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Bürgermeisterkandidatin Claudia Nowka: Mehr Miteinander in Michendorf

Claudia Nowka (BfM) will am 1. September zur Michendorfer Bürgermeisterin gewählt werden und kämpft für sachlichere Debatten im Gemeinderat. 

Von Eva Schmid

Michendorf - Tagsüber sitzt sie im Büro, bis spät in die Nacht zu Hause vor dem Computer. Seit Claudia Nowka vor rund zwei Monaten überraschend angekündigt hat, für die Wählergruppe „Bündnis für Michendorf“ als Bürgermeisterin zu kandidieren, hat sie Hunderte von Emails bekommen. Die Menschen in Michendorf wollen wissen, wie sie die Probleme anpacken würde, fragen nach ihren Standpunkten oder wollen einfach nur mal Frust ablassen. Nowka antwortet jedem, spricht sie auf der Straße an, wenn man sich begegnet. Sie will vieles, was in letzter Zeit in Michendorf schief gelaufen ist, wieder geraderücken. Michendorf habe großes Potential, sagt die 41-Jährige. Um das zu heben, brauche es jemanden, der nahe an den Menschen sei. „Ich will mittendrin sein“, sagt Nowka.

Fünf Jahre Erfahrung in der Verwaltung

Eines der Ziele, die sie sich gesteckt hat, sollte sie Bürgermeisterin werden, ist die weitere Entwicklung der Michendorfer Mitte. Die Fläche liegt seit Jahrzehnten brach. Nowka will ein Ortszentrum entwickeln, in das man gerne geht. „Bisher ist der Mittelpunkt die Potsdamer Straße und die wirkt nicht schön.“ 
Die Frau mit den blonden langen Haaren und den strahlend blauen Augen ist in Michendorf keine Unbekannte. Nowka weiß ziemlich genau, was auf sie zukommen wird, sollte sie am 1. September das Rennen machen. Fünf Jahre lang hat die zweifache Mutter in der Michendorfer Verwaltung gearbeitet, war zuletzt Leiterin der Abteilungen Finanzen, Personal und Soziales und stellvertretende Bürgermeisterin. Sie hat zwei Chefs im Amt erlebt, Cornelia Jung (parteteilos) und Reinhard Mirbach (CDU). Sie weiß, wie ruppig es in der Gemeindevertretung zugehen, wie leicht man als Bürgermeister Fehler machen kann. Michendorf ist kommunalpolitisch kein leichtes Pflaster. Nowka will sich trotzdem darauf einlassen. 

Nach 15 Umzügen in Michendorf angekommen

Sie hat mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen, 11 und 15 Jahre, in Michendorf ihre Heimat gefunden. Zwischen ihren Beinen springt ein schwarz-brauner Hund herum, als sie die Tür zu ihrem Haus öffnet. Seit mehr als zehn Jahren wohnt die gebürtige Ostberlinerin in Michendorf, immer in der Potsdamer Straße. Ihr Haus ist umfassend saniert worden. Viel Tageslicht kommt durch die großen Fenster, im Garten steht neben einem langen Tisch eine gemütliche Sitzecke. Daneben ein Boot.

15 Mal ist Nowka in ihrem Leben umgezogen. Kurz vor der Einschulung ihres ältesten Sohnes sollte damit Schluss sein. Ihr Sohn hatte zu dem Zeitpunkt schon fünf Kitas besucht. Er lebte ein Leben wie seine Mutter, ein Leben zwischen Umzugskartons.

