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Relikt. Die stählerne Konstruktion ist alles, was von der ehemaligen Friedhofsbahnbrücke über den Teltowkanal noch übrig ist. Nun wird auch sie wohl verschwinden. Mit einem Schwimmkran soll sie weggehoben werden.

© Jana Haase

Brückenabriss über dem Teltowkanal: Kanalbrücke vor Abriss

Demontage des letzten Relikts der Friedhofsbahn wird offenbar vorbereitet.

Stahnsdorf/Kleinmachnow - Jahre wurde um sie gestritten, nun ist der Abriss der Friedhofsbahnbrücke wohl endgültig besiegelt. Die Deutsche Bahn bereitet offenbar die Demontage des über dem Teltowkanal führenden Industriedenkmals vor. Schon Ende 2017 hatte die Behörde beim Eisenbahn-Bundesamt prüfen lassen, ob für den Rückbau der über 100 Jahre alten Kanalbrücke eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig sei. Nachdem dies im April verneint wurde, dürfte dem Abriss nun nichts mehr im Wege stehen. Unklar ist, wann damit begonnen wird. Die Deutsche Bahn äußerte sich auf eine PNN-Anfrage dazu bislang nicht und auch die Kommunen Stahnsdorf und Kleinmachnow, die die Brücke verbindet, wissen es noch nicht. Beide hätten aber im Januar schriftlich ihre Zustimmung zum Rückbau erteilt, erklärte Stahnsdorfs Gemeindesprecher Stephan Reitzig am Donnerstag den PNN.

Wie berichtet hatte die Deutsche Bahn die Grundstücke der nach dem Mauerbau stillgelegten Friedhofsbahn samt ihrer teils noch vorhandenen Gleise Ende 2016 an die Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow verkauft. Insgesamt rund zehn Hektar. Die Kommunen sicherten sich die Flächen, um eine mögliche Wiederbelebung der Trasse offenzuhalten.

Der Bau der Friedhofsbahn war 1913 nach der Eröffnung des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs von der evangelischen Landeskirche beauftragt worden. Die rund vier Kilometer lange Strecke führte vom Berliner Bahnhof Wannsee nach Dreilinden, wo sich heute das Gewerbegebiet Europarc befindet, und von dort weiter bis zum Haupteingang des Kirchhofs. Zunächst diente die S-Bahn vor allem der Beförderung der Verstorbenen und Friedhofsbesucher.

Heute wird in der Verkehrsanbindung für die gesamte Region eine besondere Bedeutung gesehen, aber auch für den Friedhof sei sie mehr denn je existenziell, betonte zuletzt Stahnsdorfs Kirchhofsverwalter Olaf Ihlefeldt. Sei der Südwestkirchhof nach dem Fall der Berliner Mauer schon fast dem Untergang geweiht gewesen, würden sich heute jährlich wieder hunderte Menschen für eine Bestattung auf Deutschlands größtem evangelischen Friedhof entscheiden, erklärte er. Die Nachricht vom bevorstehenden Abriss bedeute für ihn einen Tiefschlag. Nun müsse auch das letzte verbliebene Relikt der Trasse weichen, bedauerte er. Die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Strecke wolle er aber nicht aufgeben. Die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz hatte sich selbst zunächst darum bemüht, die stillgelegte Bahnverbindung zu beleben. Eine entsprechende Klage war aber gescheitert.

Die Friedhofsbahn, die nach der Elektrifizierung für die von Berlin nach Stahnsdorf führende Strecke gerade sechs Minuten benötigte, sollte im Weiteren über Stahnsdorf und die verlängerte S-Bahn 25 zum Bahnhof Teltow führen und die Gemeinden des Berliner Umlands an das Bahnnetz und die Hauptstadt anbinden. Doch diese Pläne sind, nachdem Bahn und Länder prioritär eine Reaktivierung der Stammbahntrasse von Berlin über Kleinmachnow nach Potsdam verfolgen, zunächst in die Ferne gerückt.

Nach Ansicht der Kommunen bedeute der Abriss der Brücke aber nicht das gänzliche Aus der Pläne. Sollten jemals wieder Züge über die Gleise der Friedhofsbahn rollen, müsse die Überführung ohnehin neu aufgebaut werden, so Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zuletzt (PNN berichteten).

Die Deutsche Bahn beabsichtigte zunächst, die Gleis-Grundstücke nebst der Eisenbahnüberführung an die Kommunen zu verkaufen, doch wollten diese die Brücke wegen zu hoher Instandhaltungskosten nicht übernehmen.

Das in die Jahre gekommene Bauwerk war durch die Bahn schon vor Jahren teilweise demontiert worden, weil es zur Gefahr für darunter hindurchfahrende Schiffe geworden war. So wurde etwa die nach einem Brand zerstörte Holzabdeckung entfernt, auch wurde die Brücke für Fußgänger gesperrt. Verblieben ist eine stählerne Fachwerkkonstruktion. Nach Plänen der Bahn soll der fünf Meter breite und acht Meter hohe Überbau nun mit einem Schwimmkran ausgehoben und auf einer zugehörigen Pontonplattform abgelegt und zerlegt werden.

Das Eisenbahn-Bundesamt hatte von Umweltverträglichkeitsprüfung abgesehen, da durch den Rückbau keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen zu erwarten seien. Baubedingt müsse das umliegende Gehölz geringfügig zurückgeschnitten werden. Zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen soll dies nicht in der Nist- und Brutzeit erfolgen, frühestens also im Herbst. Fangnetze sollen zudem verhindern, das Brückenmaterial in den Teltowkanal fällt.

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