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Potsdam-Mittelmark: Blütentherme in der Warteschleife

Werders Freizeitbad wird frühestens im August beschlussreif. Die Planunterlagen werden noch bis zum 20. Juli ausgelegt.

Werder (Havel) - Mit dem Baustart für die Blütentherme wird es etwas dauern: Frühestens im August sollen die Stadtverordneten den Bebauungsplan für das Millionenprojekt in den Havelauen beschließen. Erst danach kann es richtig losgehen. Das 50 Seiten dicke Planwerk liegt seit Montag im Rathaus (Eisenbahnstraße 13) aus, beigefügt sind Verkehrs- Schall- und Umweltgutachten. Auf eine Vorstellung des Plan-Entwurfs in der Stadtverordnetenversammlung wurde verzichtet, laut Bürgermeister Werner Große (CDU) wurden die Mandatsträger bei einer „Informationsveranstaltung“ ins Bild gesetzt. Sie war nicht öffentlich. Zudem verwies er auf eine nichtöffentliche Arbeitsgruppe, die das Projekt begleitet.

Mit dem ursprünglichen Zeitplan, das Bad bis Dezember 2012 zu eröffnen, dürfte es dennoch langsam knapp werden: Nach letztem Stand sollte der Baustart spätestens im Juni sein. Die beauftragte „Kryos Wellness und Bäderbau AG“ aus Erlangen hat bereits begonnen, das Baufeld zu beräumen und will jetzt den Zaun ziehen. Die Kryos ist enger Partner und Generalunternehmer der mittelfränkischen „Kristall Bäder AG“, die das Bad in Werder baut, betreiben und später ganz übernehmen wird. „Wir machen derzeit, was baugenehmigungsfrei möglich ist“, so Kryos-Chef Gerd Bittermann.

Gegenüber den PNN ging er noch am Dienstag davon aus, dass im Juli die Baugenehmigung erteilt wird. Nur dann sei eine Fertigstellung vor Weihnachten 2012 noch zu machen. Ein Bauantragsverfahren läuft parallel zum Bebauungsplanverfahren. Aus dem Rathaus hieß es gestern allerdings, dass ein Beschluss des Bebauungsplans so bald nicht zu erwarten sei. Allein die Auslegung dauert bis 20. Juli, danach müssen Einwendungen der Bürger, wenn es sie gibt, fachlich und rechtssicher abgewogen werden. Bei wesentlichen Änderungen müssen sogar nochmal die Behörden beteiligt werden. Die nächste turnusmäßige Sitzung der Stadtverordneten findet am 8. September statt. Bürgermeister Große schloss gestern aber nicht aus, dass es schneller geht und es schon im August eine Sondersitzung gibt.

Zwei Riesenrutschen, eine Strandlandschaft, Saunen- und Thermenlandschaften und ein Solebecken sind geplant. Viele der Becken werden eine Blütenform haben, auch auf dem wellenförmigen Dach soll es grünen und blühen. Derweil zeichnet sich bereits ab, dass es bei der 18-Millionen-Investition nicht bleiben wird: Auf einigen Plänen ist ein Wellenbad zwischen dem Hauptgebäude und dem Stichhafen eingezeichnet. Außerdem besteht die Idee, einen Bauernmarkt anzusiedeln. Auch dabei will es die „Kristall Bäder AG“ nicht belassen: Zusätzlich zum 2,8 Hektar großen Baufeld für das neue Bad sichert sich das Unternehmen aus Stein (bei Nürnberg) gerade zwei Nachbarflächen: einen Kasernenhof im Nordwesten, der abgerissen und durch einen Hotelneubau ersetzt werden soll und eine Brache im Süden der Therme, auf der eine Ferienhaussiedlung entstehen soll. Der Kauf der insgesamt 2,3 Hektar großen Flächen soll im Juli über die Bühne gehen, wie es vom Entwicklungsträger der Havelauen, der Mega AG, gestern hieß.

Das Hotel mit bis zu 300 Betten ist bereits Bestandteil des laufenden Bebauungsplanverfahrens. Die Ferienhaussiedlung mit bis zu 40 Häusern und 240 Betten soll danach in einem zweiten Verfahren planungsreif werden. Mit den Ferienhäusern wird wohl auch eine zweite Erschließungsstraße erforderlich werden, wie im B-Planentwurf angedeutet wird. Dazu ist die an der Kreuzung Elsastraße/L90 abzweigende Sandpiste im Gespräch. Wenn der seit Jahren geplante Bahntunnel kommt, soll hier ein neuer Kreisverkehr entstehen.

Allein für die Blütentherme wird mit jährlich 350 000 Gästen gerechnet. Das komplette Verkehrsaufkommen der Therme soll täglich 1000 Fahrzeuge betragen. Die Rechnung geht davon aus, dass fünf Prozent der Werderaner Dauergäste werden und zwanzig Prozent das Bad dreimal jährlich besuchen. Insgesamt wären das 200 000 Gäste, die anderen 150 000 sollen aus dem regionalen Umfeld oder als Urlauber kommen. Im Verfahren ist man bereits einem Wunsch der Havelbus Verkehrsgesellschaft nachgekommen, vor dem Badeingang eine Buswendeschleife einzuplanen.

Auch auf den Bau des Potsdamer Freizeitbads, der nach den Turbulenzen bei den Stadtwerken in den Sternen steht, wird im Planentwurf eingegangen: Eine Konkurrenzsituation wird nicht gesehen, weil das Bad im Bornstedter Feld auf die „Alltagsnutzung“ der Potsdamer abziele, während die Blütentherme mit ihren Wellnessbereichen der Stärkung des Tourismus dienen solle.

Wesentliche Bedenken von Behörden gibt es zur Blütentherme nicht: Die Untere Naturschutzbehörde fordert zusätzliche Ausgleichmaßnahmen, die man in Werder auch leisten will. Die Untere Denkmalschutzbehörde weist darauf hin, dass im Untergrund eine slawische Mittelalter-Siedlung vermutet wird. Außerdem, so fordert das Landesumweltamt, muss eine Lärmschutzwand am Parkplatz gebaut werden, wenn die benachbarte Ferienhaussiedlung steht. Die Behörde will auch abgeklärt wissen, dass keine geschützten Zauneidechsen im Bauareal leben. Die Untersuchungen laufen noch.

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