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Großeinsatz für die Feuerwehr in Stahnsdorf.

© Andreas Klaer

Bombenfund in Stahnsdorf: Auch eine Kita musste evakuiert werden

Rund 3200 Menschen in Stahnsdorfer, Kleinmachnow und Teltow müssen wegen eines Bombenfundes am Freitagabend ihre Häuser verlassen. Die Größe der Bombe ist eine Herausforderung.

Von Enrico Bellin

Stahnsdorf - Es war ein aufregender Freitag in Stahnsdorf, auch für den fünfjährigen Valentin: Als er in der Kita Mäuseburg mit seinen Freunden vom Spielen im Freien rein wollte, hieß es nur angezogen bleiben – die Kita war eine der vielen Einrichtungen, die am Freitagnachmittag nach dem Fund einer 500-Kilogramm-Fliegerbombe evakuiert werden mussten. Dutzende Kinder wurden mit Bussen in die Zille-Grundschule außerhalb des Sperrkreises gebracht. Die war ferienbedingt leer und konnte als Ausweichobjekt genutzt werden. „Mein Freund hat vor Angst geweint, aber ich bin tapfer geblieben“, sagt Valentin, als Mama Nicole Lorbiecke ihn gegen halb sechs abholt.

Sie wurde von der Kita am Nachmittag informiert. „Ab dem Moment des Anrufes wirkte alles gut organisiert“, sagt Lorbiecke den PNN, bevor sie mit Valentin heim fährt. Ihr Haus im Akazienweg lag nicht im Sperrkreis. Die Kita-Erzieher waren vollbeschäftigt mit der Betreuung der Kinder in dieser besonderen Situation. Es mussten Getränke für die Kinder besorgt, Eltern informiert, der weitere Tagesverlauf diskutiert werden. Denn auch gegen 18 Uhr wussten viele Eltern und Erzieher noch immer nicht, ob ihr Haus im Sperrkreis liegt oder nicht.

Gemeindesprecher Stephan Reitzig wartete am Freitagabend dringend auf die genaue Abgrenzung des Sperrkreises, die die Einsatzleitung für jede Hausnummer in jeder Straße vornehmen muss. Bei ihm rief an, wer wissen wollte, ob er das Haus verlassen muss. Reitzig riet, die Ruhe zu bewahren. „Wenn Sie betroffen sind, werden wir bei Ihnen klingeln“. Am Abend steht fest: Rund 5000 Stahnsdorfer, so Reitzig, können mindestens den Abend nicht in ihren eigenen vier Wänden verbringen. Dutzende Straßen gehören zum Sperrkreis, der einen Kilometer um den Fundort der Bombe in der Wilhelm-Külz- Straße 58 reicht. Dort soll ein Wohngebiet der Firma Bonava entstehen.

Notunterkunft in der Schule 

In der Zille-Schule, in der auch die Notunterkunft für Anwohner eingerichtet wurde, fand sich zumindest bis zum frühen Abend niemand ein – offenbar hatten viele Betroffene Alternativen gefunden. Für eine Übernachtungsunterkunft war die Schule auch noch nicht gerüstet, es gab lediglich Stühle, keine Isomatten oder Verpflegung. Um die wollte sich die Gemeinde nach der Einrichtung des Sperrkreises kümmern. „Da Ferien sind, können wir nicht einschätzen, wie viele Menschen genau evakuiert werden müssen“, sagte Reitzig. Mindestens ein Seniorenwohnheim war ebenfalls betroffen. Am Nachmittag waren die Bewohner von Feuerwehr und Sanitätern in andere Einrichtungen verlegt worden, nachdem Sprengmeister Mike Schwitzke wegen der Größe des Bombe entschieden hatte, dass ein Abtransport nicht in Frage kommt.

Nicht alle Stahnsdorfer haben sich aber von der Hektik im Ort anstecken lassen: Ein Anwohner, der nicht namentlich genannt werden will, stand rauchend vor seinem Haus und schaute der Einrichtung des Sperrkreises am Stahnsdorfer Hof zu. „Ich geh’ hier nicht weg, da sind ja noch ein paar Häuser dazwischen. Und wenn’s knallt, knallt’s halt.“

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