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„Brandenburger Landwein“: „Roter Sauser“ vom Klosterhof

Das Weingut Klosterhof Töplitz erzeugt ab diesem Jahr als erster Betrieb in Brandenburg seinen Wein komplett selbst. Jetzt bekam der Winzer Besuch von Minister Vogelsänger.

Werder (Havel) - Er könnte noch weich in der Wohnungsverwaltung der Berliner Senatsverwaltung sitzen, doch seine Beamtenkarriere hat Klaus Wolenski schon lange aufgegeben. In den 70ern ging er in den Immobilienhandel, es folgte sein drittes Leben als Landwirt. „Meine Frau hat immer gesagt, dass ich kein Beamter bin.“ Vor 15 Jahren begann der Spandauer, mit seiner Familie in Töplitz einen Reiterhof aufzubauen, den inzwischen seine Tochter, die recht erfolgreiche Dressurreiterin Lara Wolenski, managt. Noch mit 50 hatte ihr Vater den Abschluss als Pferdewirt gemacht.

Und dann, vor fünf Jahren, rebte Klaus Wolenski den verwilderten, einst von den Zisterziensern angelegten Weinberg wieder auf. Schließlich sei ja auch sein Großvater Winzer an der Mosel bei Koblenz gewesen. Warum also nicht den 55 Meter hohen Südhang auf der Insel nutzen, auf dessen Gipfel noch ein alter Wassertank stand? 240 000 Euro hat Wolenski in den Weinberg investiert. „Wir haben in Töplitz teilweise mehr Sonnenstunden als Rheinhessen oder Rheinland-Pfalz“, sagt er.

Gestern würdigte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) mit einem Besuch die erfolgreichen Bemühungen, einen neuen Anlaufpunkt in Töplitz zu schaffen. Er drückte für die Fotografen Maischehut in den Most und führte den Pressetross bei einem Rundgang über den Weinberg an. „Guter Tropfen“, befand er schließlich nach der Verkostung eines trockenen Klosterhof-Bacchus Jahrgang 2010 in der Besenwirtschaft. Zusammen mit dem sechs Hektar großen Wachtelberg sei Werder jetzt das „märkische Zentrum des Weinbaus“, so der Minister. Im Rahmen der Pflanzrechte für das Land seien weitere Lagen möglich: Von den 30 Hektar Rebrechten seien 22 Hektar vergeben. Knapp zwei Hektar sollen bekanntlich noch vom Weinbauverein am Werderaner Galgenberg hinzukommen.

Klaus Wolenski sieht sich mit seinen drei Hektar allerdings an der Kapazitätsgrenze. 6000 Flaschen hat er aus dem vorigen Jahr abfüllen können: Weißburgunder, Riesling, Grauburgunder, Bacchus, Saint Laurent und Regent. Jetzt versucht er auch noch „Cabernet Blanc“. In diesem „guten Weinjahr“ könnten es insgesamt 25 000 Flaschen werden, wenn alle Reben ausgewachsen sind 30 000. In der neuen Besenwirtschaft finde der Wein guten Absatz, auch ein kleiner Regio-Laden in Potsdam vertreibt den „Töplitzer Klosterhof“. Die Absatzsorgen sind vergessen. Im Marketing ist Wolenski auch nicht schlecht: Am 18. September ab 11 Uhr wird zum Winzerfest mit Federweißem eingeladen, den er „wegen des Ministerbesuchs“ „Roter Sauser“ nennt.

„30 Prozent Großvater, 30 Prozent angelesen, 30 Prozent angetrunken“ – so beschreibt der 62-Jährige, wie er sich auch das Fachwissen zum Keltern angeeignet hat. Denn der „Töplitzer Klosterhof“ ist seit diesem Jahr in Brandenburg der erste mit kompletter Produktionskette – vom Anbau bis zum Ausbau. Gemeinhin keltern die märkischen Winzer in Sachsen oder Sachsen-Anhalt, denen auch die hiesigen Qualitäts-Weinbaugebiete zugeordnet sind. Wird dort nicht ausgebaut, darf der Wein bislang auch kein Qualitätssiegel auf dem Etikett tragen.

Wolenski will das auch gar nicht, wie er sagt. Für den Kunden sei es irritierend, wenn auf einem Brandenburger Wein dann auch der Zusatz „Anbaugebiet Saale-Unstrut“ steht. Außerdem wolle er den Ausbau selbst unter Kontrolle haben. Um dennoch die für die Kundschaft interessante Qualitätsprüfung zu bekommen, ist das Agrarministerium gerade dabei, eigens für Wolenski eine Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Sachsen-Anhalt abzuschließen. „Normalerweise bekommt man von Verwaltungen ja immer Steine in den Weg gelegt, hier war es anders“, lobt er. Dass ihm bei der Kommunikation seine Beamtenerfahrungen geholfen hat, will er nicht ausschließen.

Greift der Vertrag, müsste Wolenski für die Qualitätsprüfung dann nur seine abgefüllten Flaschen nach Sachsen-Anhalt einschicken. Auch danach werde aber „Brandenburger Landwein“ auf den Etiketten stehen, sagt der Töplitzer Winzer. Ein werbewirksames Siegel hat sein Wein ja schon, das EG-Bio-Siegel. Herbizide verwende er nicht, nur Netzschwefel und Kupfer würden gespritzt. Schädlingsbefall brauche das Weingut ohnehin kaum befürchten: Der Abstand zwischen den Weinzeilen betrage 2,50 Meter – üblich sei die Hälfte. Der Wind könne den Weinstock nach einem Regen schnell trocknen. Die Gefahr des Pilzbefalls sei damit „sehr gering“. Und gegen die Stare helfen 11 Kilometer lange Netze.

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