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Will es wissen. Die parteilose Nuthetaler Bürgermeisterkandidatin Katrin Krumrey will im Fall ihrer Wahl noch vor Amtsantritt im Herbst ein Praktikum in der Verwaltung ihrer Heimatstadt Ludwigsfelde machen, um sich auf den Job vorzubereiten. Die Anwältin für Arbeitsrecht wird von der CDU und SPD unterstützt.

© Andreas Klaer

Bürgermeisterwahl in Nuthetal: Erst Praktikum, dann Rathaus-Sessel

Nuthetals Bürgermeisterkandidatin Katrin Krumrey will die Kinderbetreuung verbessern und die Ortsteile stärken.

Von Eva Schmid

Am 6. Mai wählen Bürger in Nuthetal ihre neue Bürgermeisterin. Zwei Kandidatinnen stehen zur Wahl, die PNN stellen sie vor. Heute: Katrin Krumrey (parteilos).

Nuthetal - Vermitteln, das kann sie. Und das wird sie als Bürgermeisterin auch brauchen, ist sich Katrin Krumrey sicher. Die 45-jährige Anwältin für Arbeitsrecht weiß, wie man zerstrittene Parteien wieder an einen Tisch bringt. Verhandlungsgeschick, Diplomatie und gutes Zuhören seien in solchen Fällen gefragt. Eigenschaften, die der parteilosen, von der SPD und CDU unterstützten Kandidatin auch jetzt, mitten im Wahlkampf, helfen.

Nuthetal mit seinen sechs Ortsteilen ist alles andere als einfach zusammenzuhalten. Sie habe „das Ohr an den Ortsteilen“, betont Krumrey immer wieder. Sie selbst lebt in Bergholz-Rehbrücke. Dem Hauptort, bei dem viele Bewohner der ländlicheren Ortsteile das Gefühl haben, dass nur dorthin die Investitionen fließen würden. „Das habe ich in vielen Gesprächen in den Ortsteilen mitbekommen.“

Krumrey ist keine Neue in Nuthetal. In Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) geboren, in Potsdam aufgewachsen, haben sie und ihr Mann sich nach einer zehnjährigen Zwischenstation in Berlin für Nuthetal als Wohnort entschieden. Seit 2003 lebt sie dort mit ihrem und den zwei Kindern, sechs und zehn Jahre alt. Krumrey ist im Ort gut vernetzt, engagiert sich in vielen Vereinen. Seit zehn Jahren sitzt sie als Parteilose – aufgestellt von der SPD – im Gemeindeparlament. Die Kritik, die sie an der Arbeit der Verwaltung hat, ist indirekt auch an sie selbst gerichtet. „Wir haben einen sehr schönen Ort, aber wir holen die Menschen noch zu wenig ab“, räumt sie ein.

„Die Verwaltung sucht meist nur nach kurzfristigen Lösungen“

Sollte sie es auf den Rathaus-Sessel schaffen, dann will sie regelmäßig Ortsteilgespräche führen, verspricht die Frau mit den langen schwarzen Haaren und der markanten, türkisblauen Brille. Die Bandbreite der Themen, die sie in den vergangenen Wochen auf ihrer Wahlkampftour aufgeschnappt hat, ist groß – und verschieden, von Ort zu Ort. In Saarmund will man die geplante Bauschuttdeponie der BZR in der Fresdorfer Heide verhindern, auch Krumrey spricht sich dagegen aus. In Fahlhorst kämpfen die Anwohner gegen den Autobahnlärm, Krumrey will dort für besseren Lärmschutz sorgen. In Nudow streiten sich Reiter und Anwohner um Pferdeäpfel und zerrittene Fußwege, dort gilt es geschickt zu vermitteln. Tremsdorf klagt unter anderem über eine schlechte Anbindung ans Radwegenetz. Und in Bergholz-Rehbrücke fürchten Anwohner, die nahe der Bahnschienen wohnen, den Lärm der geplanten Sportplätze auf dem künftigen Schulcampus in der Waldstadt.

