende, zu dem die Hobbysänger gemeinsam verreisen. „Früher haben wir auf den Reisen noch alle in Stockbetten übernachtet“, sagt Thessa Tzschoppe. Inzwischen wünschen sich die meisten Chormitglieder etwas bequemere Unterkünfte. Schließlich sollen wenigstens in der Chorwerkstatt endlich mal alle genug Platz haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false