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Potsdam-Mittelmark: Buddeln in der Fresdorfer Heide

BZR will Kiesgrube vergrößern und damit Material für die Abdeckung der benachbarten Deponie liefern

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Michendorf - Es könnte ein Vorhaben sein, von dem beide Seiten profitieren: Die Potsdamer Stadtentsorgung GmbH (Step) muss ihre alte Hausmülldeponie in der Fresdorfer Heide rekultivieren. Ihr Nachbar, die BZR Bauzuschlagstoffe & Recycling GmbH, die im Wald zwischen Saarmund und Wildenbruch einen Tagebau betreibt, könnte dafür das benötigte Material liefern.

Konkret geht es um den Ausbau der Kiesgrube, deren Abbaufläche von derzeit 42 Hektar um knapp 16 Hektar vergrößert werden soll. Das bestätigte BZR-Geschäftsführer Dietmar Buchholz gegenüber den PNN. „Die Abbaumenge soll sich von derzeit 108 000 Tonnen jährlich auf 150 000 Tonnen erhöhen“, so Buchholz. Außerdem wolle man auch mehr Lehmerden abbauen. „In der Baubranche wird immer mehr bindiges Material verwendet.“ Die Lehmgemische würden auch für Deponieabdeckungen benötigt. Derzeit läuft für die Erweiterungspläne ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren, Buchholz rechnet mit einer Genehmigung frühestens 2016.

Hintergrund der Ausbaupläne sei, wie Buchholz ebenfalls bestätigte, die benachbarte Hausmülldeponie der Step. Die rund 20 Hektar große Deponie wurde bereits vor neun Jahren stillgelegt. In den vergangenen Jahren wurde schrittweise ihre Rekultivierung vorangetrieben. Dafür mussten Deponiegase entzogen und das Gelände planiert werden. Derzeit liegt auf dem ehemaligen Müllberg eine Erzschicht, auf der Gras wächst – ein Provisorium, das einer endgültigen Abdeckung weichen soll.

„Im letzten Schritt verlegen wir Kunststoffbahnen auf dem planierten Müllberg“, so der technische Step-Geschäftsführer Enrico Munder gegenüber den PNN. Auf den Kunststoff komme eine etwa 80 Zentimeter dicke Schicht an sogenanntem Rekultivierungsboden. Rund 160 000 Kubikmeter Erde würden dafür benötigt, so Munder. Fertig abgedeckt sei die Deponie erst 2020. „Pro Jahr schafft man nur fünf Hektar.“ Das Erdgemisch, das auf die alte Müllhalde kommen soll, könnte die BZR liefern.

BZR-Chef Buchholz hofft, als unmittelbarer Nachbar bei einer Ausschreibung gute Karten zu haben. „Wir gehen mit unserem Antragsverfahren sozusagen in Vorleistung, in der Hoffnung, dass wir den Auftrag bekommen.“ Da keine kostenintensiven Transportwege anfallen, mache es Sinn, dass die BZR die Step bei der Rekultivierung unterstütze.

Das Ausbauprojekt stößt auch bei der Step auf Wohlwollen: Einen Anbieter aus nächster Nähe zu beauftragen würde naheliegen, meint auch der Step-Geschäftsführer. Es sei zudem nicht leicht, die Riesenmengen an Erde aufzutreiben. „Zumal in Brandenburg derzeit mehrere Deponien rekultiviert werden“, so Munder.

Laut Deponieverordnung müsse das Erdgemisch, mit der der Müllberg abgedeckt werde, bestimmte chemische und physikalische Eigenschaften aufweisen. „Das sind recht hohe Anforderungen – deshalb muss man sehen, ob die BZR die benötigte Menge und Qualität in der Fresdorfer Heide auch vorliegen hat.“

Befürchtungen aus dem Nuthetaler Rathaus, dass die Belastung durch Lkw-Verkehr erheblich zunehmen könnte, widersprach die BZR. „Alles, was wir zusätzlich abbauen, soll direkt zur benachbarten Step-Deponie gehen“, so BZR-Chef Buchholz. Die beantragten zusätzlichen Abbaumengen würden also vor Ort verwendet werden. Dass sich an der Auftragslage in anderer Hinsicht etwas ändert, glaubt er nicht.

Es werde dabei bleiben, dass etwa sechs bis acht Lkw pro Stunde Kies und Sande zu Kunden fahren. Die meisten der Laster würden über den Saarmunder Flugplatz zur Autobahnauffahrt Saarmund fahren, die Ortschaft Saarmund sei von dem Verkehr kaum betroffen. „Die Lkw-Fahrer meiden natürlich Ortschaften, wenn es geht“, so Buchholz. Auch wenn die Sanierung der Step-Deponie in sechs Jahren beendet ist, glaubt Buchholz nicht an eine spürbare Zunahme des Lkw-Verkehrs.

Er betonte, dass es sich bei der Erweiterungsfläche im Süden des Kiestagebaus, die der BZR bereits gehört, ohnehin um eine Optionsfläche gehandelt habe, um den Tagebau einmal ausbauen zu können. Im Bergrecht spreche man von einem Bewilligungsfeld. Mit dem jetzigen Planfeststellungsverfahren solle es aktiviert und so auch die Stellen der 32 hier beschäftigten BZR-Mitarbeiter gesichert werden. Die Kiesgrube könne noch etwa 25 Jahrzehnte in Betrieb bleiben, ohne den Step-Auftrag entsprechend länger, sagte Buchholz.

Innerhalb des Planfeststellungsverfahrens würden alle Träger öffentlicher Belange zu den Plänen befragt. Auch die Gemeinde Nuthetal, deren Bürgermeisterin Ute Hustig kritisiert hatte, zu einem Start-Termin des Verfahrens nicht eingeladen worden zu sein, werde dann einbezogen. Davon unabhängig wolle er nächstes Jahr alle betroffenen Bürgermeister zu einem Vor-Ort-Termin einladen.

Gerade habe eine Umweltverträglichkeitsprüfung begonnen. Im Erweiterungsareal, das derzeit zum Wald gehört, wird nach schützenswerten Pflanzen und Tieren gesucht. Fest halte man auch an den Plänen, in der Kiesgrube Bauschutt zu deponieren. Über zehn Jahre könnten 1,1 Millionen Kubikmeter mineralische Abfälle in die älteren Tagebaubereiche verfüllt werden. „Die Planungen dafür stehen in engem Zusammenhang mit den Erweiterungsplänen“, sagte Buchholz.

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