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Blütentherme heißt jetzt Havel-Therme-Werder: Werderaner Therme soll 2021 fertig sein

Die Firma Schauer will Werders Bad-Großbaustelle fertigstellen. Sie plant unter anderem einen neuen Familienbereich und ein auffahrbares Glasdach.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Noch knapp drei Jahre müssen sich die Werderaner gedulden, bis sie im Thermalbecken baden oder sich in einer von zwölf Saunen entspannen können. Wie Andreas Schauer, Chef der Schauer & Co GmbH aus Baden-Württemberg, am Donnerstag auf einem Pressetermin in der Thermenbaustelle erklärte, soll das Bad inklusive geplanter Erweiterungen, wie einem Familienbereich im Frühjahr 2021 fertig werden – wenn die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 4. Juli der Vertragsunterzeichnung zwischen der Stadt und seinem Unternehmen zustimmen. 

Schauers Firma war aus einem Vergabeverfahren als bester Bieter hervorgegangen. Das Unternehmenen betreibt derzeit vier Thermen in Basel, Saarbrücken, Bad Mergentheim sowie das Liquidrom in Berlin, einen Sauna- und Spabereich über dem Tempodrom nahe dem Potsdamer Platz. Eine fünfte Therme in Lindau am Bodensee befindet sich derzeit im Bau. Die Firma hat Schauer zufolge gut 300 Mitarbeiter und ist seit 20 Jahren im Bau und Betrieb von Thermen tätig. "Einen besseren Bauplatz für eine Therme als hier in Werder kann man sich als Betreiber gar nicht vorstellen", schwärmt der Firmenchef. Die Nähe zu Berlin und die Lage direkt and er Havel seien perfekt.

Mit 28,275 Millionen Euro soll die Therme fertig gestellt werden

Für 28,275 Millionen Euro, welche die Stadt Werder wie berichtet bezahlen muss, will Schauer die Therme vollenden. Erhält er im Juli den Zuschlag, so sollen die Baugenehmigungen bis Jahresende beantragt werden. Die Therme soll an einer Seite verlängert und so etwa um ein Fünftel vergrößert werden, um vor allem den neuen Familienbereich aufzunehmen, der ein Becken mit 200 Quadratmetern Wasserfläche erhalten soll – laut Schauer fast so groß wie das im Rohbau vorhandene 25 Meter lange Sportbecken mit seinen vier Bahnen. Der Neubau soll sich mit geschwungenen Linien in die bisherige Kubatur einpassen und ein auffahrbares Glasdach erhalten. „Das zählt als kompletter Neubau, weshalb wir auch eine neue Genehmigungsplanung brauchen“, so der wahrscheinliche Badbetreiber.

Im Rohbau selbst wird es nur kleine Veränderungen geben, die vorhandenen Becken wie das Thermalbecken in Blütenform mit Außenbecken oder die Poolbar sollen erhalten bleiben. Zudem ist wie berichtet eine Sauna direkt auf dem Zernsee geplant, die über einen Steg mit der Therme verbunden werden soll. „Noch ist unklar, ob wir die Seesauna nahe am Ufer bauen können oder etwas weiter in den See sollen“, so Andreas Schauer. Die zuständige Genehmigungsbehörden seien sich über die naturverträglichste Variante noch nicht einig. Schauer rechnet damit, im Frühjahr 2019 die Baugenehmigungen zu erhalten. Um das zu schaffen, sollen die Behörden schon vorher in die Planungen involviert werden. Dann müssen die Arbeiten ausgeschrieben werden. Der komplette Rohbau soll im Sommer 2020 fertig sein, um im Frühjahr 2021 eröffnen zu können.

