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Potsdam-Mittelmark: „Caputh würde das gut tun“

Der Architekt Jörg Becker will vor dem Gemünde ein Gastro-Schiff bauen

Schwielowsee - Er hat ein japanisches Haus bei München gebaut, einen innovativen Industriebau aus Holz, Glas und Beton in Bad Schmiedeberg oder die Lichtvilla „Elisabeth am See“ gegenüber vom Caputher Heimathaus. Jörg Becker nimmt für sich in Anspruch, schon manchen Bauherr überredet zu haben, „statt Legoland ein richtiges Haus“ zu bauen. Selbst bei seinen Denkmalsanierungen und Dachausbauten ist die Moderne präsent. Becker nennt sich auch Lichtkünstler. Leichtigkeit sollen seine Bauten ausstrahlen, er erreicht das mit geschickten Durchblicken und viel Licht. Das soll auch bei seinem neuesten Projekt spürbar werden: einem Gastroschiff vor der Einfahrt des Caputher Gemündes.

Auf einer etwa 25 mal 11 Meter großen Stegplattform soll vor dem Campingplatz Himmelreich ein ovales, an einen Schiffsrumpf erinnerndes Leichtgebäude errichtet werden. Es soll ein Anlaufpunkt für Wasserwanderer werden, 15 bis 20 Sportboote sollen direkt an der Plattform anlegen können. Auf der Plattform selbst ist ein Restaurant mit Sonnendeck geplant für rund 60 Plätze. An Land auf dem Campingplatz finden sich sanitäre Versorgungseinrichtungen. An weitere Serviceeinheiten wie zum Beispiel eine Fäkalentsorgungsstelle ist gedacht. Bauherr ist der Campingplatzbetreiber Roger Groß, die Investitionskosten liegen bei etwa 250 000 Euro.

Am Mittwochabend hat Becker das Projekt dem Bauausschuss der Gemeinde vorgestellt. Nach anfänglichem Stirnrunzeln gab es ein freundliches Votum. Der Gedanke, der altehrwürdigen Villen- und Restaurantarchitektur entlang der Havel etwas Heutiges entgegenzusetzen, überzeugte die meisten Ausschussmitglieder. Becker argumentiert auch, dass es nicht so viele öffentliche Anlegestellen für Wassertouristen gibt, an denen sie sich auch versorgen können.

Der Architekt mit Lebensstationen in Berlin, Augsburg und München lebt seit zwei Jahren in Caputh. Sein Urgroßvater, ein Berliner Tuchhändler, hat im Krughof schon 1902 einen Sommersitz für die Familie gebaut, seine Mutter über die schönen Zeiten hier geschwärmt. Nach der Wende bekam die Familie das Grundstück zurück. Becker durchwirkte den alten Klinkerbau und den Gartenpavillon mit Glas, mit Sicht- und Lichtachsen in die Havellandschaft.

Er wohnt mit seiner Partnerin gern in Caputh, freut sich an der Nähe zu Potsdam und Berlin, wo er spannende Aufträge akquiriert. Seine Caputher Kontakte pflegt der 65-Jährige derweil im legendären Imbiss Bennua. Roger Groß hat er allerdings bei einem Segeltörn nach Madagaskar kennengelernt, hier wurde auch die Idee für ein „Pendent zum Landtourismus“ entwickelt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hat seinem Gastro-Schiff zugestimmt. Becker weiß, dass er trotzdem noch einen langen Weg vor sich hat: Er will ein Modell bauen, bei Gremien und Behörden für das Projekt werben, bevor er einen Bauantrag stellt. „Ich denke, Caputh würde das gut tun“, sagt er. „Man muss auch beim Bauen an die nächste Generation denken.“Henry Klix

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