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Bundestagswahl in Potsdam-Mittelmark: Drei Gewinner, drei Verlierer

Neben CDU und SPD büßen auch die Linken im Landkreis an Stimmanteilen ein. Trotzdem ist in Potsdam-Mittelmark vieles anders als im Rest Brandenburgs – und zwar nicht nur bei der AfD

In Landkreis Potsdam-Mittelmark waren am Sonntag 273 681 Bürger zur Wahl aufgerufen. Mit einer Wahlbeteiligung von 77,8 Prozent lagen die Mittelmärker nicht nur 6,2 Prozent über dem Wert von 2013, sondern im Brandenburger Durchschnitt auf Platz zwei hinter den Potsdamern. Der Unterschied zwischen Stadt und Land bestimmt auch sonst die Ergebnisse im Landkreis. Verlierer sind allerdings auch hier vor allem SPD, CDU und Linke. Die Grünen konnten leicht hinzugewinnen, die FDP und AfD erhöhten ihre Stimmanteile stark. Eine Bilanz.

SPD: SCHATTEN UND EIN BISSCHEN LICHT

Die SPD Potsdam-Mittelmark kann sich in zweierlei Hinsicht glücklich schätzen. Zum einen, wie Landrat Wolfgang Blasig (SPD) es ausdrückt: „Potsdam-Mittelmark ist nicht im Brandenburg- Trend.“ Zwar verliert die Partei auch im Landkreis noch einmal deutlich und rutscht unter 20 Prozent. Allerdings bleibt die SPD im Landkreis die zweitstärkste Kraft, noch vor der AfD. Zum anderen holt Manja Schüle im Wahlkreis 61 das einzige sozialdemokratische Direktmandat in Brandenburg. Das könnte allerdings auch an der Selbstdemontage ihrer CDU-Gegnerin Saskia Ludwig liegen. Und dass im Wahlkreis 60 mit Dietlind Tiemann (CDU) eine lautstarke Gegnerin der Kreisreform das Direktmandat holte, deutet auf die Unzufriedenheit der Menschen bei diesem Thema hin. Der SPD-Kreisvorsitzende Robert Dambon sieht das anders: „Ein kranker Erardo Rautenberg hat noch 25 Prozent geholt. Ein gesunder Rautenberg hätte gewonnen“, ist er sich sicher. „Das Thema Kreisgebietsreform spielte im Wahlkampf keine Rolle.“

CDU: STARKE STIMME IN BERLIN FEHLT

Für die Union im Landkreis ist klar, dass die Kreisreform ein wichtiges Thema für die Wähler in Brandenburg war. Kreisvorstandsmitglied Ronny Bereczki zeigt sich am Tag nach der Wahl vor allem enttäuscht davon, dass Direktkandidatin Saskia Ludwig es nicht in den Bundestag geschafft hat. „Sie wäre die Richtige gewesen“, sagte er den PNN. Es sei schade, dass der nördliche Teil des Landkreises jetzt nicht in Berlin vertreten sei. „Es fehlt eine starke Stimme für unsere Sorgen und Nöte.“ Umso erfreulicher sei es, dass Dietlind Tiemann das Direktmandat geholt habe. Ebenso erfreulich sei es, dass die CDU wieder stärkste Kraft im Landkreis ist. „Auch wenn wir uns mehr gewünscht hätten.“

FDP: Stärkster Kreis in Brandenburg

Für den Kreisvorsitzenden der FDP in Potsdam-Mittelmark, Hans-Peter Goetz, ist der Wahlsonntag ein Tag der gemischten Gefühle. Zum einen steht da seine doch deutliche Niederlage bei der Bürgermeisterwahl in Teltow. Zum anderen hat seine Partei im Kreis deutlich zugelegt. Mit 9,2 Prozent liegt die FDP noch vor den Grünen. „Großartig“ nennt Goetz dieses Ergebnis, das beste der Partei in ganz Brandenburg, wenn man Landkreise und Städte betrachtet. Die künftige Bundestagsabgeordnete Linda Teuteberg werde ihren Wahlkreis nicht vergessen, versichert Goetz. Er erwartet vom Ergebnis auch positive Auswirkungen für 2019, wenn sowohl Kommunalwahlen als auch Landtagswahlen in Brandenburg anstehen.

