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Steffen Grebner, Chef des Potsdamer Bergmann-Klinikums, gehört zu den Top-Verdienern. Er erhielt 2014 genau 220.000 Euro - deutlich mehr als im Jahr zuvor.

© A. Klaer

Bergmann-Klinikum in Bad Belzig: Breiter Protest gegen Schwimmbecken-Schließung

Politiker fordern bessere medizinische Versorgung des ländlichen Raums und üben scharfe Kritik an der Stadt Potsdam. Beim Klinikum allerdings versteht man die Aufregung nicht.

Bad Belzig - Ambulante Physiotherapie, Aqua-Gymnastik, Babyschwimmen – bis Ende Mai machte das kommunale Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ in seiner Klinik in Bad Belzig diese Angebote. Dann ging die Filteranlage des Bewegungsbeckens kaputt. Aufgrund des sechsstelligen Betrags, den eine Reparatur erfordern würde, entschied das Potsdamer Klinikum, künftig auf das Becken zu verzichten. Bürger und Politiker in der Region sind empört und wollen diese Entscheidung nicht hinnehmen. Zumal das Klinikum vor eineinhalb Jahren bereits die Geburtsstation in Bad Belzig geschlossen hat – begleitet von Protesten.

Mit großer Verärgerung reagierten etwa die Bürgermeister der Stadt Niemegk sowie der Gemeinden Mühlenfließ, Planetal und Rabenstein/Fläming auf die Schließung des Beckens. Sie wandten sich am Montag in einem offenen Brief an die Stadt Potsdam, deren gemeinnützige Tochtergesellschaft Ernst von Bergmann GmbH 74,9 Prozent am Belziger Klinikum hält. In dem Schreiben, das den PNN vorliegt, werfen die Bürgermeister der Stadt vor, in erster Linie nach Profit zu streben und sich Marktanteile sichern zu wollen. Die Gemeinden seien wohl selbst schuld, dass sie die Verantwortung für die medizinische Versorgung in die Hände einer Stadt gelegt hätten, die sich offenbar nicht verantwortlich für sie fühle. Auch die Landespolitik klagen die Bürgermeister an: „Wo ist Innenminister Schröter, der es zulässt, dass eine einzige Kommune einen landesweit operierenden Konzern ausbauen kann?“, heißt es unter anderem.

Beim Klinikum versteht man die Verärgerung über die geplante Schließung nicht

Auch Mathias Täge, Kandidat der Piraten für die Bundestagswahl im Belziger Wahlkreis, fordert, dass das Becken wieder in Betrieb genommen wird. Er wolle sich dafür einsetzen, „dass Kliniken wie das ,Ernst von Bergmann’-Klinikum zum Ausbau der medizinischen Grundversorgung verpflichtet werden“. Auch die Linke reagierte im Kreistag mit Unmut auf die Aussage, das Becken werde nicht repariert. Es handele sich um einen Abbau medizinischer Versorgung im ländlichen Raum, der zudem nicht transparent von der Klinik-Geschäftsleitung dargelegt worden sei.

Beim Klinikum versteht man die verärgerten Reaktionen nicht. „In dem Becken wurden ausschließlich ambulante Zusatzleistungen angeboten“, sagt Pressesprecherin Damaris Hunsmann. „Mit der medizinischen Grundversorgung hat das nichts zu tun.“ Die meisten der physiotherapeutischen Angebote seien einfach vom Wasser aufs Land verlegt worden. Das Bewegungsbecken sei ohnehin kein Bestandteil des Versorgungsauftrags von Krankenhäusern. Im Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum oder in der Lausitz Klinik Forst habe es nie Bewegungsbecken gegeben. Den Betrag, den die Reparatur erfordert hätte, wolle das Klinikum lieber in eben jene Grundversorgung stecken, etwa durch Investitionen in technische Geräte und höhere Gehälter für das Personal. Die Kurse fänden nun in den Funktionsräumen der Physiotherapie in der Klinik Bad Belzig statt. Nur das Babyschwimmen falle ganz weg. Hierfür wurden die Betroffenen an die Bad Belziger Steintherme verwiesen. Dort sind die Kurse laut dem Vorsitzenden der Kurgesellschaft, Christian Kirchner, allerdings komplett ausgelastet. Es gebe Wartelisten von etwa einem Jahr.

Die Stadt Potsdam wollte weder die Entscheidung des Klinikums noch den Brief der Bürgermeister kommentieren. Ein Sprecher sagte, die Stadt sei nicht in die Details von Entscheidungen des Tochterunternehmens eingeweiht. Auch eine gemeinnützige Gesellschaft müsse aber kostendeckend arbeiten. Die Stadt will jetzt zunächst den Bürgermeistern antworten – allerdings nicht öffentlich.

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