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Wirrwarr oder mit Maß? Bildungsministerin Ernst wehrte sich gegen Kritik.

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Bildung in Brandenburg: Mehr Digitalisierung an Schulen gefordert

In der Coronakrise wären Schulclouds und Lernplattformen wichtig gewesen. Nun sollen sie kommen. Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) verteidigte den Kurs der Landesregierung.

Potsdam - Brandenburgs Schulen sollen künftig digitaler werden. Am Mittwoch beschloss der Landtag mit den Stimmen aller Fraktionen außer den Freien Wählern, die sich enthielten, ein „Aktionsprogramm zur digitalen Bildung“. Demnach soll sich die Landesregierung für eine bessere technische Ausstattung der Schulen einsetzen – etwa mit Videokonferenzsystemen oder digitalen Endgeräten für Schülerinnen und Schüler.

„Es gibt Schülerinnen und Schüler, die nicht nur kein Tablet haben“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Erik Stohn. „Sie werden auch in den nächsten Monaten und Jahren kein Geld haben, um sich eines zu kaufen.“ Die Lehre aus den letzten Wochen müsse heißen: „Unsere Schulen gehören digital auf die Überholspur“, sagte Stohn. So müsse es an jeder Schule auch „digitale Hausmeister“ geben, die sich um die digitale Infrastruktur kümmern sollten. „Wenn die Schulklingel klingelt, sollten alle Geräte einsetzbar sein.“ Die Grünen-Fraktionschefin Petra Budke sprach davon, dass jede Krise auch eine Chance sei, um für die Zukunft zu lernen. 

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An vielen Schulen hänge die Digitalisierung an der Initiative einer einzelnen Lehrkraft. „Eine Schulcloud oder eine Lernplattform hätte in dieser Krise wirklich jede Schule gebraucht.“ Und der Prignitzer CDU-Abgeordnete und Bildungsexperte Gordon Hoffmann kritisierte das Vorgehen der Datenschutzbeauftragten des Landes gegen Lehrerinnen und Lehrer, die sich in der Krise für digitalen Unterricht eingesetzt hatten. „Wenn Lehrer in der Krise Eigeninitiative entwickelt haben, dann erwarte ich, dass sich das Land vor alle Kollegen stellt und die Bußgelder übernimmt“, sagte Hoffmann. „Wir wollen Eigeninitiative nicht bestrafen – die Lehrkräfte dürfen nicht den schwarzen Peter kriegen.“

Fundamentalkritik an Ministerin

Die Opposition indes nutzte die von der SPD beantragte Aktuelle Stunde für eine Fundamentalkritik an Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). „Brandenburg hat sich immer nur von den Entscheidungen anderer Länder treiben lassen“, sagte etwa die Bildungsexpertin der Linken, Kathrin Dannenberg. „Noch immer bewegen wir uns in einem Wirrwarr von Entscheidungen und Verordnungen, das Eltern, pädagogisches Personal und Verwaltungen oft ratlos zurücklässt.“ Sie forderte von der Landesregierung ein verbindliches Testkonzept für das gesamte pädagogische Personal sowie eine Anpassung der für 2021 geplanten Prüfungen. Es brauche soziales Lernen sowie eine „Schulentwicklung ohne diesen verdammten Druck“, sagte Dannenberg. 

„Lassen Sie uns überlegen, ob diese Stoffhuberei und das Bulimie-Lernen auch noch in den Ferien oder am Samstag überhaupt sinnvoll ist: Nein, ist es nicht!“ Und für die AfD warf der Abgeordnete Dennis Hohloch der Landesregierung vor, die Digitalisierung seit 30 Jahren verschlafen zu haben. „Gäbe es einen Pokal für die eindrucksvollste Serie an politischen Fehlentscheidungen und Fehltritten, wären Sie die aussichtsreichste Gewinnerin“, sagte Hohloch, an die Adresse von Ernst gerichtet. „So eine Pleiten-, Pech- und Pannenshow ist selbst für SPD-Verhältnisse erschreckend.“

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Unterricht am Samstag? Ernst ist skeptisch

Ernst selbst betonte dagegen, die Landesregierung habe „mit Maß“ auf die jeweilige Situation reagiert. Man habe Videokonferenzen durchgeführt, ausführliche Berichte vorgelegt und sei permanent mit den kommunalen Verbänden im Gespräch gewesen. Und auf die verschiedentlich geäußerte Kritik der Linken etwa an der Durchführung der Prüfungen zum mittleren Schulabschluss entgegnete die Ministerin nur: „Ich weiß nicht, was schlecht daran ist, eine Prüfung erfolgreich durchzuführen.“ Immerhin zeigte sich auch die Bildungsministerin skeptisch gegenüber der Idee, nach den Sommerferien auch samstags Unterricht durchzuführen. Wenn es anders gehe, wolle sie das gern vermeiden: „Ich bin als westdeutsches Arbeiterkind ja auch mit dem Slogan großgeworden: Sonnabends gehört der Papi mir.“ 

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