LINKE: NICHT MEHR DIE PROTESTPARTEI

Die Linke verliert weiter Stimmenanteile im Landkreis und wird hinter der AfD mit 14,4 Prozent nur viertstärkste Partei. „Nicht glücklich“ ist der Kreisverband dementsprechend laut Vorstandsmitglied Jan Eckhoff. Man habe bestimme Wählergruppen offenbar nicht ansprechen können. Die Mobilisierung sei schwer gewesen, weil Merkels Sieg für viele festgestanden habe. Eines steht seiner Meinung nach fest: „Wir sind nicht mehr die Protestpartei“, als die die Linke 2009 und 2013 von den Wählern vielleicht gesehen wurde. Mit Norbert Müller und Anke Domscheit-Berg habe man aber zwei Abgeordnete, die den Landkreis im Bundestag vertreten und damit die Strukturen hier stärken würden.

DIE GRÜNEN: NICHT VERLOREN

Die Grünen sind froh, dass sie bei dieser Wahl keine Stimmanteile verloren, sondern sogar leicht dazugewonnen haben. Das gilt für Berlin ebenso wie für Potsdam-Mittelmark. „Die Tendenz ist positiv“, erklärt der Kreisvorsitzende Henry Liebrenz. Zwar wünsche man sich noch mehr, doch der Wahlkampf habe unterm Strich funktioniert. Bei den Grünen zeigt sich wie bei wenigen anderen Parteien der Unterschied zwischen Stadt und Land. Während die Ergebnisse vor allem in Kleinmachnow überdurchschnittlich sind, liegen sie in Seddiner See oder Beelitz unter fünf Prozent. Für die Zukunft, so Liebrenz, müsse man Themen wie Energie- und Nahrungsmittelwende besser vermitteln.

AFD: MEHR DRIN GEWESEN

Die AfD ist auch in Potsdam-Mittelmark Gewinner der Wahl, wenn man Zuwächse und Entwicklung beachtet. Eine Steigerung um knapp zehn Prozent und drittstärkste Kraft hinter SPD und CDU. „Ein hervorragendes Zeichen für die Kommunalwahlen“, findet der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der AfD-Fraktion im Kreistag, Steffen Königer aus Werder (Havel). Allerdings: „Es wäre mehr drin gewesen“, so Königer. Mit 15,4 Prozent verzeichnet die AfD in Potsdam-Mittelmark ihr zweitschlechtestes Ergebnis in Brandenburg nach der Landeshauptstadt Potsdam. Königer wittert absichtliche Behinderung im Wahlkampf, wegen nicht verteilter Flyer. Umso sicherer ist er sich, dass die AfD 2019 bei der Kreistagswahl mindestens zweitstärkste Kraft wird. „Dann werden die anderen Parteien nicht mehr an uns vorbeikommen“, so Königer. Derzeit sind nur zwei AfD-Abgeordnete im Kreistag. Von den anderen Fraktionen wird ihnen vorgeworfen, dass dort von ihnen keine Impulse kommen.

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Hintergrund: Musterschüler und Ausreißer

Wenn der Landkreis Potsdam-Mittelmark im Brandenburger Vergleich besondere Ergebnisse vorzuweisen hatte, gilt das auf Gemeindeebene mindestens ebenso für Kleinmachnow. Mit einer Wahlbeteiligung von 89,2 Prozent sind die Kleinmachnower sozusagen Wahl-Musterschüler.

Und für eine Jamaika-Koalition ist die Gemeinde ohnehin bereit. 14,3 Prozent für die Grünen, 15,6 Prozent für die FDP – Spitzenwerte im Land. Zu den Gemeinden, in denen die SPD im Landkreis noch über 20 Prozent kommt, gehört Seddiner See.

Dort, wo am Sonntag auch ein neuer Bürgermeister gewählt wurde, liegen die Genossen sogar nur 3,9 Prozent hinter der CDU. Gleichzeitig liegt die AfD mit 17,4 Prozent über dem Landkreisschnitt. Die Grünen schaffen hier nicht einmal die fünf Prozent.

Ebenso in der Spargelbauerstadt Beelitz. Vielleicht wegen der Foliendiskussion? Dort schafft die CDU es jedenfalls über die 30 Prozent, sonst eher selten in Potsdam-Mittelmark. Dafür bleiben die Sozialdemokraten unter 20 Prozent. Fast sieben Prozent der Beelitzer entschieden sich für keine der sechs „großen Parteien“. Die Freien Wähler bekamen 1,6 Prozent. Die NPD 0,8 Prozent. 

Martin Anton

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