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Bürgermeisterwahl in Stahnsdorf: Rennen um den zweiten Wahlgang

Nach einem aufgeheizten Wahlkampf entscheiden die Stahnsdorfer diesen Sonntag zwischen vier Bewerbern über ihren nächsten Bürgermeister. Vieles spricht für eine Stichwahl um den Posten im Stahnsdorfer Rathaus. Eine Analyse.

Stahnsdorf - Stahnsdorf ist kommunalpolitisch kein leichtes Pflaster, in der Gemeindevertretung wird mit harten Bandagen gekämpft. Die bisweilen aufgeheizte Stimmung hat sich leider auch auf den Bürgermeisterwahlkampf übertragen: Wahlplakate werden abgerissen, anonyme Flugblätter an die Stahnsdorfer versandt. Auch die Wahlkampfberichterstattung der PNN wird aufs Korn genommen – was völlig in Ordnung ist, solang Absender, die nach einem bestimmten politischen Lager riechen, sich nicht hinter Phantasienamen verstecken. Vermummt lässt sich trefflich mit Steinen werfen.

Albers wird häufig und hart angegriffen - aber er bietet auch viel Angriffsfläche

Amtsinhaber Bernd Albers (BfB) war mit seinem Rathaus Gegenstand sehr vieler sehr harter Angriffe, hat es im Dauerfeuer nicht leicht, zu verteidigen, was er in acht Jahren mit seiner Mannschaft und natürlich nicht ohne die Gemeindevertreter auf die Beine gestellt hat. Die Bilanz kann sich sehen lassen, die Gemeinde prosperiert und ist bei Zuzüglern beliebt wie kaum eine andere. Auf der anderen Seite bietet der Bürgermeister mitunter derartig viel Angriffsfläche, dass man sich staunend die Augen reibt: selbst im Wahlkampf, als vieles danach aussah, dass sich Albers durch einen frühen und lange unveröffentlichten Wahltermin Vorteile verschaffen wollte.

Auch dass plötzlich neue Gruppierungen wie Pilze aus dem Boden schießen, die – werbewirksam auf dem Wahlschein stehend – Albers Liste unterstützen, wirft ein etwas diffuses Licht auf den Amtsinhaber. Der hervorragend vernetzte und populäre Ur-Stahnsdorfer hätte solche Spielchen womöglich nicht nötig. Nicht zuletzt war es ein außerordentlich cleverer Schachzug des 47-Jährigen, sich die Unterstützung der im Landtag vertretenen und durch kommunale Themen glänzenden BVB/Freie Wähler zu sichern.

Bei vier Bewerbern wird es wohl nicht bei einem Wahlgang bleiben

Die Stahnsdorfer haben am kommenden Sonntag die Wahl. Bei allen Spiegelfechtereien scheint der Ort mit seinen Potenzialen derartig spannend zu sein, dass sich neben Albers drei weitere Bewerber zur Wahl stellen. Dass es bei einem Wahlgang bleiben wird, ist bei einer solchen Bewerberzahl kaum zu erwarten, als Stichwahltermin können sich die Einwohner den 1. Mai im Kalender notieren.

Dass Albers in der zweiten Runde ist, ist vermutlich gesetzt. Wer noch, wird spannend. Die Einwohnerschaft hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt, sichere Vorhersagen lassen sich kaum treffen. Die SPD hat bei der Kommunalwahl vor zwei Jahren – anders als CDU und Grüne – zwar sehr herbe Verluste einstecken müssen. Doch noch bei der letzten Bürgermeisterwahl war es die SPD, die mit ihrer Kandidatin in die Stichwahl gegen Albers ging. Dass die Sozialdemokraten mit Beatrice Daun nicht nur die einzige Frau, sondern den mit 37 Jahren jüngsten und durch ihre Kleinmachnower Herkunft unbefangensten Kandidaten ins Rennen schicken, dürfte gewiss ein paar Bonuspunkte einbringen.

Auch dem Grünen Thomas Michel ist ein achtbares Ergebnis zuzutrauen. Geschickt hat er sich aus vielen Gefechten herausgehalten, die Debatten des Bauausschusses als deren Vorsitzender versachlicht, wo es ging, sich als Kandidat der Vernunft mit grünem Anstrich ins Spiel gebracht. Mit seinen 52 Jahren hat er sich seine Kompetenzen nicht nur als langjähriger Mitarbeiter der Kreisverwaltung, sondern auch in der Kommunalpolitik erworben. Stahnsdorfs Grüne sind unter seinem Vorsitz klar auf Wachstumskurs.

Streithema neue Wache: Die Feuerwehr hat auf dem Land schon manche Bürgermeisterwahl entschieden

Zieht man erneut das Kommunalwahlergebnis heran, so ist allerdings die CDU die Kraft, die zuletzt am schnellsten wuchs. Um acht Prozent konnte das Ergebnis bei der jüngsten Gemeinderatswahl verbessert werden. Nach der Distanzierung „Der Neuen“ von der Bürgermeisterfraktion ist die CDU/FDP-Fraktion in der Gemeindevertretung größer als die der BfB. Nicht zu vergessen, dass mit Gerhard Enser schon einmal ein CDU-Mann Stahnsdorf acht Jahre lang als Bürgermeister geführt hat.

Mit Daniel Mühlner wurde ein Kandidat ins Rennen geschickt, der Kompetenz und Eloquenz ausstrahlt, zur jüngsten Landtagswahl hätte er fast das CDU-Direktmandat für die Region geholt. Ob sich Mühlner einen Gefallen damit getan hat, nach bereits endloser Meinungsbildung mit anderen den Feuerwehrstandort in der Annastraße wieder infrage zu stellen und eine neue Standortdebatte anzustoßen, bleibt abzuwarten. Die Feuerwehr hat auf dem Lande manche Bürgermeisterwahl entschieden. Und Stahnsdorf, das spürt man am Wahlkampf ganz deutlich, ist tatsächlich Dorf.

Hier finden sie die Kandidaten im Überblick:

CDU-Kandidat Daniel Mühlner hätte fast schon mal das Landtags-Direktmandat für die Region geholt. Als Stahnsdorfer Bürgermeisterkandidat verspricht er einen klaren Kurs und mehr Professionalität >>

Beatrice Daun wird von der SPD bei der Stahnsdorfer Bürgermeisterwahl ins Rennen geschickt. Sie ist Mutter von zwei Kindern, alleinerziehend und voller Elan >>

Bürgermeister Bernd Albers ist in Stahnsdorf populär, hat in den vergangenen acht Jahren vieles richtig gemacht. Und doch ploppen ständig die Affärchen auf. Er ahnt, warum sie alle im Sande verlaufen >>

Mit Thomas Michel gibt es im Bewerber-Quartett für die Stahnsdorfer Bürgermeisterwahl auch einen Grünen. Er bringt sich geschickt als Kandidat der Vernunft ins Spiel >>

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