Mathe war ihr Lieblingsfach, Steuerfachangestellte ihr Traumberuf

Nowka ist in Berlin-Mitte geboren, in Pankow, Cottbus und Frankfurt/Oder aufgewachsen. Sie studierte Jura in Berlin, machte ihr Referendariat in Thüringen und setzte zwischen dem 1. und 2. Staatsexamen noch einen Master der Steuerwissenschaften obendrauf. Schon in der Schule war Mathe ihr Lieblingsfach, ihr Traumberuf: Steuerberater. „Ich hätte nie daran gedacht, im Öffentlichen Dienst zu arbeiten.“  Doch dann kam eines zum anderen: Nowka zog 2009 mit ihrer Familie in eine Wohnung über dem Volkshaus in der Potsdamer Straße, schräg gegenüber das Rathaus. Ihr zweiter Sohn war damals zwei Jahre alt, das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz in Berlin schlauchte. „Das Hauptamt klang damals sehr spannend“, sagt Nowka. Und so kam sie in die Michendorfer Verwaltung – und blieb. Länger als mancher einer vor ihr: Die Abteilungsleiterstellen seien damals Schleudersitze gewesen, erinnert sich Nowka. Ihre Stelle jedoch wurde entfristet.  Man merkt Nowka an, dass sie Zahlenwerke liebt. Sie arbeitet gerne mit Exceltabellen, stellt oft Listen auf. In ihrem Wahlprogramm spricht sie oft von Konzeptionen, die sie erstellen will, zum Beispiel, um auf den Zuzug besser zu reagieren, um Gewerbeansiedlungen besser zu managen. Sie beschreibt sich selbst als strukturiert. 

Claudia Nowka hat in Michendorf endlich ihre Heimat gefunden. 
Claudia Nowka hat in Michendorf endlich ihre Heimat gefunden. 

© Varvara Smirnova

Warum will Nowka will an die Rathausspitze?

Nowka wirkt zielstrebig. Und so verwundert es auch nicht, dass sie die Verwaltung freiwillig verlassen hat, um sich beruflich weiterzuentwickeln. Seither arbeitet sie im Bundespolizeipräsidium in Potsdam, ist derzeit Leiterin von zwei Referaten, 190 Mitarbeiter sind ihr unterstellt. Sie fühlt sich wohl in der „Familie der Bundespolizei“. 
„Ich habe in meiner Zeit in der Michendorfer Verwaltung gute Erfahrungen gemacht“, sagt Nowka in einem Gespräch mit den PNN. Und fügt dann noch hinzu: Sie hoffe, dass es – sollte es mit der Kandidatur klappen, „nicht so endet, wie sonst“. Nowka spielt auf Jung und Mirbach an, zu deren Amtszeitende es in der Gemeindevertretung gewaltig krachte. 

Eine andere Debattenkultur soll mit ihr kommen

Ihr gehe es um Wertschätzung – die jedem zuteil werden sollte. Dafür will sie, auch das eines ihrer großen Ziele, künftig eine sachlichere Debattenkultur und eine bessere Zusammenarbeit in der Gemeindevertretung etablieren, „auch wenn das manche als naiven Wunsch abwerten“.  Zumindest die Grünen, die selbst keinen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken, stärken Nowka den Rücken und unterstützen ihre Kandidatur. Die anderen Fraktionen halten sich im Wahlkampf bisher zurück, geben für keinen der zwei Kandidaten eine Wahlempfehlung.  Ihrer Gemeinde hat Nowka nie den Rücken gekehrt: Auch nach dem Jobwechsel engagierte sie sich weiterhin. Das von ihr mitgegründete Familienbündnis betreut sie als ehrenamtliche Koordinatorin, sie ist im Beirat des Unternehmernetzwerks „FUN“. Nowka organisiert jährlich die Gesundheitswoche in der Gemeinde mit, hilft den Fußballern des SG Michendorfs. Nowka ist gut vernetzt – auch dank ihrer Kinder, in der Kita und Grundschule war sie Elternsprecherin.

Seit 2017 ist Nowka in der Politik

Der Wunsch, dass es in Michendorf wieder mehr um die Sache als um das Parteibuch geht, hat Nowka in die Kommunalpolitik gebracht. Seit 2017 ist sie Mitglied der Wählergruppe „Bündnis für Michendorf“, das von mehreren Gemeindevertretern gegründet wurde, die allesamt unzufrieden waren mit ihren Fraktionen. Dass ihr Bündnis bei der Kommunalwahl im Mai aus dem Stand heraus stärkste Kraft wurde, habe sie überrascht, sagt Nowka. Und so kam sie auf die Idee, es erneut mit Michendorf zu probieren. 

Sie hat viele Ideen, was in ihrem Programm nicht fehlen darf: ein ausgeglichener Haushalt. Die Zahlen geben ihr Halt, ebenso ihre Familie und Freunde. Sie weiß, dass sie womöglich schon bald ein dickes Fell brauchen wird. „Ich will aber trotzdem Mensch bleiben – auch als Bürgermeisterin.“ 

Am kommenden Donnerstag lesen Sie in den PNN die Analyse zur Wahl
 

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