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Buddhisten in Päwesien: „Backwahn“ als Treffpunkt

Seit zwölf Jahren besteht in Päwesin ein buddhistisches Kloster. Besucher werden allerdings weniger vom Glauben angelockt.

Päwesin - Seit zwölf Jahren arbeiten und studieren buddhistische Mönche und Nonnen in ihrem Kloster mitten im kleinen Dorf Päwesin nordöstlich von Brandenburg (Havel). Die meisten Besucher kommen jedoch nicht wegen der buddhistischen Weisheit, sondern wegen einer Bäckerei. In dem kleinen Backshop „Backwahn“ erwartet die Kunden eine große Auswahl: Pfirsichkuchen, amerikanische Cheesecakes, Schmandkuchen, Croissants und Brot aus der Klosterbäckerei liegen in der Auslage bereit.

„Das ist schon ein Hit, wir halten jedes Mal hier, wenn wir unsere Tochter in Berlin besuchen“, sagt Heidy Hoffmann aus den Niederlanden, die sich mit ihrem Mann in dem kleinen Garten-Café den Kuchen schmecken lässt. Betrieben wird die Bäckerei vom buddhistischen Kloster „Ganden Tashi Choeling“, das sich vor zwölf Jahren in einem alten Gutshaus und einer ehemaligen Dorfgaststätte angesiedelt hat.

Buddhisten sind gut integriert

Die 51 Mönche, Nonnen und Laienbrüder stammen zum größten Teil aus Deutschland und aus einigen anderen europäischen Ländern. Neben der Bäckerei betreiben sie in dem kleinen Dorf mit 560 Einwohnern einen Friseursalon. „Wir müssen für unseren Lebensunterhalt sorgen“, sagt der 44-jährige Mönch Losang Kyabchok, der aus Meerane in Sachsen stammt und früher Schauspieler war. „Wir können ja hier schlecht mit der Bettelschale durchs Dorf gehen.“ Wie alle Mitbrüder und -schwestern hat er nach dem Eintritt ins Kloster vor 18 Jahren den Ordinationsnamen angenommen.

Aus Sicht von Bürgermeister Hubertus Kühne haben sich die Buddhisten in der kleinen Gemeinde gut integriert. „Die Bäckerei hat sich zu einem Treffpunkt für die Bewohner entwickelt“, sagt Kühne. Man helfe sich gegenseitig: Zum Dorffest habe das Kloster seine Musikanlage zur Verfügung gestellt, im Gegenzug leihe die Gemeinde den Mönchen bei großen Veranstaltungen Tische und Bänke. „Und zu den großen buddhistischen Festen sind die Hotels und Pensionen gut gebucht“, berichtet der Bürgermeister.

Innere Heilung

„Zum Sangha-Fest Anfang Dezember kommen inzwischen mehr als 400 Gäste aus ganz Europa und Asien“, sagt Losang Kyabchok. Für das Fest, das zu den großen Feiertagen in der buddhistischen Tradition zählt, und überhaupt wegen der wachsenden Gästeschar laufen seit dem Frühjahr Bauarbeiten: Der große Altarraum wird um zehn Meter verbreitert. Durch den großen Park hinter dem Kloster wirbeln Mönche und Nonnen in roten Gewändern mit Schaufeln und Schubkarren.

„Wir machen möglichst viel in Eigenarbeit“, sagt der 44-jährige Mönch. An der Beton-Mischmaschine steht der 54 Jahre alte Rohrleitungsbauer Franco Müller aus Leipzig, der eigens in die Nähe des Klosters gezogen ist. „Ich fühle mich hier in der Gemeinschaft freundlich aufgehoben“, sagt Müller. „Und ich finde hier innere Heilung.“

Die anderen Bewohner des Klosters waren früher Rechtsanwälte, Lehrer, Krankenschwestern oder Maurer. Nun widmen sie sich den buddhistischen Studien und der Arbeit in der Küche oder im Garten, in dem Gemüse und Salat zur Selbstversorgung gezogen wird. Auch zu den anderen Kirchen halten sie Kontakt. Einmal im Jahr gibt es einen ökumenischen Gottesdienst.

Keine Missionierung

„Wir missionieren nicht, sondern suchen nach den Gemeinsamkeiten mit den anderen Religionen“, erläutert Losang Kyabchok. „Aber wir sind offen dafür, wenn jemand von sich aus Fragen zu unserer Lehre hat.“ Interessierte sind nach Anmeldung nicht nur zu den buddhistischen Unterweisungen willkommen. „Wir bieten Arbeitsferien an, wenn sich jemand ein paar Tage oder eine Woche am Leben in unserem Kloster beteiligen will.“

Die Besucher können im Garten oder bei den Bauarbeiten helfen und an den Vorträgen und Meditationen teilnehmen. Auch viele Schulklassen aus der Umgebung kommen im Rahmen des Religionskunde-Unterrichts nach Päwesin. Auch Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) war schon da. „Es ist gut, wenn Kinder und Jugendliche das Kloster besuchen und sich mit dem dortigen Leben und anderen Religionen beschäftigen“, sagt der Minister.

Nach Angaben der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) gibt es bundesweit inzwischen knapp 20 buddhistische Klöster, die Deutschen offenstehen. Davon gehörten zehn zur südasiatischen Theravada-Tradition, vier zur japanischen und südkoreanischen Zen-Tradition und vier – wie Päwesin – zur tibetischen Linie. Hinzu kommen zahlreiche buddhistische Zentren und Seminarhäuser. Eine DBU-Sprecherin meint: „Buddhismus ist hierzulande zunehmend en vogue.“

Klaus Peters

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