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Rapper Bushido

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Bushido in Kleinmachnow: Bushido und seine Nachbarn

Auf Initiative der „Zeit“ trafen sich Kleinmachnower mit ihrem prominenten Nachbarn in seiner Villa – und lernten sich nach viel Streit erstmals kennen. Jetzt mögen manche den Skandal-Rapper sogar.

Kleinmachnow - Er riss Mauern ein und baute sie wieder auf, fällte alte Kiefern und pflanzte neue Bäumchen. Jahrelang lag Anis Ferchichi, besser bekannt als Rapper Bushido, mit seinen Nachbarn wegen teils ungenehmigter Bauarbeiten auf seinem Anwesen am Zehlendorfer Damm in Kleinmachnow im Clinch. Sie meldeten sein Tun bei Behörden, er betitelte sie als Stasi-Gemeinde. Als im Dezember 2013 der Dachstuhl seines Rohbaus brannte, bezichtigte der Musiker seine Nachbarn der Brandstiftung, sprach von einer Hetzjagd. Eine Annäherung beider Seiten schien aussichtslos – und gelang doch.

Auf Initiative der Wochenzeitung „Die Zeit“ lud der in Berlin-Neukölln aufgewachsene Musiker einige seiner Nachbarn in seine Villa ein. Die „Zeit“-Redaktion hatte im Vorfeld Briefe an den Rapper und seine Nachbarn verschickt und zu dem Gespräch eingeladen. Acht hätten spontan zugesagt. Vier von ihnen nahmen schließlich an der langen Holztafel in Ferchichis herrschaftlicher Villa Platz. Sie saßen auf goldenen Stühlen, tranken gemeinsam Cola, am Ende tauschten sie Handynummern aus. „Herr Ferchichi war mir sympathisch“, sagte der Schauspieler Harald Effenberg nach dem Treffen den PNN. „Er sprach klug, moderat und charmant – ein Medienprofi.“

Ärger mit der Gemeinde

Neben Effenberg saßen Rechtsanwalt Andreas Schramm, eine Studentin sowie eine Kleinmachnower Ärztin am Tisch, die teils mit gemischten Gefühlen kamen. „Bushido eilte der Ruf als Gangster-Rapper voraus“, sagte Anwalt Andreas Schramm. „In Teilen der Nachbarschaft bestanden starke Befürchtungen, dass es weitere Probleme geben könnte, nachdem er nun seine Villa bezogen hat.“

Vor mehr als sechs Jahren hatte Bushido das 16 000 Quadratmeter große Villengrundstück gekauft. Zu dieser Zeit umgab das Areal auch eine halbhohe Kalksteinwand und ein denkmalgeschützter Torbogen. Nachdem schon einige Bäume auf dem Grundstück unerlaubt verschwunden waren, erzürnte der Rapper die Anwohner kurz darauf erneut, indem er das kulturhistorische Ensemble abriss – teils jedoch mit Genehmigung. Später gab es Ärger um einen Pool. Die Gemeinde genehmigte einen statt der geplanten zwei. Seitdem hat es Gemeindesprecherin Martina Bellack zufolge keine Beschwerden mehr gegeben.

Hohe Polizeipräsenz, genervte Nachbarn

Hinter den Kulissen war aber offenbar keine Ruhe eingekehrt. Wegen des anhaltenden Baulärms auf dem Grundstück fühlten sich die Anwohner weiter genervt. „Tagein, tagaus hören wir den Presslufthammer“, beklagte etwa Harald Effenberg im „Zeit“-Gespräch mit dem 39-jährigen Ferchichi. Und auch Nachbar Andreas Schramm fragte sich, was da auf dem Grundstück entsteht: „Seit sechs Jahren beobachten wir ständigen Erdaushub“, sagte er. „Legen Sie eigentlich ein Tunnelsystem an?“ Der Anwalt hatte sich vor dem Treffen mit anderen Nachbarn ausgetauscht und auch deren Fragen mitgebracht. „Er ist sehr offen darauf eingegangen“, sagt Schramm im Nachhinein. Es entstehen zwei Tiefgaragen, weiß er nun. Seit Ferchichi und sein Freund Arafat Abou-Chaker in der Nachbarschaft wohnen, fühle er sich „tendenziell sicherer“, sagt er, mit viel Ironie. Grund sei die erhöhte Polizeipräsenz, die es jetzt gebe.

Abou-Chaker, der vor Ferchichi bereits eine der Villen auf dem Grundstück bezogen hatte, soll Teil eines Familienclans sein, dem mafiöse Strukturen nachgesagt werden. Schauspieler Effenberg gestand, von einem Kontakt abgesehen zu haben, nachdem er sich einige Informationen über ihn ergoogelt hatte.

Bushido möchte Ruhe

Nachdem Ferchichi beim „Zeit“-Gespräch mit seinen Gästen ausführlich über die Bauarbeiten auf seinem Grundstück gesprochen hatte, wandten sich die Nachbarn den positiven Seiten des Zusammenlebens in der Siedlung zu. „Ich kann von unserer Siedlung nur schwärmen“, sagte Harald Effenberg da und lud den Rapper zum Mitspielen in der Siedlungsband als auch zum Siedlungsfest ein. Ob er kommt, bleibt abzuwarten. Ferchichi sei Familienvater, der letztlich auch nur seine Ruhe wolle, resümierte Anwalt Schramm. Dementsprechend wollte der Rapper sich gegenüber den PNN auch nicht weiter zum Treffen mit den Nachbarn äußern. 

Das ganze Gespräch lesen Sie hier: http://www.zeit.de/2018/09/bushido-rapper-kleinmachnow-berlin-nachbarn-interview (Paid)

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