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Bürgermeisterwahl: Drei für Seddiner See

Zwei Parteilose und eine Freie Wählerin wollen Bürgermeister werden. Neben neuen Kitaplätzen steht die Barrierefreiheit weit oben auf der Agenda - vor allem am Bahnhof.

Seddiner See - Auf acht Jahre wählt die Gemeinde Seddiner See ihren Bürgermeister. Bei der letzten Gemeindewahl 2010 wurde mit 88,6 Prozent der Wählerstimmen der parteilose Axel Zinke in seinem Amt bestätigt, er war allerdings auch der einzige Kandidat. Dieses Mal bekommt Zinke Konkurrenz von zwei Frauen: Carina Simmes (Freie Wähler) und Nicole Witte (parteilos) wollen ebenfalls Oberhaupt der Gemeinde werden.

In der Gemeindevertretung bestimmen aktuell sechs Fraktionen die Politik in Seddiner See mit. Die größte Fraktion bildet die Linke mit vier von 16 Sitzen. Außer der SPD, die mit zwei Sitzen vertreten ist, teilt sich der Rest auf vier Wählergruppen auf: die Unabhängige Wählergruppe pro Gemeinde Seddiner See (UWGS), die Freien Wähler Seddiner See, die Listenvereinigung Wählergemeinschaft Vereine und die Pro DORV.

Andrang im DORV-Zentrum blieb bislang hinter den Erwartungen zurück

Die Abkürzung DORV steht in der rund 4400 Einwohner starken Gemeinde für „Dienstleistungen und ortsnahe Rundum-Versorgung“. Nachdem der Rewe-Markt im Ortszentrum von Seddin 2006 auszog, fand sich jahrelang kein Nachfolger. So wurden die Seddiner schließlich selbst aktiv und gründeten mit Fördermitteln von Land und EU im früheren Rewe-Gebäude ein Zentrum, das die Identität der Gemeinde insgesamt stärken soll. Es besteht nicht nur aus einem Supermarkt, sondern beinhaltet auch ein Café, eine selbstorganisierte Bibliothek und bietet Sportkurse und kulturelle Abendveranstaltungen an. Die Besucherzahlen blieben anfangs trotz des großen Engagements jedoch hinter den Erwartungen zurück.

Bürgermeister Axel Zinke ist ein großer Befürworter des DORV-Zentrums. In seinen beiden bisherigen Amtszeiten sorgte Zinke unter anderem dafür, dass die alte Entenmastfabrik in Seddin endgültig beseitigt wurde und förderte das neue Wohngebiet Mühlenberg II. Sollte er wiedergewählt werden, möchte sich der gebürtige Babelsberger unter anderem für den Umbau des Bahnhofs Seddin zur barrierefreien Station einsetzen und den Bau von Personenaufzügen an den Plattenbauten in Neuseddin zum Abschluss bringen.

Bürgermeisterin vom Bundesnachrichtendienst?

Zinkes Herausforderin Carina Simmes ist bereits seit mehreren Jahren Mitglied der Gemeindevertretung. Sie und Zinke gerieten aber nicht nur wegen unterschiedlicher politischer Auffassungen im Gemeindeparlament aneinander. In den vergangenen zwei Jahren machte vor allem die Diskussion um Simmes’ berufliche Tätigkeit für den Auslandsgeheimdienst des BND regionale Schlagzeilen. Der Bürgermeister hatte die vertrauliche Information aus einem Jahre zurückliegenden Kita-Antrag von Carina Simmes erfahren. Zinkes Ansicht nach sollten sich Mitarbeiter des BND aufgrund der Pflicht, ihr berufliches Wirken geheim zu halten, nicht in Volksvertretungen wählen lassen dürfen. Simmes’ Schilderung nach bat Zinke sie zu einem privaten Gespräch, in dem er ihr drohte, ihren Arbeitgeber öffentlich zu machen, sofern sie nicht von allen Ämtern zurücktrete – Zinke bestritt dies. Die Freien Wähler stellten sich in der Diskussion geschlossen hinter Simmes, auch von vielen Bürgern erhielt sie laut eigener Aussage Rückendeckung. Nach Ansicht einiger Freier Wähler habe der Bürgermeister Simmes loswerden wollen, weil sie sich im September 2014 bei der Kommunalaufsicht über seine Entscheidung zur Ausweitung eines Gewerbegebietes beschwert hatte.

Dass die 41-jährige Kähnsdorferin Nicole Witte bisher politisch im Vergleich zu ihren Mitbewerbern noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist, könnte für sie angesichts der Querelen zwischen Zinke und Simmes zum Vorteil werden. Witte möchte „einen fairen und friedlichen Wahlkampf führen, ohne Angriffe auf den Bürgermeister, die Verwaltung oder die Mitbewerberin“, wie sie im August laut einem Medienbericht betonte. Sollte sie Bürgermeisterin werden, möchte Witte sich unter anderem für eine schnelle Förderung von Kita-Plätzen, neue Wohngebiete und den Ausbau der Nebenstraßen in Kähnsdorf und Seddin einsetzen.

Hintergrund:

Die Gemeinde Seddiner See besteht aus den Ortsteilen Kähnsdorf mit rund 430 Einwohnern, Neuseddin mit rund 2800 Einwohnern und Seddin mit rund 1200 Einwohnern. Insgesamt ist die Gemeinde rund 24 Quadratkilometer groß. Die drei Ortsteile waren bis Dezember 1993 einzelne Gemeinden.

Am 24. September sind die rund 3500 Wahlberechtigten in der Gemeinde aufgerufen, ihren Bürgermeister zu wählen. Sollte es im ersten Wahlgang keine Entscheidung geben, wird eine Stichwahl für den 8. Oktober angesetzt. 

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