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Beratung über Umzug in die Heilstätten: Wird Beelitz neuer Verwaltungssitz?

Die Entscheidung über den Umzug der Kreisverwaltung auf das Gelände der Beelitzer Heilstätten soll im Oktober fallen. Der Städte- und Gemeindebund begrüßt einen zentralen Standort.

Von
  • Eva Schmid
  • Enrico Bellin

Beelitz - Wird die Kreisverwaltung in den Beelitzer Heilstätten zentralisiert, oder bleiben die Standorte in Bad Belzig, Teltow, Werder (Havel) und Brandenburg/Havel erhalten? Diese Frage soll in den kommenden Tagen geklärt werden. Ein erstes Gespräch sollte es am gestrigen Dienstagabend geben, Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hatte die Fraktionschefs eingeladen. Wie Blasig den PNN am Dienstag bestätigte, könnte die Entscheidung zu den Standorten bereits im Oktober vom Kreistag gefällt werden.

Wie berichtet arbeitet der Landkreis seit dem vergangenen Jahr an einem Masterplan zur künftigen Verwaltungsstruktur. Bereits vor rund zwei Jahren hat der Kreis in den Beelitzer Heilstätten ein 2,7 Hektar großes Grundstück gekauft. Laut Masterplan könnten dort bis zu 550 Mitarbeiter der Kreisverwaltung angesiedelt werden. „Wir haben ziemlich konkrete Vorstellungen, der Masterplan ist aber noch in der Entstehung“, so Blasig.

Schon länger bekannt ist, dass sich der Landkreis von angemieteten Räumen in Werder mit rund 200 Mitarbeitern sowie in der Stadt Brandenburg mit rund 100 Mitarbeitern trennen möchte. In Teltow und Bad Belzig sollten Bereiche mit starkem Bürgerkontakt bestehen bleiben, andere Standorte aber geschlossen oder stark reduziert werden.

Nachnutzung jetziger Verwaltungsgebäude durch den Kreis nicht ausgeschlossen

Über den Verbleib und die Entwicklung konkreter Standorte wollte sich Blasig am Dienstag noch nicht äußern. Er wollte sich zunächst mit den Fraktionschefs im Kreistag besprechen. Auf die Frage hin, ob der Kreis auch den ihm gehörenden Standort Papendorfer Weg in Bad Belzig verlassen könnte, antwortete Blasig, dass auch für kreiseigene Gebäude Nachnutzungen überlegt werden könnten. „Für entsprechende Nachnutzungen vor Ort muss es dann natürlich noch Konzepte geben“, so Blasig. Allerdings sei dafür noch Zeit: Nach einer Entscheidung des Kreistages im Oktober dauere es mindestens fünf Jahre, bis der Standort in den Heilstätten fertig sei. Konkrete Planungen für den Bau würden erst nach der Kreistagsentscheidung gestartet.

Für Bad Belzig würde ein Abzug eines Großteils der Verwaltung - neben dem Standort im Papendorfer Weg gibt es noch den Sitz von Landrat und Kreistag in der Niemöllerstraße, an dem aber nur wenige Mitarbeiter beschäftigt sind – einen großen Verlust an Arbeitsplätzen und Kaufkraft mit sich bringen. Bad Belzigs Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) kündigte an, sich noch diese Woche mit den Stadtverordneten abstimmen zu wollen. Erst dann werde er sich zu den Plänen öffentlich äußern und Position beziehen.

Neubau in Beelitz von geplanter Kreisreform in Brandenburg angestoßen

Ein ursprünglicher Grund für den Neubau in Beelitz-Heilstätten war mit der nunmehr abgesagten Reform der Verwaltungsstrukturen im Land Brandenburg verbunden. Potsdam-Mittelmark hätte demnach Landesaufgaben übernehmen sollen und dafür mehr Personal einstellen müssen. Auch nach der Absage der Reform hält der Kreis am Neubau fest, der Standort an der Autobahn 9 und dem Bahnhof Beelitz Heilstätten sei zentral gelegen.

Der brandenburgische Städte- und Gemeindebund begrüßte eine mögliche Zentralisierung: „1993 wurden mehrere Landkreise verschmolzen, um weniger Verwaltungen zu haben und Synergieeffekte zu bekommen. Dieses Ziel würde mit dem Vorhaben des Landrates erreicht werden können“, so die stellvertretende Geschäftsführerin, Monika Gordes. Die Zusammenlegung der Verwaltungssitze bringe auch eine einfachere Zusammenarbeit zwischen den Ämtern des Kreises mit sich. Zudem sei die Aufsicht einfacher. Gordes gibt aber auch zu bedenken, dass für die Städte, aus denen die Verwaltungen sich zurückziehen, Standortnachteile entstehen könnten. „Dieses Für und Wider müssen die Kreistagsmitglieder bei ihrer Entscheidung berücksichtigen.“

„Es war eine politische Entscheidung"

Tatsächlich ist im Kreistag die Standortfrage seit geraumer Zeit immer wieder Thema. Fast keine Fraktion hat sich bisher dazu eindeutig positioniert. Klar ist allen, dass ein zentraler Standort helfe, Kosten zu sparen. Auch ist Beelitz für künftige Fachkräfte, die der Kreis in den kommenden Jahren brauchen wird, aus dem Metropolraum Berlin schneller zu erreichen als Bad Belzig.

Sowohl Linke, als auch CDU und SPD betonen aber, dass bürgernahe Dienstleistungen vor Ort angeboten werden müssten. Der Werderaner Kreistagsvorsitzende Werner Große (CDU) schlägt vor, dass der Kreis dazu mit den Städten und Gemeinden Vereinbarungen treffen sollte. Für SPD-Fraktionschef Dietmar Otto hingegen sind die Auswirkungen für Bad Belzig, Werder, Teltow und Brandenburg/Havel schwer abzuschätzen. Linken-Fraktionschefin Kathrin Mentz sieht mit dem neuen Standort in Beelitz den schwachen südlichen Teil des Landkreises noch stärker abgehängt. „Es war eine politische Entscheidung, Bad Belzig zum Sitz des Kreistages und der Verwaltung zu machen.“ Das sollte der Aufwertung des ländlichen Raumes dienen. Mentz schlägt vor, das Geld für den Neubau lieber in den sozialen Wohnungsbau zu stecken. Das sehen aber nicht alle Mitglieder ihrer Fraktion so. Die Standortfrage spaltet nicht nur die Linke im Kreis.

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