Es sind vor allem soziale Themen, die die Vorsitzende des Jugend- und Sozialausschusses umtreiben. Ihr Fokus auf die Situation in Kitas, Schule und Hort liege auch daran, dass sie selbst zwei Kinder hat, betont sie. Nuthetal müsste endlich damit beginnen, längerfristig zu planen, damit nicht jedes Jahr wieder die Einrichtungen aus allen Nähten platzen würden. Statt der erlaubten 18 bis 20 Kitakinder würden bis zu 27 Kinder in einer Gruppe betreut werden. Unhaltbare Zustände, findet Krumrey. „Die Verwaltung sucht meist nur nach kurzfristigen Lösungen.“ Dabei würde mithilfe einer mittelfristigen Finanzplanung vieles leichter werden, ist sich Krumrey sicher.

Auf die Misere mache übrigens ihr Ausschuss regelmäßig im Gemeindeparlament aufmerksam – doch das verhalle. Deutliche Kritik gegenüber der amtierenden Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) äußert die Herausforderin dennoch nicht. „Ich spüre aber eine Wechselstimmung.“ Von Hustig grenze sie sich dadurch ab, dass sie gut zuhören könne, schnell ins Gespräch mit den Bürgern komme „und die Dinge schneller angehen werde“.

Eine Vision für Nuthetal

Krumrey wirkt zielstrebig. Zwei Wochen lang musste sie überlegen, ob sie der Bitte des SPD-Ortsvereins, zu kandidieren, nachkommen sollte. Sie entschied sich dafür und legte los. Krumrey kämpft gerne, betrieb einst Leistungssport bei den Potsdamer Kanuten. Sich selbst beschreibt Krumrey als ehrgezizig, das zeigt auch ihre Vita: Nach einer abgebrochenen Berufsausbildung zur Elektrotechnikerin im Teltower „Carl von Ossietzky“-Werk, – „Die Wende kam zum Glück dazwischen“ –, holte sie ihr Abi am Oberstufenzentrum in Werder nach und studierte in acht Semestern, noch unterhalb der Regelstudienzeit, Jura in Potsdam. Mit 20 kam sie zum ersten Mal mit dem Thema Kinderrechte in Berührung, auf einer Freizeit der Sozialistischen Jugend Deutschland – Die Falken. In dem Kinder- und Jugendverband begann sie vor rund zwei Jahrzehnten, sich erst auf Landes-, dann auf Bundesebene zu engagieren.

Sollte sie die Wahl gewinnen, will sie noch vor ihrem Amtsantritt im Herbst in der Verwaltung ihrer Heimatstadt in Ludwigsfelde ein Praktikum absolvieren. Um zu lernen, auf was man im Rathaus so alles achten muss. Ganz ohne Erfarung sei sie aber nicht, so berät Krumrey unter anderem die Stadt Zossen in rechtlichen Fragen.

Krumreys Vision für Nuthetal: Der Zuzug müsse geregelt geschehen, Nuthetal soll grün bleiben. Es geht um eine sinnvolle Entwicklung in Maßen. Wer hier Ruhe sucht, soll sie auch finden – und das obwohl die Gemeinde vor den Toren der Stadt liegt. Ihr geht es um eine gute Anbindung der kleinen Ortsteile, um engagierte Bürger. Auch das Gewerbe soll sich besser entwickeln, Krumrey spielt auf das Spezialbaugelände an der Grenze zu Potsdam an. „In meinen ersten 100 Tagen Amtszeit werde ich mich zu dem Thema mit Potsdam zusammensetzen, erste Ortsteilgespräche führen und mögliche Träger für die neue Kita gefunden haben“, verspricht Krumrey. Dazu braucht es Verhandlungsgeschick.

Das Porträt der Amtsinhaberin Ute Hustig (Linke) lesen Sie am Freitag, dem 27. April, an dieser Stelle.

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