Kritik an den Ausgaben

Wie berichtet gab es lautstarke Kritik an den fast 30 Millionen Euro, die die Stadt für den Bau zahlen soll. Ein Bürgerbegehren, mit dem die geplante Vergabe gestoppt werden soll und das Verfahren zum Thermenbau transparenter werden soll, ist gestartet. Doch nach den hohen Einmalzahlungen soll das Bad ohne Zuschüsse auskommen. „Natürlich werden wir noch für Leistungen wie das Schulschwimmen bezahlen müssen“, so Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). Wochentags sollen drei der vier Bahnen im Sportbecken von 7 bis 13 Uhr für Schulen reserviert sein, das habe die Stadt zur Bedingung gemacht. Einen Betriebskostenzuschuss, wie ihn etwa Potsdam für das Familienbad blu jährlich in Millionenhöhe zahlt, soll es in Werder aber nicht geben. Im Gegenteil: Der Betreiber soll jährlich einen sechsstelligen Betrag als Pacht für die Therme zahlen, die im städtischen Eigentum verbleibt. „Zudem werden wir jährlich Rückstellungen ebenfalls in sechsstelliger Höhe für Modernisierungen und andere Investitionen bilden, für die wir auch selbst aufkommen“, so Andreas Schauer.

Der Vertrag mit der Stadt sehe vor, die Therme schlüsselfertig zu übergeben. Anschließend soll Schauer & Co das Bad für 30 Jahre von der Stadt pachten. „Wir erhalten das Geld für die Fertigstellung nur zeitverzögert“, so der Firmenchef. Dadurch will die Stadt sicherstellen, dass Leistungen, für die sie bezahlt, auch erbracht worden sind – und so ein Fiasko wie mit der Kristall Bäder Ag verhindern. Schauer zufolge sind in die 28,275 Millionen Euro Kosten etwa zwei Millionen als Puffer enthalten. „Falls wir im Rohbau auf mehr Überraschungen stoßen, als wir angenommen haben.“ 

Das Bad heißt nun Havel-Therme-Werder

Bürgermeisterin Manuela Saß hat gestern noch ein letztes Mal das Wort „Blütentherme“ verwendet. Mit Schauer soll das Bad nun „Havel-Therme Werder“ heißen und eine „Premium-Spa-Therme für Berlin und Brandenburg“ werden. „Der Name Blütentherme war zwar schön, ist bei google und in den sozialen Medien aber verbrannt“, begründet der Firmenchef. Der gestern sogar schon einen Großteil der Eintrittspreise präsentierte: Demnach wird der Eintritt ins Sportbad drei Euro kosten, für Kinder zwei Euro. Wer neben dem Sportbad auch die Therme nutzen will, zahlt 15 Euro. Wie lange man dafür schwimmen kann, blieb zunächst aber offen. Das parken auf einem der 300 Außenstellplätze soll zwei Euro kosten.

Durch das Glasdach des Familienbades soll man künftig übrigens auch in den Sternenhimmel schauen können: Die Therme soll täglich von 9 bis 24 Uhr geöffnet sein, in den Nächten auf Samstag und Sonntag sogar bis 1 Uhr. Im Sportbad soll man von 9 bis 22 Uhr seine Bahnen ziehen können, mittwochs und freitags soll es zwei Stunden eher öffnen.

Chronik: Dreieinhalb Jahre ohne Baufortschritt

Der Grundstein für die Blütentherme in den Werderaner Havelauen wurde bereits im Oktober 2011 gelegt. Die Stadt hatte einen Vertrag mit der Kristall Bäder AG geschlossen, die die Therme errichten sollte. Geplante Eröffnung: Der 12. Dezember 2012. Für 18 Millionen Euro sollte die Firma in einem „Rundum sorglos Paket“ den Bau vollenden. Seither kam es immer wieder zum Bauverzug, dem ein langwieriger Rechtsstreit zwischen Stadt und Kristall Bäder AG folgte. Seit Ende 2014 hat sich auf der Baustelle nichts mehr getan. Der halbfertige Rohbau wird aber beheizt und bewacht, damit er nicht vollends zur Ruine wird. Im November 2015 haben die Stadtverordneten dann die endgültige Trennung von der Kristall Bäder AG beschlossen. Schon damals waren die ursprünglich geplanten 18 Millionen Euro aber ausgegeben, hinzu kamen noch Kosten für benachbarte Grundstücke. Im Frühjahr 2016 wurde die Trennung vollzogen. Dem folgte ein langer Streit darüber, wer die Therme vollenden soll – die Stadt oder ein neuer Partner. In einem Vergabeverfahren wurde schließlich der neue Partner gefunden, den Vertrag mit ihm sollen die Stadtverordneten in einer Sitzung am 4. Juli beschließen. 

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