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Thomas Michel (Grüne) will Bürgermeister in Stahnsdorf werden.

© A. Klaer

Bürgermeisterwahl in Stahnsdorf: Kandidat Michel: Die Alternative

Mit Thomas Michel gibt es im Bewerber-Quartett für die Stahnsdorfer Bürgermeisterwahl auch einen Grünen. Er bringt sich geschickt als Kandidat der Vernunft ins Spiel.

Am 17. April wählen die Bürger in Stahnsdorf ihren neuen Bürgermeister. Vier Kandidaten stehen zur Wahl, die PNN stellen sie bis zum Wahltag in einer Serie vor. Den Abschluss macht Grünen-Kandidat Thomas Michel.

Stahnsdorf - Kompetent, sozial, grün. Ein Bürgermeister für alle Stahnsdorfer will er sein, so steht es auf den Wahlplakaten, von denen Thomas Michel lächelt. Auf seiner Homepage fehlt auch der Klassiker, sein Konterfei mit echter Sonnenblume, nicht. Dass es im Kandidatenquartett einen Bündnisgrünen gibt, überrascht kaum in einer Gemeinde, die in den vergangenen Jahren vom Berliner Zuzug profitiert hat wie nur wenige andere Orte in Brandenburg.

Der Vermittler: Michel steht zwischen den zerstrittenen Blöcken der Stahnsdorfer Gemeindevertretung

Aber ein Grüner für alle? Bei der Kommunalwahl 2014 hatten sie ihr Ergebnis auf acht Prozent verdoppeln können. Zwei Gemeindevertreter gibt es seitdem. Die Grünen sind in Stahnsdorf damit zwar präsent, eine relevante Größe sind sie aber nicht. Noch nicht. Thomas Michel bringt sich bei der Bürgermeisterwahl geschickt als Alternative zu den großen, zerstrittenen Stahnsdorfer Blöcken ins Spiel.

Die Kompetenz für den Posten kann man dem Diplom-Geografen nicht absprechen. Nach dem Studium erstellte er in einem Berliner Planungsbüro die ersten Flächennutzungspläne für ostdeutsche Kommunen, wechselte 1991 in die Kreisverwaltung Potsdam-Land, wo er Teamleiter der Kreisentwicklung wurde. In dem Bereich blieb er tätig, als 1993 mit der Kreisgebietsreform der Landkreis Potsdam-Mittelmark entstand. Er schrieb am ersten Kreisentwicklungskonzept mit. Seit 2002 ist er als Sachbearbeiter der Naturschutzbehörde für Ausgleichsmaßnahmen zuständig.

Freundlich,  sachlich und viele grüne Visionen für Stahndorf

Planungsrechtlich können Michel in der Stahnsdorfer Gemeindevertretung nur wenige das Wasser reichen, seine vermittelnde Leitung des Bauausschusses wird selbst von politischen Gegnern gelobt. Geboren ist er in Halle (Saale), bis hin zu seinem Dialekt strahlt er Freundlichkeit und eine bisweilen fast trockene Sachlichkeit aus, gewiss keine schlechten Charakterzüge für das Bürgermeisteramt in Stahnsdorf.

Warum er sich das aufbürden will? Politik mache ihm Spaß und in seiner Gemeinde sehe er Potenzial, auf ausgleichende Art und mit ein paar grünen Visionen im Gepäck Positives bewirken zu können. „Kommunikation statt Konfrontation“ lautet sein auf Wahlflyern verbreitetes Credo, das gelte auch in die Verwaltung herein. Acht Jahre Bernd Albers, acht Jahre Gerhard Enser: So unterschiedlich diese Bürgermeister sind und waren, so hätte die Verwaltung unter beiden nicht ihre Möglichkeiten ausschöpfen können.

Michel will Grünflächen in Stahnsdorf erhalten und mehr Kiezgefühl in Wohnviertel bringen

Seine Hoffnungen für Stahnsdorf sind sehr konkret: In der Goldgräberstimmung, die sich mit einem S-Bahn-Anschluss verschärfen dürfte, hält er es für wichtig, Naturräume zu sichern, sich vor der Ausweisung neuer Baugebiete im Klaren darüber zu werden, wo der Ort grün bleibt. Auch darüber hinaus sieht man in seinem Programm viele Bäume stehen bleiben: So will er die Dorfmitte zwischen Dorfplatz bis zur Waldschänke als „ländlichen Kern“ stärken, während andere den Ort eher auf dem Weg zu mehr Urbanität sehen.

Michel wünscht sich Quartiere mit Kiezcharakter, nachdem Stahnsdorf bisher eher chaotisch gewachsen sei. Bedarf sieht er vor allem im Geschosswohnungsbau für junge Menschen und Senioren. Bei einem S-Bahn-Anschluss habe höchste Priorität, dass die Station für möglichst viele leicht erreichbar ist, die Bahn so zur bestmöglichen Alternative für Berlin-Pendler werden kann.

Erste kommunalpolitische Erfahrungen hatte Michel zwischen 1994 und 2004 im Beelitzer Stadtparlaments gesammelt. Vor 13 Jahren wurde er Mitglied der Grünen, zog noch Stahnsdorf, brachte sich in der Agendabewegung ein und den grünen Basisverband auf Kurs, seit er vor acht Jahren als Sprecher berufen wurde.

Als Bürgermeister ohne Hausmacht ist Michel auf Dialog angewiesen

Aber ein Bürgermeister ohne Hausmacht? Wie soll das gehen? Durch monatliche Runden mit den Fraktionschefs, Ideenkonferenzen mit der Gemeindevertretung, die möglichst in gemeinsame Vorlagen münden, sagt Michel. Wenn nicht, gäbe es eben eine Rathausvorlage. Als Bürgermeister „abseits der Lager und mit grünem Hintergrund“ ließen sich gute Entscheidungen leichter auf den Weg bringen, meint der 52-Jährige. Michel ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und schon einen Enkel.

Manche seiner Ideen zur Bürgermeisterwahl klingen fast zu grün, um wahr zu werden. Doch Überraschungen sind an Wahltagen bekanntlich niemals auszuschließen.

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