zum Hauptinhalt

Briefwahl in Teltow: Die Stimmzettel sind zu groß für die Kuverts

Die Briefwähler in Teltow murren: Die Stimmzettel sind zu lang, die Umschläge zu klein. Andere Kommunen setzen auf größere Kuverts.

Von Eva Schmid

Teltow - Annett Radinger versucht es mit Geduld und verschiedenen Falttechniken, am Ende reißt das Papier. Radinger will per Briefwahl abstimmen, doch dass das so schwierig ist, hätte sie nicht gedacht.

Vor der Frau aus Teltow liegen zwei große Stimmzettel, jeder einzelne größer als eine aufgeschlagene, großformatige Zeitung. Die zwei Riesen-Stimmzettel muss Radinger in einen normalen Briefumschlag stecken. Radinger ist froh, nicht auch noch den Ortsbeirat für Ruhlsdorf wählen zu müssen, sonst müsste noch ein weiterer Zettel in den viel zu kleinen Umschlag. Das, was Annett Radinger verzweifeln lässt, ärgert nicht nur sie, sondern auch viele andere Wähler in Teltow. In den sozialen Medien wird gewitzelt, dass man für die Briefwahl am besten zuvor einen Origami-Kurs besucht haben müsste.

Im Teltower Rathaus wird auf Nachfrage beschwichtigt: Von den 3600 versandten Unterlagen hätten sich bisher nur acht Briefwähler beschwert. Ist das nur die Spitze des Eisberges? „Die zahlreichen Stimmzettel für die Kommunalwahl in den Umschlag zu stecken, ist sicherlich nicht ganz einfach, aber mit einiger Sorgfalt durchaus zu bewerkstelligen“, erklärte Stadtsprecher Jürgen Stich jüngst auf Anfrage.

Die „Bild“-Zeitung schrieb vom Wahlzettel als Qualzettel. Denn auch die Stimmzettel für die Europawahl sind besonders lang, in manchen Bundesländern bis zu 96 Zentimeter. Bundesweit kennt man also das Problem von Annett Radinger.

Interessant ist, dass sich nicht nur Teltow, sondern viele andere Kommunen auch, auf eine Soll-Vorschrift zur Größe für den Briefumschlag beziehen. Doch sie ist kein Muss. Die Umschläge müssen nicht wie vorgeschlagen das Format DIN C6 haben – das übrigens eher einem Umschlag für Liebesbriefe entspricht. Selbst Rechnungen werden heutzutage in größeren Kuverts versandt, und zwar im Format DIN lang.

In anderen Kommunen, wie Werder (Havel), Schwielowsee und Michendorf, sind die Umschläge übrigens größer. Stahnsdorf hat zwar auch die DIN C6 Formate versandt, arbeitet aber auch mit Sondergrößen. Kleinmachnow setzt wie Teltow auf das kleine Format. Beschwerden gab es bisher weder in Stahnsdorf noch in Kleinmachnow, heißt es jedenfalls aus dem Rathaus.

Hilfe vom Wahlleiter

Annett Radinger streicht über das riesige rosa Papier, es ist stabiler als Zeitungspapier, der Umschlag neben ihr jedoch dünn. Sie fragt sich kurz, ob sie den Wahlzettel einfach in ein anderes Kuvert stecken soll. Aber dann sind ihre Stimmen ungültig. Gleiches gilt, wenn sie versuchen würde, den bereits zerrissenen Umschlag mit Klebestreifen zu reparieren.

Am Ende beschließt sie, den Wahlleiter um Hilfe zu fragen. Der reagiert erst nicht, dann aber kommt doch noch eine freundliche Antwort: „Sehr geehrte Frau Radinger, bitte sprechen Sie während der Sprechzeiten persönlich mit Personalausweis und den kompletten Wahlunterlagen im Wahlbüro vor. Dort wird man die beschädigten Unterlagen austauschen und beim sachgemäßen kuvertieren der Unterlagen gern behilflich sein.“

Ihr Mann, der die Umschläge im Rathaus vor wenigen Tagen abholte, ließ sich leider nicht einweisen, in die geheimnisvolle Origami-Falttechnik. Annett Radinger hat nun zwei neue Briefumschläge in der Hand – das fröhliche Falten geht weiter.

Zur Startseite